Rumänien Offroad-Tour

vom 24.06. - 09.07.

 

Schon viele male habe ich in diversen Foren Bilder von Touren nach Rumänien angeschaut und mir immer gedacht: Da will ich auch mal hin! Irgendwann letztes Jahr, als wir letztes Jahr so auf der Steinwaldhütte bei einem Bierchen zusammengesessen haben, habe ich diese Idee mal auf den Tisch gebracht – und spontan sagten da mal Reinhold, Claus und Heiner zu! Der erklärte sich bereit, die Tour im Groben auszuarbeiten und mal die Route ein wenig festzulegen anhand von Roadbook und Karten und stöbern im Netz. Später kamen noch Holger und Katja dazu und Stefan, der ja von diversen Touren in ferne Länder schon viele Erfahrungen mit solchen Reisen gesammelt hat! Eine tolle Truppe, wir legten mal das Reisedatum fest, besorgten Roadbooks, Kartenmaterial und besprachen immer mehr Details, je näher die Reise rückte…

 

Und dann war es soweit. Noch letzte Vorbereitungen treffen, Vignetten organisieren, Ausrüstung austauschen, wer nimmt was mit usw… Als wir alles beieinander haben, werden die Autos beladen. Platz ist nun nicht so das Thema, alles wird irgendwie verstaut, man hofft, nichts wichtiges vergessen zu haben! Stellt sich eh immer erst im Laufe der Reise raus, und das, was man gerade braucht,  irgendwo ist, wo man schwer oder momentan gar nicht rankommt…

 

Ende Juni treffen wir uns an einem Freitag auf der Ranch bei uns in der Oberpfalz. Von dort aus sollte es losgehen, Sigi kocht noch mal lecker für uns. Bei warmen Temperaturen können wir noch lange draußen sitzen, verabschieden uns von unseren Mädels und stehen schon zeitig auf, damit wir nicht zu viel Zeit vertrödeln, wir wollen ja Strecke machen.

 

1. Tag:

 

Nach einem Frühstück geht es los. Mit 4 Hiluxen, einem Nissan Navara und einem Isuzu D-Max starten wir. Vor uns liegen ca. 1000 km, das teilen wir und versuchen, als erstes Ziel Bratislava in der Slowakei anzusteuern. Das Thermometer steigt bis auf 36° im Laufe des Tages, über Prag und Brünn vorbei an häßlichen Plattenbauten erreichen wir am Nachmittag Bratislava. Als Übernachtung eignet sich gut das Autocamp Zlate Piesky, es ist heiß, wir finden auf der großen Wiese aber genug schattige Plätzchen. Aufgrund eines Musikfestivals in der Stadt ist dort ganz schön was los, aber soll uns nicht weiter stören. Ohrstöpsel werden die Musik hoffentlich verstummen lassen! Ein Hit ist das Autocamp nicht, bei den Toiletten sind wir doch etwas erschrocken, aber das sind gottseidank nur die öffentlichen Toiletten für die Badegäste des Sees, für die Duschen und WC´s der Camper bekommt man einen Schlüssel.Und die Wiesen sind groß und gut gepflegt, jeder findet einen schattigen Platz. Alles gut. Das Bad im See tut gut, abend wird bei bester Stimmung gegrillt. Um halb Neun haben wir immer noch 32°, kaum zu glauben! 

 

 

2. Tag:

 

Am nächsten Morgen geht’s weiter, vorbei an Bratislava bis zur ungarischen Grenze. Dank EU alle Grenzgebäude zu, wir kommen gut voran. Nach Györ wird das Land sehr flach, die höchste Erhebung  sind die Kirchtürme – unsere Norddeutschen stört das nicht, ich denke, irgendwo in Holland unterwegs zu sein… An der Grenze zu Rumänien hält sich die kurze Wartezeit in Grenzen, auch Rumänien ist am Anfang sehr flach Richtung Arad und Timisoara – wo sind die Karpaten??? Unseren nächsten Übernachtungsplatz, das Autocamp International in Timisoara oder Temeschwar finden wir auf Anhieb, checken auf einer Wiese ein und genießen ein Bierchen nach der langen Fahrt. Rumänische Lei wären mal nicht verkehrt, Hunger haben wir auch. Ein Gewitter mit starkem Regen zieht leider genau über uns hinweg, aber in Reinholds Vorzelt und Claus´ Wurfzelt finden wir alle Platz und warten, bis es aufhört. Dann machen wir uns auf den Weg zum Bankomaten, wechseln Lei und suchen das Gasthaus auf, das uns vom Campingplatz-Betreiber empfohlen wurde. Die hunderte von Stromkabeln, die wild durcheinander verlegt sind, ließen jedem Elektriker in Deutschland die Haare zu Berge stehen, aber gut. Andere Länder, andere Sitten.

 

Wir finden das nobel aussehende Restaurant, treten ein und erschrecken etwas: Wir sind die einzigen Gäste und fragen uns, ob wir hier richtig sind! Es brennt Licht, tatsächlich kommt ein nettes Mädel und fragt in gebrochenem Englisch, was unser Begehr ist. Der Hunger hat uns hergetrieben, sagen wir und werden zu einem runden Tisch begleitet. Was wird uns wohl erwarten? Die Speisekarte liest sich lecker, wäre aber unnötig gewesen, denn es gibt eh nur 3 Gerichte. Da hat man nur die Wahl zwischen ent oder weder oder vielleicht doch das andere… Die Preise sind für unser Niveau äußerst billig, so sieht das Restaurant gar nicht aus! Wir machen die erste Begegnung mit „Palinka“, wie wir erfahren, so eine Art Obstbrand, der uns noch die ganze Tour begegnen sollte! Nicht in „Stamperln“, wie wir in Bayern sagen, sondern in einer Karaffe! Also probiert, man will ja nicht unhöflich sein. Puh, Zimmerwarm ist er stark und brennt bestimmt dreimal! Dann kommt das Essen, sehr gut, Rindersteak mit Pommes. Das war das andere. Das ent und das weder schmecken auch vorzüglich, wie ich von den anderen erfahre!

 

Gottseidank ist es nicht weit zurück zum Campingplatz, wir trinken noch ein Bierchen und fallen dann in unsere Schlafgemächer. Holger und Katja nächtigen im Bodenzelt, ich unterm Hardtop, der Rest bettet sich eine Etage höher in den Dachzelten. 

3. Tag

 

Wir stehen automatisch zeitig auf, der Verkehr und eine Bahnlinie beenden unsere Nachtruhe. Noch bezahlen, alles so verstauen, daß man garantiert nicht mehr rankommt, und einmal rechts abbiegen. Damit sind wir auch schon mitten drin im Berufsverkehr von Timisoara – und das bedeutet, Chaos und schwierig, mit 6 Fahrzeugen hintereinander zu bleiben!  Dank Funkgeräten, mit denen alle ausgestattet sind, gelingt es uns aber, Timisoara gemeinsam zu verlassen. Unser erstes Ziel ist die Stadt Resita. Was es dort besonderes gibt? Nun, dort wurden über viele Jahrzehnte Dampflokomotiven produziert, und einige davon stehen in der Nähe des Bahnhofs zur Besichtigung herum. Schöne Exemplare, die leider etwas mehr Pflege bräuchten, lassen uns staunen, was alles so auf den Schienen Rumäniens herumgefahren ist!

