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Als wir so unseren Urlaub planen, bin ich ja zugegebenermaßen schon ein wenig skeptisch: Ausgerechnet Mallorca, da soll ich hin? Man hört zwar schon immer von einer wunderschönen Insel, verbindet das aber auch mit Ballermann, Party´s und saufen… Aber gut, denk ich mir, Sigi und Jeannette waren letztes Jahr dort, und normalerweise macht Sigi immer eine gute Urlaubsplanung. Also sag ich zu.

 

Der Tag des Abflugs naht, und zwar zu einer nicht sehr christlichen Zeit. Wir parken den Jeep am Flughafen Nürnberg, zwei Stunden später sehen wir von oben die nächtliche Silhouette von Palma. Flughäfen sind nicht so meins, obwohl ich ja schon mal über 4 Jahre dort gearbeitet habe. Und der von Palma ist riesig, man läuft und läuft, unvorstellbar, was um diese Zeit schon los ist! Wir steigen in unseren Bus, der uns zur Playa de Muro in der Nähe von Alcúdia bringt. Wir checken ein, dürfen freundlicherweise erst mal vom Frühstücksbuffet mitessen, da unser Zimmer noch nicht bezugsfertig ist. Danach laufen wir zum Strand, viel ist noch nicht los. Sieht schon schön aus, der kilometerlange Sandstrand!

 

Nachdem wir unser Zimmer, oder besser gesagt, kleine Suite, bezogen haben, ist unser erster Weg gleich zur Autovermietung. Dort holen wir unseren Begleiter für die nächste Woche ab, einen Kia Ceed. Ein Jeep Wrangler wäre uns beiden lieber gewesen, aber die Preise liegen auf Luxusniveau, und wirklich abseits der Straße fahren ist auch nicht so viel möglich. Der Kia beweist sich aber als angenehmes Fahrzeug, mit dem wir uns alles anschauen, was uns so interessiert. Die Straßen sind in einem guten Zustand, was man sich manchmal wünschen würde, wäre die Bodenfreiheit eines 4x4, denn die Teerdecke ist einfach draufasphaltiert, was uns das Anhalten für Fotozwecke oftmals unmöglich macht!

 

Über Pollenza führt uns unsere erste Tour hinauf zum Cap de Formentor. Bei einem Aussichtspunkt halten wir an und gehen die Treppen hinauf zur Aussichtsplattform, tief unter uns das Meer. Da wir normalerweise nur Allradfahrzeuge gewohnt sind, vergesse ich, daß die Bodenfreiheit eines PKW nicht sonderlich gut ist – zu hören an Kratzgeräuschen am Unterboden. Die Aussicht ist überwältigend, tief unter uns das blaue Meer, schroffe Felsen rundum. Wir schaffen es mit ein wenig Gas zurück auf den Asphalt und fahren die teils enge Straße weiter, bis wir am Endpunkt feststellen müssen, daß auch andere den Endpunkt erreicht haben! Fast wäre Stau am Leuchtturm am Cap entstanden – anstellen wollen wir uns nun nicht unbedingt und machen ein Wendemanöver auf der Straße, welches gottseidank glückt…

 

Zurück muß man denselben Weg fahren, da wir noch Zeit haben, nehmen wir noch eine andere Paßstraße in Angriff, wieder geht es hinein in eine Bergwelt, die ich so eigentlich gar nicht erwartet hatte! Irgendwann erreichen wir Sa Calobra, nach kurzem Fußweg vom Parkplatz aus erreichen wir die kleine Bucht, ein Restaurant reiht sich ans nächste. Riecht irgendwie nach Massenabfertigung, aber egal. Die Bucht ist wunderschön und wir kriegen ein Plätzchen direkt am Meer! Zurück müssen wir dann auch denselben Weg wieder, irgendwie reicht die Kurbelei dann auch für den ersten Tag! Nach dem Abendessen bummeln wir noch ein wenig an der Hauptstraße entlang, unzählige Freßbuden und Geschäfte auf beiden Seiten buhlen um Kundschaft. Manches sehr schön, manches einfach nur billig, es scheint, als gäbe es nichts, auf dem nicht Mallorca steht!

 

Nachts regnet es, und da heute allgemein nicht so gutes Wetter gemeldet ist, beschließen wir, nach Palma zu fahren. Bis dorthin sind es ungefähr 60 km auf gut ausgebauter Autobahn. Es regnet wie verrückt und als wir am Parkhaus aussteigen und nur einen Schirm dabei haben, bin ich froh, daß einer der ansonsten eher nervigen Verkäufer vorbeikommt und ich ihm für 5 Euro einen Regenschirm abkaufe! Wie praktisch – naja, mit Sonnenbrillen hätte er wohl heute auch keinen Gewinn gemacht! Wir schlendern durch die Altstadt, hier gibt es tolle Geschäfte, ein paar Teile an Klamotten finden wir sofort. Natürlich haben wir kein Navi dabei, nur mein Handy ohne passende App… Als wir denken, im Kreis zu laufen, laden wir diese Navi-App dann wohl doch lieber auf mein Smartphone.

