Wissenswertes über den BF Goodrich AT KO2

Die Frage, welcher der richtige Reifen wäre, taucht ja immer wieder in Foren und FB-Gruppen auf. Grund genug, sich dieser Frage mal zu widmen! Die Serienbereifung lassen wir mal außen vor -  in diesem Artikel soll es mehr um die Alleskönner unter den Geländwagen-Reifen, die All-Terrain-Reifen, gehen, speziell um einen der bekanntesten Vertreter, den BF Goodrich.

Grundsätzlich wollen ja viele Pickupfahrer gleich nach dem Kauf die fein profilierte Serienbereifung verkaufen und umrüsten auf grobere, robustere und für jeden Einsatzzweck geeignete AT-Bereifung. Die Auswahl und die zur Verfügung stehenden Größen ist vielfältig: Fast jeder Reifen-Hersteller hat einen AT-Reifen im Angebot, je nach Einsatzzweck grober oder feiner profiliert. Einige Vertreter der Szene sind der Goodyear Wrangler, der Yokohama Geolander, der Cooper Discoverer, der Bridgestone Dueler oder der General Grabber, um nur mal die bekanntesten zu nennen. Der Einsatzzweck reicht je nach Marke von 30:70 % Gelände/Straße über 40:60 % bis hin zu 50:50 %.

Von all diesen All-Terrain-Reifen ist der wohl bekannteste ohne Zweifel der BF Goodrich. Da gerade er immer wieder in Foren und in Facebook-Gruppen kontroverse Diskussionen auslöst, möchte ich als bekennender und langjähriger Fahrer dieses Reifens ein paar Zeilen über ihn verlieren. Und dabei sowohl Vor- als auch Nachteile beleuchten, die ich mir so in nunmehr über 25 Jahren mit diesem Reifen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren habe!

Irgendwann fragt man sich mal, welcher Reifen ist für mich der richtige? Was möchte ich machen mit diesem Reifen, wohin soll er mich bringen? Die meisten von uns werden überwiegend auf der Straße fahren, aber auch mal auf unbefestigten Wegen, werden auf Reisen in Länder gehen, die nicht mit durchgehendem Asphaltband aufwarten können oder ihren Pickup auch mal richtig Offroad bewegen, z.B. in einem Offroadpark. Geht man auf Messen, Fahrzeugausstellungen oder fährt auf Szene-Treffen, fällt der hohe Anteil des BF Goodrich auf. Viele Umrüster in der Allradszene statten ihre umgebauten Geländewagen mit dem AT-Reifen dieses Herstellers aus – das wird einen Grund haben. Das war vor über 25 Jahren schon so und ist auch heute noch so.

Grund genug, sich diesen Alleskönner mal ein bisschen genauer anzuschauen! Mit erfunden von einem gewissen Benjamin Franklin Goodrich, einem amerikanischen Industriellen, der das Unternehmen 1870 gründete – natürlich nicht mit der heutigen Optik. In der aktuellen Generation heißt der AT-Reifen nun KO2, hat im Gegensatz zum Vorgänger ein zusätzliches Seitenprofil und soll in fast allen Bereichen noch bessere Leistungen vollbringen. So hat der aktuelle auch noch mal um 20% robustere Flanken. AT heißt ja All Terrain, was wiederum bedeutet, dass der Reifen auf jedem Untergrund überzeugen soll: Schnee, Regen, Straße, Gelände, Sand, Matsch und Schlamm. Um auf jedem Terrain überzeugende Leistungen abzuliefern, müssen die Reifen-Fabrikanten tief in die Trickkiste greifen. Gleich mal vorweg: Einen Reifen, der auf jedem Terrain herausragende Leistungen vollbringt, gibt es natürlich nicht. Aber es wird der beste Kompromiß gesucht, um zufriedenstellende Ergebnisse zu liefern.

Nach so vielen Jahren mit diesem Reifen denke ich, dass ich die Vor- und Nachteile des Goodrich schon ein wenig kenne, und diese Erfahrung möchte ich mal niederschreiben. Groß geändert hat sich das Design rein äußerlich in den ganzen Jahren nicht. Die Technologie ist natürlich nicht stehengeblieben, was man als Laie nicht sieht. Den gravierendsten Unterschied macht seit der Einführung des KO2 das Seitenprofil, das ihm noch mehr Vortrieb geben soll. Erst mal sieht man natürlich die Optik. Und da ist der Einsatzzweck vom Hersteller mit 50:50 % Gelände/Straße angegeben. Also schon eine geländeorientierte Optik, die alleine wohl schon deshalb viele zu diesem Reifen greifen lässt. Natürlich sollte beim Kauf eines Reifens nicht alleine die Optik entscheiden, auch klar. Der Goodrich verfügt über eine dreilagige Karkasse, die ihn gut gegen Beschädigungen von der Seite schützt. Spitze Steine oder Wurzeln können ihm so schnell nichts anhaben. Durch das relativ grobe Profil wühlt er sich gut durch die Botanik, solange der Untergrund nicht bodenlos wird. Dann setzt das Profil zu und der Vortrieb endet. Wer das öfter macht oder machen muss, sollte zu einem MT-Reifen greifen. In den allermeisten Fällen kommt man mit ihm aber gut zurecht, mich hat er selten hängen-, oder besser gesagt, steckenlassen. Senkt man den Luftdruck ab, kann man die Offroad-Tauglichkeit noch um einiges verbessern!