 

Ein erster Einkauf im Kaufland und wir merken, daß es dort auch nicht anders ist als bei uns. Vor jedem Kaufland gibt’s ein Mici-Menu, das sind quasi Cevapcici mit Pommes, Semmel und Ketchup. Hat man auch lange Freude dran, mich haben die Dinger bis abend geplagt. Für Claus wird das Mici-Menu zum Muß bei jedem Kaufland-Besuch… Nach Resita gewinnt man rasch an Höhe, es geht rauf auf über 1000 m. Der angepeilte Campingplatz hat geschlossen, also beschließen wir, uns einfach irgendwo einen schönen Platz zu suchen. An einem kleineren Stausee biegt ein Weg rechts ab, den versuchen wir. Eine Buckelpiste führt bis zur Staumauer, dort stehen ein paar ältere Wohnwagen rum. Nicht sehr einladend und ein wenig sieht´s hier aus wie bei den Moonshiners… Also zurück und weitergesucht. Der nächste Weg ein paar Kilometer weiter sieht vielversprechend aus und führt an Wiesen vorbei weiter bergauf. Das ist unserer, einen Versuch ist es allemal wert! Wir legen mal vorsichtshalber Allrad ein, nach einem oder zwei Kilometer dann auch noch die Untersetzung. Ein paar tiefe Auswaschungen von Sturzbächen erinnert uns daran, die Augen vielleicht doch besser nach vorne auf den Weg zu richten! Stefan gerät in eine Rinne, also besser den Weg rechts in der Wiese nehmen! Nach einigen Kilometern finden wir auf einem Plateau einen tollen Platz mitten im Nichts – wir sind uns einig, das wird er!

 

Ein traumhaftes Plätzchen, eben und trockenes Holz liegt auch genug herum. Jeder findet einen guten Platz, da sich das Wetter noch nicht so recht entscheiden kann, spannen wir mal sicherheitshalber zwei Planen, man möchte ja zum essen nicht naß werden. Aber die Wolken verziehen sich, wir bauen Heiner´s Dreibein auf, machen ein Feuer und genießen bald darauf die selbstzusammengesteckten Fleischspieße. Der herrliche Blick auf die Wälder der Karpaten unter uns, den gibt’s gratis dazu. So wird es ein lustiger Abend am Lagerfeuer, aufkommender Wind und dunkle Wolken sehen etwas bedrohlich aus. Die Planen bauen wir lieber ab, eine gute Entscheidung, denn kurz darauf geht´s auch schon richtig los. Da es eh schon spät ist, kriechen wir gleich in die Schlafsäcke. Daß Karpatenwetter nicht immer nur bilderbuchmäßig ist, merken wir in dieser Nacht, die doch recht ungemütlich wird! Der Wind zerrt sogar am Auto und schüttelt die Dachzelte durch, Holger und Katja stellen den Hilux vor ihr Zelt. Irgendwann schlafe ich dann doch ein…

4. Tag:

 

So ungemütlich, wie der letzte Tag ausgeklungen ist, fängt auch der neue an. Die Morgentoilette fällt entsprechend bescheiden aus, sogar die Kaffeekocherei verkneifen wir uns und sehen zu, daß wir so bald wie möglich hier weg kommen! Den gestern relativ trockenen Weg müssen wir nun natürlich auch wieder runter, im ersten Gang Untersetzung klappt das ganz gut, bis auf ein paar heikle Stellen, wo man nun sehr leicht in die tiefen Rinnen rutscht. Aber wir kriegen das ganz gut hin und landen sicher wieder auf der Teerstraße. Über Vulcan rollen wir durch den Kurort Herculesbad (Baile Herculane), der älteste Kurort Europas! Hinter dem Ort geht es wieder hinauf in die Berge an den Stausee Cerna. Dort biegt eine Schotterpiste ab, der wir folgen. Nicht schwierig, aber mit unzähligen Schlaglöchern wird es ein echter Fahrwerkstest! Wir fahren durch einige Dörfer, deren einzige Zufahrt diese Piste ist – schlecht, wenn man da mal eben die Butter vergißt… Aber die werden die wohl eh alle selbst machen. Irgendwann machen wir Halt und wandern ein paar Meter in eine kleine Schlucht, sehr beeindruckend!

 

Weiter geht´s auf einer Waldpiste hinauf an den Stausee Lacul Lui Iovan. Der Aufstieg wird erschwert durch eine alte Betonpiste, die uns die Schlaglochpiste von eben wie einen Highway vorkommen läßt! Vorbei an der Staumauer beginnt eine Piste rund um den See, nun sind die riesigen Schlaglöcher voll mit Wasser, mal was anderes. Bei einigen frage ich mich, ob ich noch auf der Piste fahre oder schon im Stausee! Der See verzweigt sich in viele Seitentäler, so daß man schon Zeit einplanen sollte für die Umrundung! Man kommt nur langsam voran, erst auf der anderen Seite geht es etwas schneller. Ein uns entgegenkommender Österreicher mit dem Rennrad (!), der uns als „tolle Abenteuerer, die sich den Arsch plattsitzen“ bezeichnet, macht sich mit seinem Rennrad auf, um den Pfützenteil des Weges zu bezwingen – also manchmal bin ich doch gern ein Abenteuerer, der sich den Arsch plattsitzt! Leider haben wir nicht erfahren, wie er an der Staumauer angekommen ist, nur ein paar Vermutungen angestellt – böse Vermutungen! Egal. Es gibt Dinge, da sollte man sich keine Gedanken machen…

 

Irgendwann sind wir wieder auf einer Teerstraße, folgen ihr bergab Richtung Petrosani und erreichen dann nach einiger Zeit unser heutiges Ziel, das Hotel Castelul de Vis, auf deutsch Traumschloß. Ein paar höhergelegte Geländegeräte stehen vor dem Hotel rum, paßt. Das Hotel sieht super aus, wir checken ein und sind echt überrascht, was für ein feudales Zimmer wir kriegen! Claus und ich teilen uns eine Suite, die Türen sind mit Leder bezogen, die Dusche wäre für vier. Alles da. Da draußen eh ein Regenguß niedergeht, wollen wir einen Happen essen im Hotelrestaurant. Und sind einmal mehr beeindruckt von der Möblierung aus Holz mit Fellen! Die Speisekarte ist dicker als die Bibel – Ok, das Papier ist auch etwas stärker. Wir wollen was regionales, man empfiehlt uns eine Mix-Platte. Hört sich super an, wir vertrauen dem freundlichen Kellner und kriegen alsbald eine Platte für sieben Personen! Mehr als genug und geschmacklich ein Highlight, danach – ganz klar – einen Palinka und einen Espresso. Die Hotelbar im vierten Stock ist ein weiteres Highlight, das uns in Stauen versetzt – so etwas habe ich bei uns noch nicht gesehen! Wir nehmen noch einen Absacker, dann fallen wir in unser Schloßbett. Ein Hotel, noch dazu in einer Preisklasse, das einen wirklich gehobenen Standart erfüllt, und das zu einem Preis von max. einem Stern. Wir mögen Rumänien immer mehr…

