Probefahrt Ford Ranger Wildtrak 3.0 V6 Diesel

Nachdem ich ja vor einiger Zeit schon den Raptor mit dem V6 - Benziner Probe gefahren hatte, stand noch eine Probefahrt mit dem V6 – Diesel aus. Da sich die Auslieferung des großen Diesels verzögert hatte, dauerte es etwas, bis mich Herr Schlenk von der Fa. MGS angerufen hat und mir die Probefahrt mit einem Ranger Wildtrak angeboten hat. Als Pickup-Fan und ehemaliger Ranger-Fahrer ist man natürlich schon gespannt, was Ford mit dem neuen Modell auf die Beine gestellt hat!

 

Nach einem netten Pläuschchen mit den Verkäufern drückt man mir den Schlüssel in die Hand und ich stehe vor einem orangenen Wildtrak. Übrigens das vierte Orange seit dem letzten Modell, und mit jedem Modell ist die Farbe heller geworden. Klar, im Gegensatz zum Raptor steht der Wildtrak nicht ganz so bullig da, aber ein gewisser Unterschied soll ja auch sein. Auffallend sind die riesigen 20“-Räder mit 255/55 R 20er Reifen. Warum man von 265ern auf 255er zurückgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Etwas größere Räder würden dem Ranger auf jeden Fall gut stehen, etwas mehr Gummi auch. Wer ernsthaft ins Gelände fahren muss oder will, wird wohl umrüsten. Aufgezogen sind die neuen BF Goodrich Trail-Terrain T/A – für mich als bekennenden BF Goodrich – Fan gleich eine gute Gelegenheit, diese relativ neuen Reifen mal zu fahren. Am auffallendsten ist die große Querstrebe im Kühlergrill mit dem mittig angebrachten Ford-Logo, die bis in die Scheinwerfer hinein reicht. Wem das nicht so zusagt, der kann diesen Grill ja gegen einen Raptor-Grill austauschen, der mir persönlich auch besser gefällt. Der Ranger ist von allen Seiten betrachtet ziemlich kantig und klassisch designed, die Ähnlichkeit zum großen Bruder F150 nicht zu verleugnen. Die Heckklappe hat im unteren Teil eine Einbuchtung, anstelle des Ranger-Aufklebers sind diese Buchstaben nun im Blech. Praktisch auch eine Trittstufe im hinteren Bereich, um den Aufstieg zur Ladefläche zu erleichtern. Wie auch früher schon beim Wildtrak schließt die Ladefläche mit einem elektrischen Rollo ab, Licht leuchtet die Ladefläche aus.

 

Die Türen öffnen sich durch anfassen des Griffs, ich nehme Platz auf straff gepolsterten Ledersitzen mit den typischen Wildtrak-Nähten. Natürlich mit vollautomatischer Sitzverstellung auf der Fahrerseite. Per Startknopf wird der 3 Liter große Sechszylinder zum Leben erweckt und brabbelt sofort munter vor sich hin. Eine Freude, heutzutage noch so einen Motor in einem Neuwagen zu finden! Sechs Zylinder klingen um Welten besser als vier und laufen runder als fünf wie im alten Wildtrak – das wird wohl jeder Motoren-Fan so empfinden! Den kleinen Wählhebel auf „D“ und es tut sich erst mal nichts. Beim neuen Ranger muss man leicht Gas geben, damit sich die Fuhre in Bewegung setzt, er rollt nicht von selbst an wie die meisten anderen Autos. Sitzheizung und Lenkradheizung ist an, was ich schon nach kurzer Fahrzeit merke. Das lässt sich gottseidank deaktivieren, ohne erst am riesigen Display in irgendwelchen Menüs rum zu suchen. Genauso wie Gebläse- und Heizungseinstellungen.

