Hüttenurlaub

im Juli

 

Eine echte Alternative zum Wohnwagen haben wir schon in früheren Zeiten öfter getestet, nämlich Urlaub auf einer Hütte in den Bergen. Auswahl davon gibt es genug im Internet, nach einigem Suchen findet man auch eine, die den Ansprüchen aller Mitreisenden gefällt. Diese haben sich zugegebenermaßen im Laufe der Jahre doch etwas „verweichlicht“, auf Strom und Duschen möchte man einfach nicht mehr verzichten. Wer unsere Touren auf die Tora-Alm in Kärnten noch kennt, weiß, was ich meine… Wichtig waren uns „völlige Alleinlage“, am besten über Schotterpfade zu erreichen und eben ein gewisses Maß an Komfort.

 

Da wir nun schon etliche Male auf Hütten in Kärnten und der Steiermark unterwegs waren, verschlägt es uns diesmal ins österreichische Salzburger Land, genauer gesagt in die Gegend um Neukirchen am Großvenediger im Naturpark Hohe Tauern. Dort finden wir auf 1540 m hoch über dem Tal mit der Habachblickhütte eine Hütte, die urig und doch modern und noch dazu völlig alleine gelegen ist – so jedenfalls der Prospekt. Ein Blick auf Google Earth verrät uns, daß letzteres schon mal zutrifft…

 

Also starten wir. Bei Regensburg treffen wir uns mit Claus, Sabrina und Pommes, der natürlich auch dabei sein muß. In Holzkirchen stossen wir dann noch auf Mike und Jasmin mit ihrem Hilux aus München, und so geht es im strömenden Regen über Kufstein, Kitzbühel (ja, DAS Kitzbühel mit „e“, Claus!) über den Paß Thurn und Mittersill bis nach Neukirchen am Großvenediger. Von dort aus müssen wir mit Beschreibung weiterkommen, die wir bei der Buchung erhalten haben. Daß Pferdeställe auch Gasthäuser sein können, darauf kommen wir erst beim dritten Anlauf. Es geht steil hinauf Richtung Wildkogel, nach einem Gasthof geht es scharf links, da müssen unsere Fahrzeuge mal kurz mit den Hufen scharren! Die Schranke ist nur für Berechtigte, sind wir ja. 3 km Schotter mit Serpentinen und losen Steinen geht es nun immer höher hinauf, bis wir irgendwann an der Hütte ankommen – und die übertrifft schon bei der ersten Inaugenscheinnahme unsere Erwartungen bei Weitem!

 

Gitti und Sepp, die Besitzer, warten schon auf uns, schnell kommt man ins Gespräch, und 3 hausgemachte Honigschnäpse weiter haben wir alles erklärt bekommen und die beiden fahren wieder zurück ins Tal. Wir laden alle Vorräte aus (braucht man für eine Woche wirklich so viel oder sind wir tatsächlich verweichlicht?) und machen es uns auf der Terrasse bei einem Bierchen bequem. Wir sind uns alle einig, daß unser Aufenthaltsort für die nächste Woche die Erwartungen sogar noch übertrifft! Der kühle Keller hält das Bier kalt, der Bach vor der Hütte schafft zusätzlich angenehme Trinktemperaturen. Der Blick von der Terrasse aus auf den Großvenediger direkt gegenüber von uns und die anderen Berge, man kann sich gar nicht sattsehen! Ein gemauerter Grill beschert uns ein wunderbares Abendessen, irgendwann krabbeln wir die enge Löffeltreppe hoch in die gemütlichen Schlafzimmer.

 

Sonntag hält sich das Wetter noch sehr bedeckt, wir machen eine Wanderung zur Mittelstation des Wildkogels, aufkommender Regen, der gottseidank schnell nachläßt, läßt uns wieder umkehren und den Tag gemütlich auf der Hütte verbringen. Abend fahren wir nach Neukirchen ins Tal hinunter genau in diesen „Pferdestall“, den wir für einen echten hielten, und lassen uns ein gutbürgerliches österreichisches Mahl schmecken. Der Montag sollte laut Wetterbericht auch noch sehr wechselhaft werden, also rumpeln wir ins Tal hinunter und fahren über Mittersill nach Zell am See. Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone und an der Seepromenade entlang sind wir uns schnell einig, daß wir hier nicht Urlaub machen wollen! Abends werfen wir noch mal den Grill an und vertilgen den Rest unserer mitgebrachten Grillsachen.