5. Tag:

 

Nach einer Dusche am Morgen und einem ebenso genialem, deftigen Frühstück geht’s wieder auf Tour. Unweit der Stadt fahren wir hinauf in die Berge, bei 19 % Steigung fällt mir die Gangwahl leicht, mehr als zweiter ist nicht drin. In einem Dorf hört die gut ausgebaute Straße auf und geht nahtlos in Schotter über, aber laut Navi und sonstigen Navigationsgeräten sind wir auf dem richtigen Weg. Also weiter bergauf! Was als leichte Schotterpiste anfängt, wird derber und grober, ich bin immer noch im ersten und zweiten Gang, mittlerweile aber schon in der Untersetzung! Die Verschränkung wird auch noch getestet, wir krabbeln langsam bergauf. Die Sicht ist gegen Null, der Nebel wird immer dichter. Irgendwann haben wir den höchsten Punkt erreicht, die Fahrspur wechselt auf die andere Seite des Berges und siehe da, Petrus hat Einsehen und der Nebel lichtet sich! Jetzt erst erahnen wir die grandiose Sicht auf die umliegenden Hügelketten, man könnte Bilder knipsen ohne Ende! Als die Sonne durchkommt, können wir unser Glück kaum fassen und rollen langsam über die Hügelketten, hinter jeder Kurve neue, fantastische Ausblicke hinunter in die engen Täler Transsylvaniens! So geht es viele km weiter, irgendwo in einem Dorf erreichen wir wieder eine Teerstraße. Das war ein Offroad-Ausflug vom Feinsten und ganz nach unserem Geschmack!

 

Da Reinhold´s Nissan hörbare Geräusche im Bereich der Vorderachse macht, beschließen wir, lieber mal einen nahegelegenen Nissan-Händler in Targu Jiu aufzusuchen, man weiß ja nie. Wir kaufen derweil im Kaufland ein und treffen uns dann wieder mit dem Rest. Gefunden haben die nichts, wie nicht anders zu erwarten. Zumindest nicht, ohne alles zu zerlegen, was Reinhold aber verständlicherweise nicht wollte.

 

Durch diese Zeitverzögerung war es doch fraglich, noch die Transalpina anzugehen. Einige Kilometer sind wir dann doch noch gefahren, bevor wir uns Gedanken um einen Übernachtungsplatz machen – oben bleiben? Da wird es in dieser Höhe wohl recht schnell kalt. Also die paar Kilometer wieder runter ins Tal und irgendwo in einer Ortschaft links abgebogen. Hinter dem letzten Haus beginnt ein Schotterweg, sieht vielversprechend aus. Leider wird er steiler und unbefestigter, und bald schon kämpfen wir uns wieder mit Untersetzung berauf! Ob da noch ein brauchbarer Übernachtungsplatz kommt? Als uns auch noch ein Mercedes Sprinter entgegenkommt, komme ich mir mit meiner Untersetzung schon fast lächerlich vor und möchte den Hilux tieferlegen… Wie ist der da raufgekommen? Das fragen wir uns noch öfter, auf jeden Fall sind die Rumänen sehr schmerzbefreit, wenn es um den Einsatz ihrer Fahrzeuge geht! Oder anders gesagt: Autos ohne Allrad können mehr, als ein Deutscher ihnen jemals zutrauen würde!!!

 

Irgendwann macht die Schaukelei keinen Sinn mehr, wir finden eine kleine Lichtung, die gut geeignet wäre als Nächtigungsplatz. Leider sind dort ein paar Waldarbeiter, die uns freundlich mitteilen, daß es hier nicht so gut ist, weiter unten wäre doch besser. Alles umsonst! Also wieder runter ins Tal. Übernachtungsplatz haben wir immer noch keinen, aber sind um einige Offroadkilometer reicher! Der nächste Platz am Ende der Straße nach dem Dorf ist eine Köhlerei, dementsprechend ist auch der Geruch! Die ganze Nacht verkohltes riechen? Nee, da kommt man sich ja vor wie gegrillt! Also weg hier, wieder zur Hauptstraße und ein paar Dörfer weiter dann wieder ab. Wir suchen alle mit, per Funk wird auf Wege aufmerksam gemacht, die dann aber doch wieder verworfen werden oder sich als nicht brauchbar herausstellen. Irgendwann biegt Stefan im Dorf Miacan wieder mal rechts ab, die Teerstraße endet, einfach mal weiterfahren. Nach vielleicht zwei Kilometer noch eine kleine Flußdurchquerung über den Raul Ciocadia, die aber aufgrund niedrigen Wassers keinen Schnorcheleinsatz nötig macht, weder für Mensch noch für Maschine!

 

Gleich danach eine Wiese, das ist es. Da wir eh schon viel Zeit verloren haben und keiner mehr Lust hat, weiter zu suchen, sind wir uns schnell einig. Wir schnippeln Fleisch und Gemüse fürs Abendessen, ein Kuhhirte schaut neugierig vorbei, wir verstehen zwar kein Wort, meinen aber, das Wort Tabak verstanden zu haben. Also geben wir ihm Tabak, Feuerzeug, 2 Bier und ein Päckchen Kaffee. Kaffee ist wohl nicht so sein Ding, dafür sind die 2 Bier im Nu weg und auch das Päckchen Tabak wird nicht lange gehalten haben. Er bleibt mit seinen paar Kühen noch eine zeitlang in unserer Nähe, dann verschwindet er und wir sind allein. Wir sortieren mal wieder ein wenig unsere Ausrüstung, man möchte ja alles griffbereit haben. Klappt leider wieder nur bedingt, den Spruch „Hab ich zwar dabei, komm aber grad nicht ran“ hören wir auf unserer Tour noch öfter…

6. Tag:

 

Auch der nächste Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel – perfekt, um die Transalpina zu fahren! Wir bauen unser Camp ab, ein paar Bauern gehen vorbei, grüßen freundlich, unsere Anwesenheit hat niemanden gestört. Also rumpeln wir zurück ins Dorf und dann die Serpentinen hinauf auf der Transalpina auf ca. 2000 m. Wir durchfahren einen Wintersportort, der wohl noch in der Entstehungsphase ist, hier erhofft man sich wohl anhand der Anzahl der Hotels und Pensionen das große Geld. Einige Souvenirstände auf der Paßhöhe dürfen natürlich nicht fehlen, uns interessiert mehr die gigantische Fernsicht dort oben. Ein Bild mit unseren 4Wheelern darf natürlich vor so einer Kulisse nicht fehlen, ein österreichisches Motorrad-Pärchen ist so nett, uns mit den Fahrzeugen zu fotografieren.  Claus meint, es wäre bislang sein höchster Punkt für einen Toilettengang! Es ist auf jeden Fall unbestrittten der Toilettengang mit der bis dato besten Aussicht!  Genauso schlängelt sich die Transalpina auf der anderen Seite auch wieder hinunter ins Tal. Die Paßstraße ist zwar geteert, aber trotzdem absolut empfehlenswert zu fahren!