 

Den Weg zurück wollen wir nicht wieder auf der Autobahn fahren und schauen uns mal s´Arenal an, der allseits bekannte Ballermann. Schön ist was anderes! Das Vorstadtviertel mit dem Straßengewirr sieht schon mal nicht einladend aus, als wir am Strand entlangfahren, bin ich irgendwie gar nicht so traurig, daß ein anständiger Schauer niedergeht! Die typischen Lokalitäten entlang der Strandstraße wirken teilweise billig, eine Kneipe nach der anderen, fast jedes sog. „Restaurant“ lockt mit typisch deutscher Küche, hätte nur noch der „König von Mallorca“ gefehlt, dann hätte ich Vollgas gegeben! Schnell weg, nicht meine Welt. Liegt´s am Alter? Keine Ahnung, ich glaube, das wäre auch vor 20 Jahren nichts für mich gewesen. Einzig der Strand ist schön, heute auch schön leer….

 

Über Porreres, Villafranca fahren wir auf kleinen Sträßchen nach Sineu und Santa Margalida zurück zum Hotel. Heute ist wettertechnisch keine Besserung in Sicht, also genießen wir den Nachmittag im Indoor-Pool und im Spa-Bereich des Hotels. Gegen Abend hört es auf zu regnen und wir können in der Hotelbar noch einen Drink zu uns nehmen.

 

Am Freitag fahren wir mal in die entgegengesetzte Richtung ins Landesinnere auf kleinen Sträßchen vorbei an wunderschönen Fincas und durch enge, typisch spanische Ortschaften, wo man merkt, daß der Tourismus hier nicht so präsent ist. Über Muro, Petra, Manacor und Porto Cristo landen wir in Cala Rajada. Sigi kennt einen Parkplatz nahe am Zentrum, den anscheinend fast keiner kennt, so haben wir nur wenige Minuten zur Stadtmitte und schlendern durch die typischen Touristengassen bis zum Hafen, wo wir dann in einer genialen Tapas-Bar einkehren und uns verschiedene der kleinen spanischen Gerichte schmecken lassen, einfach nur klasse und sehr zu empfehlen! Über Arta und Can Picafort geht es zurück zur Playa de Muro. Auch heute sind noch schöne Wellen und ein Strandabschnitt ist offen, da macht planschen Spaß!

 

Am Abend statten wir Alcúdia einen Besuch ab, sind nur wenige Kilometer bis dorthin. Einmal im Jahr ist das Fest „Fira d´Alcúdia“ mit Musik, Figuren und allerlei Köstlichkeiten sowie einem Umzug durch die Altstadt – und wir haben das Glück, genau zur richtigen Zeit vor Ort zu sein! Die ganze Stadt ist auf den Beinen, es wird 3 Tage lang gefeiert!

 

Tags darauf lacht wieder die Sonne, es wird bis knapp 30 Grad warm, sehr angenehm, nicht so brütend wie bei uns. Über Palma fahren wir nach Antratx, von dort weiter auf der M10 nach Estellences, weiter über Banyalbufar, immer am Meer entlang mit spektakulären Ausblicken teils von hoch oben hinunter durch kleine Dörfer, die an den Felsen geklatscht und in Zeiten erbaut wurden, als Autos noch gänzlich unbekannt waren. Unterwegs kommen uns viele Fahrzeuge der „Cannonball-Rallye“ entgegen, alte Sportwagen, aber auch Geländewagen. Über Deia gelangen wir wieder nach Sóller. Auf dem Heimweg besuchen wir in Inca noch ein Leder-Outlet und fahren dann nach Port d´Alcúdia und schauen uns die Hafenstadt an.

Den letzten Tag wollen wir einen Klosterberg besuchen, der hoch über dem ansonsten ziemlich flachen Landesinneren liegt. Über Randa und Montiuri fahren wir über Randa hinauf auf die ca. 5 km lange Stichstraße zum Klosterberg Puig de Randa auf 540 m. Von dort aus hat man eine gigantische Rundumsicht, sieht in der Ferne Palma liegen. Es ist nicht viel los hier oben, so daß wir die Stille und die Ruhe im Kloster genießen können, das heute noch von Franziskaner-Mönchen betrieben wird (nein, nicht die, die das Bier brauen – oder doch? ;-)) Man könnte den ganzen Tag hier sitzen und die Fernsicht genießen, doch wir wollen weiter. Die Auffahrt hat sich auf jeden Fall voll gelohnt und auch dieser Abstecher ist nur zu empfehlen!

 

Über Llucmajor, Campos und Santanyi gelangen wir nach Cala d´Or. Ein rein touristischer Ort, aber optisch unterscheidet er sich doch erheblich von den Urlaubsorten in der Nähe unseres Hotels an der Playa de Muro. Hier sind alle Häuser weiß! Erinnert mich ein wenig an Griechenland, um diese Uhrzeit ist noch nicht viel los, so daß wir von Menschenmassen verschont bleiben und in Ruhe in einer schattigen Gastwirtschaft einen Cappuccino trinken können! Zurück geht’s über Felanitx, der Ort, der für sich beansprucht, der Geburtsort von Christoph Kolumbus zu sein, auch wenn die Meinungen darüber anscheinend etwas auseinandergehen.

