Südtirol im Herbst

Um den Herbst noch ein wenig zu verlängern und noch mal angenehme Temperaturen abzukriegen, sind Sigi und ich mit unserem Jeep Compass noch ein paar Tage ins schöne Südtirol gefahren. Als Unterkunft haben wir uns wieder in der Sonnenburg in Kaltern eingemietet. Dort waren wir vor drei Jahren schon mal, es liegt schön zentral in der Nähe des Marktplatzes.

 

Der Wetterbericht sieht gut aus, was man so Richtung Oberbayern jetzt nicht so glauben konnte. Wir fahren über Garmisch und den Reschenpass hinunter nach Meran, oben am Pass erwarten uns mit 4° nicht gerade einladende Temperaturen, aber mit jedem Kilometer hinunter ins Tal wird es wärmer! Als wir in Kaltern ankommen und im Biergarten unseren ersten Schoppen Wein trinken, ist es in der Sonne 20° warm, einfach klasse! Danach beziehen wir unser Zimmer mit Balkon und einem tollen Blick auf die Wein- und Apfelplantagen Richtung Kalterer See. Und treffen noch auf unseren Bekannten Michael aus Baden-Württemberg, der mit ein paar Wanderkumpels auch in Kaltern untergebracht ist. Zeit für ein ausgiebiges Pläuschchen am Marktplatz.

 

Natürlich wollen wir auch wieder etwas unternehmen, das Wetter am Sonntag begrüßt uns schon mal mit Sonne pur! Also fahren wir den Mendelpass hinauf und dann weiter zum etwas unbekannteren Gampenpass. Diese Passhöhe beheimatet eine Sehenswürdigkeit, die wir uns näher anschauen wollen: Dort ließ Mussolini von ca. 800-900 Arbeitern unter strengster Geheimhaltung der Bevölkerung einen ganzen Berg mit Gängen und Schießständen aushöhlen. Mit 4,50 Euro Eintritt echt human, sind wir die einzigen Besucher und können nach einer kurzen und sehr freundlichen Einweisung durch eine Mitarbeiterin auf eigene Faust das mehrere hundert Meter lange Festungssystem, das in mehreren Etagen angelegt wurde, besichtigen. Alles davon ist leider nicht mehr begehbar, aber man kann sich die Dimensionen auch so gut vorstellen! Alte Bilder in einer Galerie zeigen den Bau der Gampenstrasse, die in auch nur 4 Jahren Bauzeit aus dem Boden gestampft, oder besser gesagt, aus dem Fels gehauen wurde! Es ist sehr kalt und feucht in den Gängen, man gelangt in Seitengänge auf mehreren Etagen, immer wieder Beschilderungen. Fertig wurde das Mammut-Projekt nie, Hitler bekam Wind von der Sache und zwang Mussolini, den Bau einzustellen. So wurden nach 8 Monaten alle Arbeiter abgezogen und das Tunnelsystem verschüttet. Erst in den 90er Jahren wiederentdeckt, machte man daraus ein Museum.

 

Wir fahren die Gampenpass-Straße auf der anderen Seite weiter und wundern uns, wie man so ein Projekt mit damaligen Mitteln in so kurzer Bauzeit fertigstellen konnte! Aber gut, das fragt man sich bei anderen alten Militärstraßen, z.B. auf den Mont Jafferau oder anderen Wegen aus dem Alpenkrieg noch mehr! Die Gampenpass-Straße endet im Tal in Lana. Wir fahren durchs schöne Ultental und kommen so wieder zum Mendelpass, wo wir bei herrlichem Wetter einen Kaffee trinken. Die Zeit reicht noch für einen Abstecher zum Montiggler See. Dort führt ein Weg um den See, den wir umrunden. Abend lassen wir uns eine gute Pizza zu einem Gläschen Roten in Kaltern schmecken.

 

Ein Abstecher zum Gardasee sollte auch sein. So weit ist es ja nicht und das Wetter ist traumhaft für diese Unternehmung. In Lazise machen wir unseren ersten Zwischenstopp. Schon am Vormittag ist es richtig angenehm und genau richtig für einen Kaffee direkt am See! Dann fahren wir weiter nach Norden, immer am See entlang bis Malcesine. Dort waren wir schon öfter, aber es ist immer wieder schön, durch die engen Gassen zu schlendern! Es ist noch viel los, anscheinend wollen viele Leute vor dem Winter noch mal warme Luft abkriegen!

 

Unsere Vereinskameraden Patrick und Selina sind auch in Kastelruth, also verabreden wir uns in der Fußgängerzone in Bozen, trinken einen Kaffee, schlendern durch die Geschäfte und gehen dann noch was essen.

 

Am Mittwoch geht’s ins Grödnertal bis hinauf zum Grödnerjoch, wo man bei Temperaturen um 1° nicht gern aussteigt!  Es ist schon leicht angezuckert, die Berge sind weiß. Aber dafür klare Sicht und ein wunderschönes Panorama! Über das unbekanntere Würzjoch und viele Serpentinen gelangen wir auf eine schmale Ortsverbindungsstraße und irgendwann führt der Weg wieder hinunter nach Brixen, auch ein Städtchen, das immer einen Besuch lohnt!

 

An unserem letzten Tag fahren wir auf der Landstraße nach Meran. Dabei fällt uns die Vielzahl der Burgen auf. Auch die Oberpfalz wird ja als Burgenland betitelt, im Vergleich zu diesem Tal ist das aber gar nichts! Teilweise 3 Burgen im Umkreis von 3 km – da fragt man sich, warum wurden die dort in so einer Dichte gebaut? Egal. Wunderschön anzuschauen sind sie auch heute noch, manchmal gut erhalten, manchmal mehr Ruine.

 

In Meran bummeln wir durch die Geschäfte, laufen die Kurzone auf und ab und genießen zum letzten Mal die wärmende Sonne. Zurück in Kaltern statten wir zwei Weinkellereien einen Besuch ab, müssen ja einiges für uns und unsere Freunde mit nach Hause bringen! Der Kofferraum ist voll, noch einen Abstecher an den Kalterer See, ein Abendessen im Biergarten und schon sind unsere paar Tage wieder vorbei. Am Samstag fahren wir über den Brenner und München zurück, denn Samstag ist Holzaktion auf unserer Ranch, da sind wir selbstverständlich dabei!

 

Es waren wieder ein paar schöne Tage in einer Gegend, in der man es schon längerfristig aushalten könnte! Nicht umsonst zieht es Jahr für Jahr so viele Touristen nach Südtirol, jetzt im Spätherbst ist es aber ruhiger. Es gibt trotzdem immer wieder Neues zu entdecken und ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir diese Gegend besucht haben! Ich war eine Woche auf der Suche nach dem „perfekten“ Wein für mich als Biertrinker – kein leichtes Unterfangen, ich wäre mehr der Typ für liebliche Weine, die Weine der Kalterer Gegend sind aber eher was für Weintrinker, die trockene Weine bevorzugen. Würde ich dorthin ziehen, müsste ich Bier wohl importieren! (J.K.)