 

Vorbei am Stausee Malaia, wo wir Brotzeit machen, rollen wir weiter im Tal nach Brezoi. Irgendwo biegen wir ab und suchen in einem Seitental einen Lagerplatz. Am Fluß gefällt es uns zwar, aber er ist zu nah an der Straße. Also biegen wir noch mal ab, fahren durch das Dorf Mlaceni. In meinem ganzen Leben habe ich für die Hauptstraße bergauf noch keinen Allrad gebraucht, hier ist das absolut nötig! Hier wohnen sehr arme Menschen, die trotzdem alle freundlich winken, als wir bergauf tuckern. Ich glaube ja nicht mehr an einen geeigneten Platz, aber Stefan hat mal wieder den richtigen Riecher! Der Weg hinter dem Dorf geht weiter, auf ausgewaschenen Pfaden für Traktoren und Pferdefuhrwerke bis auf eine große Wiese mit schattigen Bäumen, besser kanns bald nicht mehr werden! Ohne große Worte bauen wir unser Camp auf und sitzen bald unter schattigen Bäumen. Eine gute Gelegenheit, mal meinen Schweizer Wassersack zu testen! Wo hab ich den nur? Dabei hab ich ihn sicher, aber komm ich auch grad ran? Ja, es klappt. Wasser haben wir genug dabei, also auffüllen, noch ein wenig in die Sonne hängen und dann duschen – klappt hervorragend und man fühlt sich wie ein neuer Mensch!

 

Heute gibt es Geschnetzeltes mit Champignon, sehr lecker! Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang, abend braucht man dann doch eine lange Hose und ein Jäckchen. Da fehlt doch noch was – ach ja: Palinka natürlich! Den haben wir am Straßenrand eingekauft, die Plastikflaschen sehen zwar wenig einladend aus, aber es geht ja um den Inhalt. 

7. Tag:

 

Nach einer total ruhigen Nacht tuckern am Morgen ein paar Bauern mit Uralt-Traktoren vorbei. Wir frühstücken noch, inzwischen hat sich eine gewissen Routine eingependelt, beim Zusammenräumen wird man immer schneller! Auch Holger und Katja bekommen ihr kleines Outdoor-Zelt immer schneller in die Packhülle! Dann geht´s los, mal sehen, wie die Strecke so ist. Ein bißchen aufpassen muß man wegen der tiefen Auswaschungen, aber sonst ist der trockene Weg gut zu fahren. Eine Frau mit einem Jungen kommt uns mit dem Pferdefuhrwerk entgegen, ich frage mich, wo kommt die her? Am Ende gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die steile Steigung erklimmen, oder die Ausweiche nehmen, aber die erscheint uns unmöglich zu fahren! Also erster Gang und rauf! Geht gut, oben angekommen, sehen wir in einiger Entfernung einen Hof, hier wird die gute wohl gewesen sein! Aber wie schafft man das mit einem Pferdefuhrwerk? Schade, daß wir das nicht gesehen haben, man macht sich so seine Gedanken. Es ist niemand zu sehen, langsam kriechen wir weiter. Mal bergab, mal duch ein paar Schlammlöcher, aber bis jetzt kein ernsthaftes Hindernis. Das ändert sich, als wir vor einem tiefen Graben stehen, der entweder auf geradem Weg durchfahren werden kann oder rechts in einer Senke umfahren – mal schauen. Der gerade Weg ist durch den kleinen Bachlauf dermaßen aufgeweicht, daß man zwangsläufig hängen bleiben würde, der Weg durch die Senke aber gewiß auch nicht ohne!

 

Man nimmt halt dann den Weg, der einfacher erscheint, und das ist trotz allem der rechte – wenn ich sage, der „rechte“, heißt das nicht auch automatisch der richtige! Man kann auch leicht mal vom rechten Weg abkommen! Stefan fährt vorsichtig hinab, geht ganz gut. Drüben ist ein fieser Buckel, der den Hilux in eine bedrohliche Schräglage bringt, kurzzeitig rutscht mir mal das Herz in die Hosentasche, Stefan hatte auch schon mal mehr Farbe im Gesicht. Der Hilux hängt fest, noch ein Versuch würde ihn wohl umkippen lassen, das wollen wir nicht riskieren!

 

Wir schauen uns das Dilemma an. Was tun? Rückwärts hätte ihn wohl umkippen lassen, noch dazu abwärts und seitlich. Würde kein normaler Mensch riskieren! Fiele er um, würde er zu allem Übel auch noch auf einen abgesägten Baum knallen! Die Idee, den geraden, schlammigen Weg mit Steinen und Holz aufzufüllen, um so auf die andere Seite zu gelangen und Stefan nach oben wegzuziehen, ist zwar dumm, aber die einzige Möglichkeit! Holz liegt genug rum, Steine auch. Das Duschen hätten wir uns sparen können… Aber irgendwann haben wir im Schweiße unseres Angesichts genug von dem Zeug in den Weg geworfen, Holger wagt die Überfahrt. Sieht gut aus, reicht aber nicht. Ist einfach zu tief! Also wieder zurück. Das wars dann. Wir merken, daß wir Stefan´s Hilux so nicht nach oben bekommen. Ein Plan B muß her. Der gewinnt zwar keinen strategischen Krieg, ist aber die einzige Möglichkeit. Erst mal muß unten in der Senke der Baumstamm weg. Das bewerkstelligen wir mit 3 langen Bergegurten, die wir an die Pickups hängen. Klappt schon mal, die Gurte halten, der Baumstamm ist weg. Meine schöne kleine Alukiste, die ich weit genug weg lege, ist vor Holger´s Rückwärtsfahrt doch nicht sicher – ein unschönes Geräusch von deformiertem Metall und ich kann meine Kiste vergessen.

 

Wir beginnen, Holz und Steine unter Stefan´s Lux zu legen und da es rückwärts zu gefährlich ist, muß er nach oben weg. Wir sichern ihn mit einem Bergegurt und hängen uns mit unserem ganzen Gewicht in den Gurt, so wurden schon viele Autos vor dem Umkippen gerettet, warum sollte das also nicht hier auch klappen? Und siehe da, Stefan ist oben!!! Nun noch umdrehen, wieder runter. Und auf der anderen Seite wieder rauf, geschafft! Wir schauen, wie der Weg weitergeht, hätten noch genau 1,4 km zu schaffen gehabt… Aber leider ist nach 100 m schon das nächste Hindernis im Weg, so daß wir unseren Plan mit der Abkürzung aufgeben und beschließen, wieder zurück bis zum Lagerplatz und wieder über das Dorf weiterzufahren. Nun kennen wir die Strecke ja schon, irgendwann haben wir´s geschafft! Für sagenhafte 3,5 km hin und wieder zurück haben wir zweieinhalb Stunden gebraucht! Das läßt unseren Zeitplan natürlich abermals durcheinander kommen…

 

Nach dem Dorf beginnt gleich die nächste Piste, eine offizielle Straße, sehr staubig.  Da ja in Rumänien auf öffentlichen Straßen Licht-Pflicht herrscht, vergißt das jeder mal, einzuschalten. Manche mehr, andere weniger oft. Ich gehöre zu ersteren – aber diesmal denke ich tatsächlich dran und bin stolz auf mich! Das Lob per Funk macht mich direkt ein wenig grösser… Über Baiasu und Pojana geht es weiter, es folgen wieder viele Kilometer Schotter steil hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Wir fahren vorbei an schönen, einsam gelegenen Höfen, bis uns ein Holzlastwagen die Weiterfahrt verwehrt! Als die Holzarbeiter sehen, daß wir talwärts möchten, geben sie Handzeichen. Flugs wird zurückgefahren, freundlich gewunken und weiter geht´s. Heiner hat noch Feuerzeuge für die Jungs, die sich darüber tierisch freuen. Ich überlege gerade, wie das wohl in Deutschland abgelaufen wäre… Naja, möchte ich nicht näher drauf eingehen.