 Am späten Nachmittag geben wir unseren Kia zurück. Mit Öffnungszeiten nimmt man es ja bekanntlich in südlichen Ländern nicht so genau, was auch auf Spanien zutrifft. Also tanken wir voll und werfen den Schlüssel in den Briefkasten. Autolos gehen wir zurück zum Hotel und genießen unser letztes Abendbuffet.

Da unser Flug ja erst spät abend am Montag geht, haben wir den ganzen Tag noch zur vollen Verfügung! Was tun? Das Zimmer müssen wir bis 12 Uhr räumen, können aber doch das restliche Hotel voll nutzen. Den ganzen Tag am Pool liegen ist nicht unser Ding, also beschließen wir, noch mal für einen Tag ein Auto zu mieten! Das kann man bequem von der Hotelrezeption aus machen, um 9 Uhr können wir unseren Fiat Panda abholen.

 

Mit unserem Kleinwagen wollen wir uns ein mittlerweile leerstehendes Kloster anschauen und fahren dazu nach Artá. Dort verpassen wir mitten in den engen Straßen gleich mal die Abfahrt mit der Aufschrift „Eremita de Betlem“ und müssen eine Ehrenrunde in der Stadt drehen, kein leichtes Unterfangen bei lauter Einbahnstraßen! Irgendwie finden wir aber doch wieder zurück und nehmen die schmale Straße, die sich erst im Tal entlangschlängelt und dann hoch zum Pas de sa Mellera führt. Verkehr ist gottseidank so gut wie keiner, am Ende der Straße nach 8,3 km erreicht man das Kloster. Außer uns stehen nur noch zwei andere Autos da, die letzten Meter geht man dann zu Fuß in einer Allee bis zu den Mauern des Klosters. Die Kirche ist für jedermann zugänglich, sonst ist nichts los. Die ersten Mönche haben in einem Stall genächtigt, daher auch der Name Betlem, von Bethlehem. Die Ruhe ist wunderbar, wir stöbern noch ein wenig umher, machen ein paar Fotos und fahren dann den gleichen Weg bis Artá wieder zurück. Eine gelbe Warnleuchte macht uns etwas nervös, dank der Nachfrage bei Herrn Google ist es aber nur eine durchgebrannte Birne, stört uns also nicht weiter. Wäre blöd, mit dem Leihwagen genau auf so einer schmalen Bergstraße liegen zu bleiben!

 

Wir bleiben auf der Hauptstraße und erreichen den Ort Capdepera. Dort möchten wir auf das hoch über der Stadt gelegene Castell. Auch hier nicht ganz leicht zu finden, und da es knapp 30° hat, wollen wir nicht vom Markplatz die gefühlten tausend Stufen auf den Berg steigen. Mit unserem kleinen Panda finden wir aber dann einen Parkplatz, wo es nicht mehr weit zur Burg ist. Mit 4 Euro Eintritt ist der Besuch bezahlbar, es gibt eine Menge zu sehen in der großen Anlage. Ausgrabungen weisen auf verschiedene Epochen des Castells hin, die Ursprünge reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Die Festung veränderte mehrmals ihr Aussehen, die einzelnen Bauabschnitte sind im Museum der Burg anschaulich im Modell dargestellt, ganz oben unterm Burgturm über der Kapelle kann man eine der beiden Glocken läuten. Ein Besuch, der sich für Fans mittelalterlicher Baukunst auf jeden Fall lohnt, noch dazu mit einem wunderbaren Blick zur Küste und hinunter in den Ort Capdepera.

 

Danach fahren wir noch ans Meer nach Cala Millor, einem typischen Touristenort, schlendern durch den Markt und hören sogar aus einem Saloon Live-Country-Music, während wir in einem Strandcafe was trinken und dann über kleine Sträßchen zurückfahren. Unsere letzten Stunden verbringen wir am Pool, fahren dann noch mal nach Alcúdia, um noch einen Happen zu essen. Dann geben wir unseren kleinen Panda ab, warten auf den Bus und um 23.40 startet der Airbus,  der uns zurück nach Nürnberg bringt.

Eine Woche auf einer wunderschönen Insel, von der ich nun anders denke als vorher, liegt hinter uns. Wir haben sehr viel unternommen und angeschaut, ohne Streß zu haben. Und hatten eine gute Mischung aus Baden, Unternehmungen, Kultur und Landschaft, waren im Landesinneren und in den Bergen. Naja, und auch kulinarisch waren wir gut dabei. Das Las Gaviotas ist als Unterkunft auf jeden Fall zu empfehlen! Das Wetter hat bis auf einen Tag Regen auch gepaßt, was will man mehr? Gesehen haben wir noch lange nicht alles, obwohl wir insgesamt ca. 1100 km auf der Insel rumgefahren sind! Wer Mallorca nur mit Ballermann verbindet und das auch lebt, der ist dort sicherlich gut aufgehoben. Für alle anderen bietet die Insel viel Abwechslung bei angenehmen Temperaturen, wo auch noch Anfang Oktober Flip-Flop-Wetter angesagt ist! Und das nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernt…. (J.K.)