 

Mike und Jasmin haben leider nur wenig Zeit und müssen heute schon zurück nach München. Deshalb fahren wir gemeinsam zu den nicht weit entfernten Krimmler Wasserfällen. Hier schießt das Wasser in mehreren Etagen über 400 m ins Tal, wenn man direkt davorsteht, schon ein beeindruckendes Erlebnis – das sich leider auch Scharen von anderen Touristen denken! Wir laufen auf engen Pfaden hinauf bis etwa zur Hälfte und sehen das Wasser von oben ins Tal stürzen, Claus, Sabrina und Pommes bekommen eine Ladung ab, wo ich schon fragen wollte, ob sie duschen waren! Zurück am Auto verabschieden wir uns von Mike und Jasmin, die über den Gerlos-Paß und durchs Zillertal zurückfahren nach Deutschland.

 

Auf jeden Fall einen Besuch ist das Speckdorf wert, das eh direkt am Weg zurück liegt. Dort gibt es tiroler Spezialitäten wie Schinken, Geräuchertes in allen Variationen, Speck, Käse und  natürlich selbstgebrannte Liköre und Schnäpse. Wir decken uns für eine anständige „Jausn“ ein und fahren dann zurück zur Hütte.

 

Da es nicht so weit ins Zillertal ist, machen wir auch einen Abstecher dorthin. Der Gerlos – Paß ist mautpflichtig, als die Dame im Häuschen unsere Pickups sieht, verlangt sie erst mal den Fahrzeugschein und weist uns darauf hin, daß im Schein zwei verschiedene Gewichte eingetragen wären! Einmal knapp unter 2000 kg und einmal etwas drüber. Auf meine Frage, ob das relevant wäre, meinte sie: doppelter Preis über 2 t!!! Nach etwas Diskussion bezahlten wir dann das PKW-Pickerl, Claus und Sabrina´s D-Max ist wohl etwas schwerer als der Hilux und sie bezahlten den doppelten Preis! Hätten sie uns den auch abgenommen, wären wir wieder umgekehrt, denn 16 Euro finden wir schon etwas heftig, zumal jeder große Kombi heutzutage auch schon an der 2-Tonnen-Grenze kratzt, diese Fahrzeuge aber automatisch PKW´s sind… Naja, dafür bekommen die beiden in Mayrhofen als kleine Entschädigung, weil wir so billig davongekommen waren, einen Cappuccino…

 

Abend freuen wir uns auf die „Brettl-Jausn“ mit all den Köstlichkeiten, die wir eingekauft hatten. Das Wetter wird auch besser und so können wir das auf der Terrasse verdrücken, einfach hervorragend!

 

Da Claus und Sabrina am Donnerstag einen Ruhetag einlegen wollen, fahre ich mit Sigi nach Saalfelden, eine quirlige Kleinstadt, wo man schön bummeln und am Marktplatz einen großen Braunen trinken kann. Am Rückweg machen wir noch einen Abstecher ins Tal nach Saalbach/Hinterglemm, vorbei an unzähligen Hotels, Pistenraupen, Seilbahnen und Apres-Ski-Bars. Schönes Tal, leider total zugebaut und wohl nur für den Wintersport – nicht unsere Welt, schnell wieder weg!

 

Am Freitag fahren wir noch mal einkaufen, machen dann ein paar schöne Bilder, ich mache ein paar Saunagänge und genießen den letzten Tag auf der Hütte in der Sonne. Als ich so in der Sauna sitze  und schwitze und nix mitkriege, erfahre ich, daß Claus noch Bergretter spielen mußte… Bei einem dänischen Pärchen mit Kindern hat sich die Tochter am Bein verletzt und kann nicht mehr laufen – Claus fährt sofort los Richtung Mittelstation und bringt die beiden sicher ins Tal.  Als Dank ist das teuere Pickerl am Gerlos-Paß mehr als eingefahren!

 

Samstag morgen kommen dann die Besitzer, die Hütte muß geputzt werden für die nächsten Gäste.  Bei strahlendem Sonnenschein verabschieden wir uns und treten dann die Heimreise an, am gleichen Weg, den wir gekommen waren. Der Stau hält sich auch in Grenzen, wir kommen nachmittags schon auf der Ranch an. Im Gegensatz zur Höhe von über 1500 m ist es hier ganz schön heiß! Wir sitzen noch lange draußen in einer lauen Nacht, bevor wir heute nach dem Frühstück endgültig daheim aufschlagen. Hinter uns liegt eine echt wundervolle Woche auf einer genialen Hütte, die auf jeden Fall wieder einen Besuch wert ist! Dazu noch überwiegend gutes Wetter, nette Leute dabei, 3 Allradler vor der Hütte… Braucht man mehr? So ab und zu mal ein Hüttenurlaub ist auf jeden Fall eine Alternative zu Wohnwagen, Hotel, Zelt oder was auch immer… irgendwo dazwischen halt! (J.K.)