 

Als wir den Stausee Lacul Vidraru erreichen, sehen wir erst das Schild, daß wir in Bärengebiet gewesen sind – gesehen haben wir keinen der Burschen. Die Piste zieht sich am See entlang, wieder mal Wasserlöcher groß wie Dorfteiche. Ein einheimischer Pickupfahrer ist in den Graben gerutscht, also wird er rausgezogen. Ohne häßliche Geräusche geht das nicht, aber er fährt und ist wohl froh, daß die passenden Fahrzeuge zufällig vorbeigekommen sind! Die Aktion war keine Minute zu spät, denn ein Gewitter zieht auf und es beginnt zu regnen. Da fällt uns die Wahl des Übernachtungsplatzes leicht, wir erreichen mitten auf der Piste das Hotel Gabana Cumpana – liegt sehr schön an einer Lichtung am Stausee, wir steuern drauf zu und fragen nach Zimmern. Kein Problem, wir sind nach den vielen Offroad-Kilometern froh, in einem Bett nächtigen zu können! Das Hotel hat zwei Sterne, nichts besonderes. Alles im Charme längst vergangener Zeiten, aber sauber. Als ich die Dusche aufdrehe, kommt erst mal nix, dann ein brauner Strahl, der langsam sauber wird. Das Hotel hat viele Zimmer, die Saison fängt erst an, also gehe ich mal davon aus, daß dieses Jahr vielleicht noch gar keiner dieses Zimmer hatte! Beim sehr guten Abendessen mit freundlicher Bedienung , die leider nicht immer alles versteht, was wir bestellt haben, erzählen die anderen, daß auch ihre Zimmer aussehen, als hätte Ceausescu gerade noch drin gelegen!

 

Das Gewitter hat sich verzogen, wir können noch auf der sehr schönen Seeterrasse sitzen und ein paar Chiuc trinken, da fehlt doch noch was… natürlich, der Palinka!!! Ein Motorradfahrer-Pärchen gesellt sich noch zu uns, so wird es ein lustiger Abend, bis wir in unser Bett fallen.

8. + 9. Tag:

 

Auch das Frühstück am Morgen ist üppig, wie mir auffällt, frühstücken die Rumänen sehr deftig. Wir zahlen die Rechnung, und weiter geht’s. Der Weg zur Teerstraße ist genauso schlecht wie der, den wir gestern von der anderen Seite gekommen sind – wen wundert´s, daß sich wohl Deutsche mit nicht fertig konstruierten Fahrzeugen eher selten hierher verirren werden! Doch nach 5 km ist es geschafft: Wir sind auf der Transfagarasan, Rumäniens berühmtester Paßstraße.  Sie verbindet die Walachei mit Siebenbürgen, man muß unzählige  Brücken überqueren! In vielen Serpentinen windet sie sich hinauf auf über 2000m, mit spektakulären Ausblicken. Geteert zwar, aber das stört nicht, es macht auch so großen Spaß, sie zu fahren!

 

Nach einem Tunnel hat man die höchste Stelle erreicht, wie jeder macht man hier Pause. Im Wissen, daß das eben jeder macht, haben sehr viele geschäftstüchtige Leute hier Buden errichtet, um Kitsch zu verkaufen… Der interessiert uns zwar weniger, wohl aber die Stände mit einheimischen Spezialitäten wie Geräuchertem, Käse, Speck und lecker duftenden Würsten! Wir kaufen für eine Brotzeit ein, natürlich nicht, ohne vorher alles zu probieren!

 

Danach fahren wir talwärts, in teils spektakulären Serpentinen, bis wir irgendwann müde vor lauter Kurbelei in der Ebene ankommen. Eine Tankstelle kommt uns gerade recht, dann geht´s weiter Richtung Cartisoara. In Carta biegen wir im Dorf ab, bis zu einem Schotterweg zum Fluß Olt. Dort setzen wir mit einer altertümlichen Fähre über den Fluß. Maschinen sucht man vergebens, zwei Fahrzeuge passen auf die Fähre, der Fährmann gibt Handzeichen, wie man die Gewichtsverlagerung gestalten muß! So setzen wir die Pickups auf die andere Seite, mit Muskelkraft werden die Fahrzeuge auf die andere Seite gezogen. Das kostet 30 Lei, ob für uns oder für Einheimische, keine Ahnung. Hat er sich nach der Schinderei auch verdient! Wir fragen uns, wer eine Fähre benutzt, bei der auf der anderen Seite eigentlich nur Traktoren oder Geländewagen weiterkommen… Wir rumpeln den Fahrweg weiter, biegen irgendwann auf einen etwas besseren ab und sind wieder im Dorf Noul Roman. Am Nachmittag erreichen wir unser heutiges Ziel, Bran.

 

Der Ort Bran ist nicht weit von der großen Stadt Brasov entfernt. Bran würde wohl keiner einen Besuch abstatten, wenn dort nicht eine Sehenswürdigkeit wäre, die jährlich mehr als 550000 Touristen anlockt: Das Schloß des Grafen Draculas. So wird es jedenfalls vermarktet. Ob Vlad Tepes, der Pfähler, wirklich mal hier war, ist nicht erwiesen. Ein sehr bekannter Roman-Schreiber namens Bram Stoker konnte sich jedenfalls vorstellen, seine Dracula-Geschichte hier ablaufen zu lassen, paßt auch perfekt zur Optik des Schlosses! Diejenigen, die mehr oder weniger von Dracula leben, sollten wohl eher Mr. Bram Stoker als Vlad Tepes danken! Jeder weiß das wohl, aber es gibt ja viele Sachen, da wird es mit der Wahrheit nicht so ganz genau genommen…

 

Wir stehen an der Rezeption des Campingplatzes im Ort. Den Namen kann man sich leicht merken: Vampire-Camping! Nach dem freundlichen Empfang haben wir freie Stellplatz-Wahl und finden einen größeren Platz, wo wir alle hinpassen. Jetzt fehlen nur noch Knoblauch, Kruzifixe und Pflöcke! Gegen Abend richten wir unsere eingekaufte Brotzeit her, ein kulinarisches Highlight! Weil es hier recht schön ist und wir ja jeden Tag lange unterwegs waren, beschließen wir, einen Tag länger zu bleiben, morgen Schloß Bran zu besichtigen und dann noch einen gemütlichen Tag am Campingplatz zu verbringen. Irgendwie hat der Knoblauch doch geholfen, als ich mich beim Duschen in den Spiegel schaue, entdecke ich jedenfalls keine Bißwunden und es sagt auch keiner, daß ich blass aussehen würde – und wenn, dann höchstens vom Palinka!