 

Der Motor hängt gut am Gas, im Stadtverkehr rolle ich bis nach Hause, wo ich Sigi aufsammele, die mit mir die Probefahrt macht. Wir verlassen die Stadt und können Gas geben. Die 240 PS hängen super am Gas, ich denke da unwillkürlich an unseren ersten Nissan Pickup mit 80 Saugdiesel-PS vor ca. 25 Jahren. Was für eine Beschleunigung, mehr braucht kein Mensch, oder es ist einfach das falsche Fahrzeug! Die 10-Gang-Automatik arbeitet sehr unauffällig, man kriegt Schaltvorgänge kaum mit. Tritt man beherzter aufs Gas, bemüht sich das Getriebe, auch mal zwei, drei Gänge zurückzuschalten, um genügend Vortrieb aufzubauen! Genauso ist auch sanftes dahingleiten in den oberen Gängen möglich. Alles in allem sind Motor und Getriebe sehr gut aufeinander abgestimmt. Bei 100 km/h ist der Motor angenehm leise, man erkennt sofort, dass auch längere Touren mit diesem Pickup sehr entspannt sind!

 

Irgendwann verlassen wir die Landstraße und fahren auf kurvigen, kleinen Sträßchen weiter. In einen Feldweg biegen wir ein, um uns mal die Technik zu Gemüte zu führen. Das riesige Tablet in der Mitte des Armatturenbretts ist ein Traum für alle Technik – Freaks: eigentlich schon fast wie ein PC ist es erstaunlich, was man damit alles machen kann, was man umstellen und einstellen kann! Zu viel, um das auf einer kurzen Probefahrt alles auszuprobieren. Von den vielen Assistenz-Systemen ist einiges heutzutage Pflicht, anderes sind einfach nur Gimmicks, die zeigen, dass Ford bei elektronischen Innovationen schon die Nase vorn hat, und das in einem Nutzfahrzeug! Da ich nicht gerne mit Spurhalte-Assistent fahre, kann man den am Lenkrad deaktivieren. Leider aktiviert sich der bei jedem Neustart neu, so dass man diesen jedes Mal ausschalten muss, falls nicht gewünscht. Wir finden keinen Menü-Punkt, der ihn dauerhaft deaktiviert. Man kann sich vielerlei Sachen anzeigen lassen, so viel, dass das den Rahmen hier sprengen würde!

 

Da Allrad ja unser Hobby ist, testen wir natürlich auch den 4x4-Antrieb. Leider nur auf Feldwegen, aber egal. An einem großen runden Drehschalter drückt man einfach auf 4 H, der Modus wird einem auch im Display des Armaturenbretts angezeigt, genauso wie das Umschalten von 2 H auf 4 H. Drückt man den Knopf mit dem Geländeprofil, wird die Frontkamera aktiviert. Ob man das nun braucht, sei mal dahingestellt. Praktisch ist es auf jeden Fall, um zu sehen, was sich vor dem Fahrzeug in Bodennähe befindet! Nebenbei kann man noch verschiedene Untergründe wählen, Sand oder Schlamm zum Beispiel. Die Neigung nach allen Seiten wird auch angezeigt. Interessant in diesem aufgerufenen Menüpunkt auch der Sperrenschalter. Braucht man die 100%-Sperre, ist es schon empfehlenswert, diesen Menüpunkt offen zu lassen, da dem Ranger ein „echter“ Sperrenknopf fehlt. Finde ich unpraktisch, bei aller Liebe zu den vielen Menüpunkten wäre ein echter Knopf für die Sperre sicherlich praktischer gewesen. Wie viele andere Fahrzeuge hat der Wildtrak auch keinen Handbremshebel mehr, nur einen Knopf, um die Feststellbremse zu aktivieren. Oben im Dachhimmel sind neben dem Sonnenbrillenfach auch sage und schreibe 6 AUX-Anschlüsse in einer Reihe untergebracht – wir fragen uns, wozu man die alle braucht…..

