im Oktober

Ein ziemlich weißer Fleck auf unserer persönlichen Österreich-Karte ist Niederösterreich. Das wollten wir mal ändern und haben ein paar wunderschöne Herbsttage dazu genutzt, mal ins Weinviertel, ins Waldviertel und Teile der Wachau zu fahren. Sigi hat im Vorfeld ein Hotel und eine Pension gebucht, damit wir nicht eine Woche in der gleichen Gegend abhängen mussten.

 

Bei wunderschönem Herbstwetter starten wir und fahren über Pilsen, Prag und Znojmo hinüber nach Österreich. Da wir noch Zeit haben, machen wir noch eine Pause in Retz, einem typischen Ort im Weinviertel, trinken einen Kaffee in einem der größeren Orte und treffen dann Nachmittag in unserem Hotel „Eselsmühle“ in Seefeld-Kadolz ein. Wir sind die einzigen Gäste in dem doch recht großen Hotel in der ehemaligen Mühle, werden quasi exclusiv bekocht und haben das Hotel für uns alleine!

 

Nach einer echt ruhigen Nacht und einem guten Frühstücksbuffett starten wir bei bestem Wetter nach Retz, um uns die alte Windmühle oberhalb des Dorfes anzuschauen. Ein schmales Sträßchen führt hinauf, außer zwei Radfahrern sind wir völlig allein an der schönen, alten Mühle und genießen die Ruhe und den Blick auf das umliegende Weinland. Dann geht es weiter in den Nationalpark Thaya-Tal, nach Weitersfeld und auf der Weinvierteler Straße nach Laa a.d. Thaya, bevor unser Hilux uns wieder zurück nach Seefeld bringt. Die Orte im Weinviertel haben schon irgendwie etwas ungarisches vom Häuserbau her, lange Häuserzeilen entlang der Hauptstraße lässt diese Gegend ganz anders aussehen, als man es sonst von Österreich her kennt. Es gibt nur wenig Geschäfte und Gastronomie, gut, dass wir Halbpension gebucht haben! Um diese Jahreszeit ist es sehr ruhig dort, Parkplatzprobleme oder Hektik kennt man dort wohl nicht – sehr angenehm!

 

Gemeinsam schauen wir auf der Karte und suchen uns eine Tour für den nächsten Tag. Die führt uns ca. 1 km vom Hotel entfernt hinüber nach Tschechien, bis wir in Jaroslavice auf die Hauptstraße stoßen. Sehr beeindruckend ein altes Schloss oben auf dem Berg – sehr groß und leider stark renovierungsbedürftig. Wer mag da mal gewohnt haben? Weiter geht es zum großen Stausee Vd Nadric Nove Mlyny, an dem wir entlang fahren. Auch dort gibt es viele Weingüter, eins davon besuchen wir und kaufen natürlich auch einige Flaschen ein. Über Lednice und Valtice entlang der Weinstraße ist unser nächstes Ziel die Burg Kreuzenstein.

 

Auch dort ist nicht viel los. Wir möchten diese hervorragend erhaltene Burg auch besichtigen und kommen gerade rechtzeitig zur nächsten Führung. Außer uns sind keine Leute in der Burg, sehr angenehm beim fotografieren. Wir erfahren eine Menge über die Burg, die im Dreissigjährigen Krieg von den Schweden zerstört wurde und erst 1874 unter Graf Johann Nepumuk Wilczek wieder aufgebaut wurde, teils nach vorhandenem Wissen, teils frei. Dreissig Jahre wurde die Burg mit alten, zeitgenössischen Werkzeugen aufgebaut, ehe sie 1906 fertiggestellt wurde. Im Inneren beherbergt sie neben den Privaträumen des heutigen Besitzers, einem Nachfahren des Erbauers, auch eine echt sehenswerte Waffenkammer und viele alte Möbel und Geräte – trotz der recht neuen Fertigstellung kann man sich das Leben auf so einer Burg aufgrund des mehr als guten Zustandes anschaulich vorstellen! Hier wurden auch viele Filme gedreht, u. a. „die Drei Musketiere“. Über den Naturpark „Leiser Berge“ geht es dann zurück zum Hotel. 