 

 

 

Heute eilt nichts. Es ist Sonntag, viel los wird sowieso sein. Also können wir auch mal ausschlafen, was gut tut. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Schloß, ist ja nicht weit. Und erschrecken gewaltig! Natürlich ist uns klar, daß wir nicht die einzigen sind, die dorthin wollen – aber solche Mengen an Menschen? Da hätte selbst der Herr Graf den Deckel zugelassen… Wir stellen uns brav an und erklimmen dann den steilen Weg zum Schloß. Heiner und Stefan waren schon mal da und gehen lieber was trinken, solange wir weg sind. Wir ziehen unser Programm durch und schauen uns das sehr schöne Schloß an. Aus dem Mittelalter sind nicht mehr so viele Möbel vorhanden, wohl aber aus nachfolgenden Jahrhunderten bis hin zu alten Bildern vom Schloß und der rumänischen Königsfamilie, die hier eine zeitlang lebte. Das Schloß ist sehr verwinkelt und verschachtelt, man weiß gar nicht mehr, wo man ist! Die nachfolgenden Besucher drücken einen dann schon weiter, und irgendwann sind wir wieder draußen. Auch wenn es sehr touristisch ist, es hat sich gelohnt. Am Rückweg frage ich mich, wer den ganzen Kitsch kaufen soll, der in zig Buden verhökert wird… Ganz umhin kommen Claus und ich auch nicht, irgendwie sind wir dem Pfähler doch erlegen und kaufen ein schönes „Vlad-Tepes“-Shirt…

 

Einige Zeit später trudeln alle wieder am Campingplatz ein und wir verbringen einen gemütlichen Tag. Auf eine Empfehlung des Besitzers hin gehen wir abend essen, und zwar in die nicht weit entfernte Taverne Lupilor, was übersetzt Wolf bedeutet. Wir kriegen einen schönen Tisch im ersten Stock und bestellen eine Platte für 4 Personen, so was wie einen Grillteller traditionale. Der kommt dann auch. Knapp 5 Kg Fleisch sind drauf, alles, was man sich so vorstellen kann! Und absolut lecker, wir schaffen das natürlich nicht, hätten wir nicht mal zu siebt! Aber wir sind gut, geben uns keine Blöße! Nicht, daß da jemand denkt, Deutsche würden nur rumstochern! Unser „Schnitzelman“ gibt alles, da darf der Palinka natürlich etwas größer ausfallen danach… 

10. Tag:

 

Gnädigerweise hat der Regen gewartet, bis wir zusammengepackt haben. Die Wolken hängen tief, als wir Richtung Brasov aufbrechen. Ist uns heute egal, wir wollen Kilometer machen! Einen kleinen Schlenkerer, den Heiner ausgearbeitet hatte, müssen wir streichen, da wir sonst nicht mehr zu unserem nächsten Ziel gekommen wären! Die Gegend um Brasov ist flach und nicht sonderlich aufregend, es schüttet wie aus Kübeln, das macht wenigstens unsere Autos wieder einigermaßen sauber. Über Fiser erreichen wir Sighisoara (Schäßburg). Von dort aus geht es über Tyrgu Mures und Reghin irgendwann mal links ab, ein Schotterweg nach dem Dorf sieht interessant aus, einfach mal weiterfahren. Auf einer Anhöhe halten wir an, ein einzelnes Hirtengehöft und ein paar Hunde, sonst nichts. Die Piste biegt rechts ab, noch ein Stück und wir finden auf einer Wiese einen optimalen Lagerplatz! Ein Draht, der als Absperrung der Weide dient, machen wir hinter uns wieder zu und sind dann völlig alleine in einer wunderschönen Hügellandschaft! Tolles Wetter, diese Ruhe – einen besseren Lagerplatz gibt es wohl kaum. Keinen Menschen stört unsere Anwesenheit, obwohl der Schäfer weiß, daß wir hier campen. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang wird es aber auch gleich kühler, da tausche ich den dünnen Schlafsack doch gern gegen den Dicken! Und da weiß ich auch auf Anhieb, wo er ist – und ich komme auch noch hin!

11. Tag:

 

Auch wenn nur eine Fahrspur vorhanden ist, lt. Stefans Navi geht dieser Weg tatsächlich weiter! Also müssen wir nicht mehr zurück, sondern folgen einfach dem Weg. Der schlängelt sich im Talgrund entlang, bei einer kleinen Brücke wechseln wir auf die andere Seite des kleinen Baches. Noch ein paar Kilometer mit ein paar Schlammlöchern, und wir haben das Dorf Logig erreicht. Danach folgt Teaka und Lechinta, ein paar Abkürzungen nehmen wir natürlich immer gern mit! Nach einiger Zeit Fahrt tanken wir in Telciu und trinken Kaffee, bevor es wieder hinauf auf über 800 geht. Inzwischen haben wir die Landschaft des Maramures erreicht, die uns von Anfang an fasziniert! Nachdem wir Palinka am Straßenrand gekauft haben, erreichen wir am Nachmittag unser heutiges Ziel, Viseu di Sus (Oberwischau). Dort fährt die letzte europäische Waldeisenbahn, deren HP ich als Eisenbahnfan schon viele Jahre mitverfolge und natürlich im Traum nicht dran gedacht habe, mal in natura hier zu sein! Man sollte die Karten für eine Mitfahrt schon am Vortag besorgen, heißt es. Das wollen wir auch tun, rollen durch das Städtchen bis zum Bahnhof. Dort stehen ein paar Lok-Denkmäler herum, ansonsten ist wirklich erschreckend viel los! Von Schmalspur-Romantik vergangener Jahre ist auf dem großen Schotterparkplatz leider nicht mehr viel zu spüren… Aber die Waldeisenbahn lebt auch vom Tourismus, und die Wassertalbahn hat sich da prächtig entwickelt! Es wird zwar immer noch traditionell Holz aus dem Wassertal gefahren, aber die Touristenzüge bringen inzwischen wohl mehr ein.

 

Wir kaufen eine Fahrkarte , wir sollen am darauffolgenden Tag um halb Neun da sein. Also überlegen wir, wo wir nächtigen sollen… Einen Zeltplatz wollen wir nicht suchen, so nah am Ort wäre eh kein geeigneter zu finden, und wir müßten zu früh wieder aufbrechen. Also entscheiden wir uns für ein Hotel, Holger findet das „La Cassa“ direkt in Viseu di Sus, nur 2 km entfernt. Nix wie hin! In einer Seitenstraße gelegen finden wir es, macht einen sehr guten Eindruck. Wir bekommen ein extra Gästehaus mit sehr schönen und sauberen Zimmern und später dann ein leckeres Abendessen. Ein kleiner Spaziergang durch die Hauptstraße des Städchens und noch ein Absacker in unserem eigenen Garten läßt uns müde ins Bett fallen.