 

Die tief stehende Sonne liefert gutes Licht für ein paar Bilder. Also stellen wir den Motor ab und steigen aus. Interessantes Feature: Vergisst man, den Wählhebel beim Parken auf „P“ zu stellen, wandert der Ganghebel selbsttätig von „D“ auf „P“! Doch nun zu ein paar Daten. Die Kabine ist beim Doppelkabiner ausreichend groß, die hintere Beinfreiheit hat um ein paar Zentimeter zugelegt. Mit 5,37 cm ist er auch ein paar Zentimeter länger geworden, genauso wie er nun schon im Serienzustand 1,88 m hoch ist. Auf 1,63 m Ladeflächenlänge (ohne Wanne) kann man schon gut was unterbringen, mehr bieten dann natürlich der ExtraCab und der SingleCab. Die Bodenfreiheit liegt bei knapp 24 cm, bei der Wattiefe ist es bei 80 cm geblieben, was für einen Pickup ein durchaus brauchbarer Wert ist. Man kann knapp eine Tonne zuladen und 3,5 t anhängen. Er läuft zumindest in der Wildtrak-Version mit dem 3.0 Liter Diesel und seinen 240 PS 190 km/h, was ich für ein Nutzfahrzeug für mehr als ausreichend halte. In 8,7 Sekunden sind die 100 erreicht – ich sagte ja eingangs schon: Wer mehr will, sollte sich nach einem anderen Fahrzeugkonzept umsehen. Ich denke, dass das wirklich mehr als ausreichend ist, sowohl objektiv als auch vom subjektiven Fahreindruck her. Die Scheinwerfer sind LED und haben natürlich eine Licht- und Fernlicht-Automatik, die gut funktioniert und im Gegensatz zu den älteren Ranger-Modellen wirklich sehr gutes Licht liefert. Nachgelesen liegt der Verbrauch wohl etwas über 10 Liter. Das könnte gut hinkommen, denn anstrengen muss sich der Motor nur selten, außer man möchte den V6 ordentlich fordern. Dann werden es wohl zwei oder drei Schlückchen mehr sein. Da er über hintere Scheibenbremsen verfügt, kommt man auch als ambitionierter und flotterer Fahrer sicher zum Stehen.

 

Wir fahren zu Bekannten nach Waidhaus. Michl und sein Vater sind selbst begeisterte Allrad-Fahrer, als Mario den Ranger kurz probefährt, denkt er spontan über ein Leasing-Angebot nach. Natürlich für den V6, der kostet übrigens knapp 4000 Euro mehr als der 2.0 Liter Biturbo – Vierzylinder. Würde ich ihn kaufen, gäbe es gar keine Frage: Sicherlich reicht der Biturbo in fast allen Lebenslagen aus – man darf nur den V6 nicht gefahren haben!!!

 

Irgendwann gegen Abend sind wir wieder zu Hause. Unser Fazit fällt klar aus: Ford ist mit dem neuen Ranger sicherlich wieder einen großen Wurf gelungen. Die Optik und der Motor sind das größte Plus an diesem echt gelungenen Pickup, der jeden Meter Fahrspaß pur vermittelt! Wer nicht so viele technische Features braucht, kann auch einfachere Modelle wählen. Die sind aber leider nicht kombinierbar mit dem tollen V6 – Diesel! Unverständlich oder einfach nur Modellpolitik? Schon beim alten Modell hat sich der Wildtrak am besten verkauft – das wird wohl beim aktuellen Modell genauso sein! So im direkten Vergleich zum neuen Ranger Raptor mit dem V6 – Benziner hat dieser natürlich in einigen Punkten die Nase vorn, der bietet noch mehr Fahrspaß und bedingt durch das FOX-Fahrwerk Fahrkomfort vor allem auf schlechten Straßen und Pisten Fahrkomfort vom Feinsten. Dieser Fahrspaß kostet natürlich Express-Zuschlag an der Tankstelle, letztlich ist der V6 – Diesel wohl der beste Motor im Ranger.

 

Wir sagen herzlichen Dank an Herrn Schlenk und an das Autohaus MGS, die uns den Wildtrak zur Verfügung gestellt haben! (Jürgen Krauß)