Oft stellt sich die Frage, AT´s im Winter? Nach den langen Jahren mit diesem Reifen auf verschiedenen Geländewagenkonzepten sowie Pickups bin ich bis jetzt noch gut durch jeden Winter gekommen! Natürlich mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ich eben keinen 100%igen Winterreifen fahre! Mit etwas zurückhaltender Fahrweise und eingelegtem Allrad läuft er gut auf schneebedeckten Fahrbahnen. In tieferem, losem Schnee kann er mehr überzeugen als ein echter Winterreifen, das haben wir schon ein paarmal auf Schneetouren getestet. Der Bremsweg ist dabei natürlich etwas länger als bei einem reinen Winterreifen. Grundsätzlich kann man sagen, wie jeder andere Reifen härtet auch er mit der Zeit aus, was ihm einerseits lange Lebensdauer beschert, andererseits aber auch ab dem vierten Wintereinsatz mit Vorsicht genießen lässt. Am besten, man fährt ihn 3 Winter und wechselt dann auf einen neuen Satz oder fährt diesen zumindest nur noch in der wärmeren Jahreszeit. M+S-Kennzeichnung hat er natürlich wie seine Kollegen, das  Berg- und Schneeflockensymbol auch wieder, nachdem es eine ganze zeitlang nicht verfügbar war. Das macht ihn auch rechtlich zu einem Reifen, mit dem man auf der sicheren Seite ist.

 

 

Schaut man sich den Goodrich im Vergleich zu etwas feiner profilierten AT-Reifen an, dann kommt man mit einem Yokohama Geolander oder einigen anderen Konkurrenten, die eher 30% Offroad und 70% Straßennutzung bieten, im Winter besser zurecht. Ein Reifen macht zwar viel aus, aber natürlich entscheiden auch das Allradkonzept und die Fahrweise des- oder derjenigen, die hinterm Lenkrad sitzen! 

Durch sein hohes Gewicht ist der Goodrich in Verbindung mit einigen Felgen manchmal etwas schwerer zu wuchten als andere, ein guter Monteur kriegt das aber in den Griff. Ist er perfekt gewuchtet, läuft er ruhig auf der Straße. Durch sein groberes Profil ist er natürlich etwas lauter als einige seiner Mitbewerber, störend ist das jedoch nicht sonderlich.

 

Bei Regen neigt er besonders bei höherer Laufleistung und/oder Alters ab und zu zum Ausbrechen, was aber aufgrund seines Profils auch nicht anders zu erwarten ist. Fährt man viel auf Schotterwegen, ist er schon ein Steine-Sammler – diese bleiben im Profil hängen und werden auf befestigten Wegen und höheren Geschwindigkeiten wieder ausgeworfen. Möchte man keine Beschädigungen am Schweller des Fahrzeugs, empfiehlt es sich, Trittbretter oder Rockslider zu montieren und mit Schmutzfängern zu fahren.

 

Kann er nun alles perfekt? Nein, kann er nicht. So wie jeder andere AT-Reifen bietet er Vor- und Nachteile, wie eingangs erwähnt. In der Summe der Eigenschaften erwirbt man mit ihm jedoch einen sehr guten Reifen, der einen durch Dick und Dünn bringt – und auch wieder zurück! Ich hatte noch nie eine Reifenpanne mit dem Goodrich, das gibt einem gerade in Gegenden, wo nicht hinter jeder Ecke eine Reifenwerkstatt zu finden ist, ein gutes Gefühl! Deshalb würde ich ihn wieder kaufen und denke, so viele, die mit diesem Reifen on- und Offroad unterwegs sind, können sich nicht irren! Ich fahre ihn aktuell nach einigen anderen Pickups auf einem Toyota Hilux, auch da hat er mich bis jetzt nicht im Stich gelassen, u.a. auf einer Balkan-Tour mit sehr viel steinigen Wegen. (Jürgen Krauß)