12. Tag:

 

Nach einem herzhaften Frühstück mit einer deutsch-sprechenden Bedienung wird es Zeit, der Zug wartet nicht auf uns! Also finden wir uns pünktlich am Bahnhof ein, die ersten sind wir nicht! Und da dampft sie auch schon, die „Elvetia“! Gebaut 1954 in Resita, werden wir mit ihr ca. 20 km auf leicht ungeraden Schienen ins Wassertal dampfen… Die Abfahrt verzögert sich etwas, 8 oder 9 Touristenwaggons werden tatsächlich voll! Scheint mittlerweile doch eine riesige Attraktion zu sein! Wir entscheiden uns für einen der offenen, aber überdachten Waggons. Mit etwas Verspätung geht es los, aber das nimmt hier niemand so genau. Mit Holz beheizt und laut zischend, verläßt die Elvetia fauchend den Bahnhof. Vorbei am Lokschuppen, der hier Depot genannt wird. Dort stehen zwei weitere, betriebsfähige Schmalspur-Dampfloks, Draisinen, Waggons, Loks und sonstiges Rollmaterial. Alles auf Gleisen, die einem Eisenbahnfan das Herz höher schlagen lassen!

 

Die Häuser ziehen sich noch einige Kilometer ins Wassertal, bis es nur noch Schiene und einen Schotterweg gibt. Der aufkommende Regen läßt mich daran zweifeln, ob der offene Waggon eine gute Idee war… So geht es weiter leicht bergauf, das Tal wird enger, irgendwann braucht die Elvetia neues Wasser. Ein kleiner Teich mit Wasser aus einer Quelle liefert klares Wasser, es kann weitergehen. Eine wunderschöne Landschaft hier, das enge Tal, die Berge links und rechts, in der Mitte der Fluß „Wasser“. Irgendwann erreichen wir einen Bahnhof, dort steigen wir aus und haben über eine Stunde Zeit, bevor es wieder zurück geht. Der Zug wird irgendwo umgesetzt, inzwischen trinken wir Kaffee, besuchen das im Preis inbegriffene kleine Museum über Eisenbahn und Holzbearbeitung heute und damals. Ein zweiter Zug mit der „Bavaria“ kommt an, wieder voll! Folklore wird geboten, in traditioneller Tracht des Maramures. Irgendwann kommt die Elvetia tatsächlich wieder angedampft und wir rumpeln die verbogenen Gleise wieder zurück nach Viseu di Sus. Insgesamt gab es im Wassertal mit Seitentälern mal über 80 km Schmalspurbahn, heute kann man noch ca. 46 km davon befahren. Durchgeschüttelt kommen wir wieder in Viseu di Sus an. Ein echtes Erlebnis, ich habe es keine Sekunde bereut, das mal gemacht zu haben! Stand schon lange auf meiner „to-do-Liste“, aber wie das so ist, kann man nicht alles im Leben abhaken! Nun bin ich eine einmalige Erfahrung reicher…

 

Es ist Nachmittag, wir wollen heute nach Breb, dort soll es inmitten der großartigen Landschaft des Maramures einen schönen Campingplatz geben. Stefan findet eine Abkürzung, die aber natürlich wie schon ein paar mal keine ist – was man ja bekanntlich vorher nicht weiß. Also geht’s hinter einem Dorf steil bergauf, da ist wieder mal Allrad und Untersetzung gefragt! Am Anfang geht es noch ganz gut, doch die Schlammlöcher werden mehr, der Weg enger, die Passagen anspruchsvoller. Der Bergegurt muß raus, ein Blick auf die Uhr und es ist klar: das wird wohl nix mit der zeitlichen Abkürzung. Naja, könnte ja auch eine km-Abkürzung sein, also weiter! Langsam kämpfen wir uns voran, ein paar mal brauche ich die Sperre, wozu hat man die schließlich? Irgendwann ist Ende, nämlich da, wo Holger den Hilux in ein tiefes Loch setzt! Der Schreck sitzt tief, ein bestimmt 70 cm tiefes Loch ist mitten am Weg! Sieht aus wie eine Falle, hätte nur noch eine Abdeckung mit Ästen gefehlt! Da wollte wohl jemand nicht, daß wir weiterfahren… Der Weg ist aber auf der Karte eingezeichnet! Umfahrung aufgrund von Schräglage zu gefährlich, also ziehen wir erst mal den Hilux aus dem Loch und begutachten die Schäden. Dank Unterfahrschutz nichts kaputt, nur den hat´s ganz schön verbogen! Die Frontschürze an drei Stellen leicht eingedrückt, mehr ist nicht erkennbar. Hätte jedem von uns passieren können!

 

Eine Menge Zeit haben wir eh schon verloren, aber etwas weiter sieht es wieder mal auch nicht besser aus! Die Alternative, ein Weg, der bergab führt, endet irgendwann auch im Nichts! Also bleibt uns nur, den kompletten Weg zurück zu fahren! Nach ein paar hundert Meter rutscht mir das Heck weg, trotz Sperre keine Chance mehr, aus der Pampe rauszukommen. Bergegurt eingehängt und schon bin ich frei! Wie der Gurt und dann das Innere meines Autos aussieht, kann man sich ja vorstellen. Gut riechen tut die Pampe übrigens auch nicht, aber egal. Wir müssen weiter… Als wir wieder zurück am Dorf sind, ist eins klar: ein Offroad-Abenteuer vom Feinsten, trotzdem beschließen wir, für heute keinerlei Abkürzungen mehr zu fahren, auch wenn sie noch so verlockend aussehen!

 

Wir müssen noch durch etliche Dörfer, bis wir dann nach Breb abbiegen. Der Marktplatz und die restlichen Straßen des Dorfes sind Schotter – wo soll da bitte ein Campingplatz sein? Aber zu früh gefreut: Tatsächlich sind wir kurz vor dem Platz, und da ist er auch schon! Traumhaft schön gelegen, mit gepflegtem Äußeren und grünen Wiesen! Der Besitzer, ein Holländer, der in den Maramures ausgewandert ist, begrüßt uns ebenso freundlich wie sein Hund und zeigt auf die Wiesen, wir haben freie Stellpatzwahl. Viel ist nicht los, ein paar Camper mit Zelten und ein Wohnmobil. Für Wohnwagen wäre die Anfahrt auch nicht so geeignet…

 