Am Mittwoch verlassen wir Seefeld-Kadolz und tuckern zu unserem nächsten Ziel im Waldviertel. Über Gars am Kamp besuchen wir das Weingut „Loisinium“ in Langenlois, um auch dort Wein einzukaufen und in den Schauweinbergen etwas umherzuwandern. Irgendwann erreichen wir die Donau und damit die nördliche Grenze zur Wachau. In Dürnstein machen wir Halt und schauen uns das schöne Dörfchen mit den vielen Restaurants und Weinstuben an, bevor wir dann in der ländlichen Gegend des Waldviertels völlig abseits der Touristenpfade unseren Gasthof Geberith, gelegen am „Mottingeramt“, erreichen. Die familiär geführte Pension ist ruhig gelegen und auch hier sind wir fast alleine. Die Wirtin kocht hervorragendes Essen, wir können uns aussuchen, was wir wollen.

 

Über Krems rollen wir entlang des südlichen Donauufers und biegen dann links ab. Ein mit 20% schon recht steiles Sträßchen hinauf zur Burgruine Aggstein. Außer uns sind nur eine handvoll Leute unterwegs, so kann man die große Burgruine richtig schön erkunden. Der Blick hinunter ins Donautal ist wirklich kaum zu überbieten! Danach fahren wir weiter am Donauufer entlang zum Stift Melk, das über der gleichnamigen Stadt thront. Wir schauen uns das riesige Stift an und spazieren ein wenig im angrenzenden Garten herum. Was für ein Prunk, hier konnte man es sicherlich aushalten!

 

Über den Naturpark Jauerling in der Wachau führt uns der Weg hoch hinauf auf 950 m mit einem tollen Blick auf die Umgebung. Leider ist der Aussichtsturm geschlossen. Am Stausee Dobra entdecken wir eine Burgruine, bevor wir zurück zum Hotel fahren. Abend haben wir Gesellschaft von der Wirtin und einem älteren Pärchen aus der Wiener Gegend. Da alle incl. Unserer Wirtin schon mal in Albanien waren, gibt es viel zu erzählen, die Zeit vergeht wie im Flug.

 

Auch am letzten Tag gibt es noch mal Sonne pur! Das nutzen wir aus und fahren über Zwettel noch mal an die Donau bis nach Ybbs. Die Stadt finden wir eher langweilig, also geht es weiter nach Amstetten. Nach einer Kaffeepause in der Sonne geht es über viele kleine Sträßchen langsam wieder zurück – Dank meiner hervorragenden Navigatorin Sigi und auch mal der Eingabe ins Navi „Kürzester Weg“ finden wir immer wieder interessante kleine Sträßchen, in die sich wohl eher selten ein Tourist verirrt.

 

Dank unserer Wirtin wissen wir nun auch, wie wir zu der Burgruine am Dobra-See gelangen. Eine sehr schmale Straße führt hinab zum Stausee, sie endet am Campingplatz. Davor ist die gleichnamige Burgruine, ein kurzer Fussweg und wir sind völlig alleine an der Ruine. Der Eintritt ist kostenlos, in einer aufgestellten Kasse wirft man einfach eine Spende zur Erhaltung der Ruine ein. Vom Bergfried aus kann man schön auf den Stausee und den Campingplatz blicken. Ein letzter Abend im Gasthof, wir werden noch einmal hervorragend bekocht.

 

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und fahren über Zwettel, Budweis und Pilsen zurück in die Oberpfalz. Nun ist dieser Teil Österreich für uns auch kein weißer Fleck mehr. Eine tolle Gegend, sehr abwechslungsreich mit vielen Facetten. Wir haben viel gesehen und unternommen, so dass die Tage sehr kurzweilig waren! Die Unterkünfte waren gut gewählt, da kann ich mich auf meine Sigi schon verlassen! Sie hat nicht nur die Übernachtungen ausgesucht, sondern war auch wieder eine tolle Navigatorin, unser Hilux hat alles klaglos mitgemacht. Ein Dank auch an Heinz H. aus unserer FB-Gruppe „Hilux-Vibes“, der mir einige gute Tipps hat zukommen lassen, klasse! Schön, wenn man Hobbybedingt viele Leute kennt, die einem auch mal mit Ausflugstipps weiterhelfen können! Das Wetter war ein Traum und lässt die Gegend natürlich noch schöner erscheinen als bei Regen – aber das ist ja überall so. (Jürgen Krauß)