Natürlich haben wir Hunger. Einen Dorfladen gibt es genauso wenig wie ein Restaurant am Campingplatz – und unsere Vorräte sind eher bescheiden. Also wird flugs vom Besitzer ein Essen im Dorf bei einer rumänischen Familie organisiert! Als wir dort eintreffen, treffen wir auf eine unglaublich freundliche Familie, alles ist schon gedeckt. Ein älterer Mitsubishi L200 steht im Hof, hier sind wir richtig. Zur Vorspeise gibt´s selbstgemachtes: Speck, Käse, Brot, Paprika aus dem Garten – und eine Flasche Palinka! Der Chef des Hauses trinkt natürlich mit! Dann folgen Suppe, Hühnchen mit Reis und Kuchen. Natürlich nehmen wir ein paar Flaschen Palinka mit. Selbstgebrannt, wie wir das verstehen. Wir zahlen Maria großzügig für ihre Arbeit, die sie sich extra wegen uns gemacht hat! Schon lange nicht mehr so gut gegessen… Wir sind froh, daß es bis zum Campingplatz nur wenige hundert Meter sind! Mit vollem Magen fallen wir irgendwann ins Bett…

13. Tag:

 

Wieder ein Tag mit Sonnenschein. Wir packen unsere Sachen und fahren zurück zur Hauptstraße, immer Richtung Sighetu Marmatiei. Stefan verabschiedet sich von uns, er hat noch Zeit und möchte über die Ukraine weiter nach Polen, es ist eine Verabschiedung von einem liebgewonnenen Menschen. In Sighetu Marmatiei kaufen wir noch mal ein, Claus verdrückt noch mal ein Mici-Menü und beinahe wären wir auch noch aus Versehen in die Ukraine gereist! Daß wir nur noch 100 m von der Grenze entfernt sind und kurz vor dem Grenzübergang stehen, ist uns erst gar nicht bewußt! Dann drehen wir um und fahren Richtung Satu Mare. Am Ortsausgang der Stadt lassen wir unsere total verdreckten Pickups waschen, die Jungs machen das super und die Autos sehen aus wie aus dem Ei gepellt! Was in dem Schaum so drin ist, den der Meister aufsprüht, fragen wir lieber nicht, der Lack ist aber noch dran. Jedenfalls geht nach dem letzten unserer Fahrzeuge das große Tor zu, entweder Schnauze voll von so dreckigen Fahrzeugen oder genug verdient…

 

Über Satu Mare verlassen wir in Csengersima Rumänien. Nicht viel los an der Grenze, kontrolliert wird aber sehr genau! Letztlich stehen wir doch eine Stunde im Stau, bei gerade mal 15 Autos vor uns! Wilde Hupkonzerte bringen die Grenzer jedenfalls nicht aus der Ruhe, naja, irgendwo her kenn ich das doch… Über Landstraßen und später einer sehr gut ausgebauten Autobahn erreichen wir Debrecen, dort finden wir in Hajtuvanas das „Thermal Camping“. Etwas schwierig zu finden, die Rezeption ist mitten im Thermalbad. Roof Tents oder Dachzelte kennt das Mädel an der Rezeption nicht, teuer ist es nicht. Als wir mit unseren 5 Fahrzeugen direkt am Thermalbecken vorbeirollen, klappen bei einigen Badegästen doch etwas die Kinnladen runter… Hallo? Wir sind Pickupfahrer, nicht von einem anderen Stern! Das Mädel von der Rezeption bringt noch gleich ihre Freundin mit, um unsere Pickups zu fotografieren!

 

Für eine Nacht auf der Durchreise ist der Platz in Ordnung, man ist mehr auf Wohnmobile eingerichtet, die die Thermalquellen nutzen. Aber wir finden eine Wiese und bauen unser Lager auf.  Und verbringen einen milden Abend unter schattigen Bäumen. 

14. Tag:

 

Über die Grenze zur Slowakei geht’s vorbei an Bratislava bis hinter Brünn, dann haben wir fast 600 km geschafft und suchen einen letzten Campingplatz für eine Nacht. Gar nicht so leicht in Tschechien! Der erste ist ein „Minus-2-Sterne-Platz“, den wir sofort wieder verlassen. Der zweite hat zu, der dritte ist ein Hundeplatz, der mal ein Campingplatz war. Holger und Katja suchen im Navi weiter, schauen im Internet und so haben wir noch ein Ass im Ärmel, nämlich das Autocamp Wilsonka an einem Stausee unterhalb von Hartvikovice. Sieht gut aus, wir checken ein, leider werden nur CZ-Kronen akzeptiert, keine Karten, keine Euros. Wir haben alles außer Kronen, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als noch mal die nächste Stadt anzusteuern, um Kronen zu besorgen!  Mit Holger´s Lux düsen wir los und wechseln. Zurück an der Rezeption teilt uns der freundliche junge Mann mit, daß er wohl unsere Daten nicht gespeichert hat und deshalb noch mal jeder an die Rezeption kommen muß! Der Hals wird dicker, sieht er uns wohl auch an und kommt dann später selbst in unser Lager…

 

Der Platz liegt wirklich sehr schön, alles in allem stellt sich jeder so, wie er möchte. Eigentlich nur PKW´s mit Zelten, Pavillons, ein wildes durcheinander. Hat ein wenig was von Festival-Stimmung! Der Hunger treibt uns ins Restaurant, viel Auswahl ist nicht, ist uns aber auch egal. Dann halt Hamburger mit Pommes! Nachts greife ich lieber zu Ohrstöpsel, eine gute Entscheidung, denn hier wird gefeiert!

15. Tag:

 

Ein letztes mal packen wir zusammen, um dann über Prag und Pilsen über Waidhaus nach Deutschland einzureisen. Ohne Stau legen wir die letzten 380 km zurück, machen noch einen Kurzbesuch bei Martin und Petra, um dann Nachmittag auf der Ranch zu sein. Sigi hat leckeres Grillgut besorgt, das Wetter ist herrlich, so können wir noch lange draußen sitzen und unseren letzten Abend genießen. Am Tag darauf noch ein gemeinsames Frühstück, dann heißt es Abschied nehmen von unseren Freunden, die teilweise noch einen weiten Weg nach Hause haben!

 

Es waren zwei Wochen, die sich mehr als gelohnt haben! Gut, Erholungsurlaub ist anders. Wer viel sehen möchte, muß viel fahren, wer ein paar kleine Abenteuer erleben möchte, muß abseits der Straßen fahren! Wer Abkürzungen fahren will, spart bestimmt keine Zeit, erlebt aber Offroadiges. Wir haben viel erlebt in den 14 Tagen, davon kann man noch eine ganze Weile zehren! Rumänien als Land hat uns allen sehr gut gefallen, besonders der Maramures, und wäre jederzeit wieder eine Reise wert! Die Menschen, die Landschaft, die Offroad-Touren, das Essen, unsere Unternehmungen – ich denke, ich werde mir unsere Bilder von Zeit zu Zeit schon mal wieder ansehen! Wir waren eine tolle Truppe, die Pickups haben bis auf ein paar kleine Blessuren super durchgehalten und ihre Nehmerqualitäten beweisen können! Jeder hat seinen Teil zum Gelingen unserer Tour beigetragen, natürlich hat auch das überwiegend gute Wetter zur guten Stimmung beigetragen, das ist uns allen klar. Die erste Nacht im meinem Bett zu Hause war direkt ein wenig ungewohnt nach 2 Wochen schlafen unterm Hardtop! (J.K.)