Balkan-Tour

05. Juli

 

Schon seit vielen Jahren ist es ein Wunsch von mir, mal die Balkan-Länder, allen voran Albanien, zu bereisen. Da wir vor einigen Jahren schon mit einigen Pickups in Rumänien waren und diese Tour ganz tolle Eindrücke hinterlassen hat, fand sich schnell eine kleine Gruppe zusammen, die genauso begeistert von dieser Art des Reisens war! Also fingen wir an zu planen, Kartenmaterial zu kaufen, Reiseberichte zu lesen, Roadbooks zu studieren und sich im Netz ein wenig zu schlau zu machen.

 

Am 05. Juli ist es dann soweit. Meine Mitreisenden Stefan mit seinem Hilux, René mit seinem Navara, Reinhold mit dem Nissan NP300, Holger und Katja mit ihrem Hilux und Vereinskamerad und Namensvetter Jürgen als mein Beifahrer im Ford Ranger treffen auf der Ranch ein. Wir gehen noch mal die Ausrüstung durch, beladen meinen Pickup und sitzen dann bei einer bayerischen Brotzeit gemütlich zusammen in froher Erwartung dessen, was in den nächsten 14 Tagen so auf uns zukommen wird. 

 

06. Juli

 

Zeitig starten wir über Regensburg, Passau, Linz, Maribor und Zagreb und kommen bei bestem Wetter zügig voran. Den letzten Abschnitt in Kroatien legen wir auf der Landstraße zurück, bis wir unser erstes Tagesziel erreichen, das Autocamp Korana in der Nähe der Plitvicer Seen. Ein schöner Platz, wir finden einen geeigneten Stellplatz und genießen den ersten Abend. Die Dachzelte sind schnell aufgeklappt, Jürgen hat sein Feldbettzelt auch ruckzuck aufgebaut. Der Rest schläft im Auto. Das Autocamp ist sauber und gepflegt mit guten Sanitäranlagen, hier könnte man auch mal ein paar Tage mit Wohnwagen verbringen – die Plätze sind zwar größtenteils etwas uneben und besser für Zelte geeignet, aber irgendwie findet man immer ein einigermaßen gerades Plätzchen. 

07. Juli

 

Am nächsten Tag nach dem Frühstück geht’s weiter auf der Landstraße zu einer ehemaligen Airbase bei Zeljava nahe der kroatisch / bosnischen Grenze. Diese riesige Anlage war die ehemals größte Flugzeugkaverne ist heute verlassen. Ein Flugzeug steht eingewachsen im Gestrüpp herum und wird natürlich sofort begutachtet. Viel ist nicht los, wir haben also genug Zeit, ein wenig herumzufahren und und umzuschauen. Beeindruckend die meterdicken Betonwände im Felsgestein, wo einst 80 MIG21 Kampfflugzeuge Unterkunft fanden. Aus den riesigen unterirdischen Hallen strömt kalte Luft, verschlossen ist das Areal nicht. Wir gehen ein paar Meter in die Hallen und sind echt erstaunt, in welch gutem Zustand diese Anlage noch ist! Die Stollen sind um die 500 m lang, ein perfektes Versteck für die Flugzeuge. Draußen fahren wir eine Runde auf den Start- und Landebahnen, bevor es weitergeht. In Jajce kaufen wir ein, nach einem langen Fahrtag suchen wir einen geeigneten Schlafplatz, was sich als gar nicht so leicht herausstellt! Schließlich finden wir am Ende einer Schotterstraße am Ende eines Dorfes einen Platz, der ausreicht für unsere 5 Fahrzeuge. Eine wenig einladende Gegend, aber für eine Nacht wird´s gehen. Ein paar neugierige Dorfbewohner und Hunde schauen schon vorbei, aber alle grüßen freundlich und lassen uns in Ruhe. Wir heizen den Grill an, Einheimische zeigen uns eine frische Quelle, wo sie wohl auch das Wasser fürs Dorf holen. 

08. Juli

 

Nach etwas Regen in der Nacht packen wir zusammen, es ist bewölkt und nicht mehr so warm. Heute durchfahren wir die Sarajevo, die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Hier fanden 1984 die olympischen Winterspiele statt, also noch vor dem Balkankrieg. Mit über 291000 Einwohnern herrscht ein ziemliches Chaos in der Stadt, dank unserer Fungeräte können wir sie aber gut durchfahren. Die Spuren des Krieges in den 90er Jahren sind heute noch sichtbar.

 

Wir sind auf der Suche nach den Spuren der alten Eisenbahntrasse der bosnischen Osteisenbahn und rollen weiter Richtung Pale. Nach einiger Zeit entdecken wir einen Tunnel und wären fast daran vorbeigefahren! Wir drehen um und biegen scharf rechts ab in den unbefestigten Weg. Man erkennt sofort, daß man sich auf einer ehemaligen Bahntrasse befindet. Die bosnische Osteisenbahn war eine wichtige Verbindung, gefahren wurde auf 760 mm Schmalspurgleisen. Seit den 70er Jahren ist die Strecke stillgelegt und die Schienen rückgebaut.

 

Der Tunnel ist eng und unbeleuchtet, einiger Unrat wurde hier entsorgt. Überhaupt ein Problem der ganzen Gegend, das uns immer wieder begegnen wird: Umweltschutz ist hier vielerorts ein Fremdwort, für uns Deutsche kaum zu glauben. Unrat wird einfach neben überfüllten Containern entsorgt, die wohl einfach viel zu selten geleert werden! Plastikmüll liegt vielerorts einfach in der schönen Landschaft! Da braucht man als Deutscher wirklich kein schlechtes Umweltgewissen zu haben, wenn man sowas sieht! Hier sollte man mal nachhaken, was ändern – nicht bei uns!

 

Wir durchqueren den Tunnel und merken schnell, daß wir nicht weiterkommen! Die Vegetation holt sich die alte Bahnstrecke zurück, wir müssen umdrehen und den Tunnel abermals durchqueren. Auf der Hauptstraße finden wir dann dank Stefan und Reinhold, die mit guten GPS-Geräten und Karten ausgestattet sind, einen anderen Einstieg in die Trasse. Eine zeitlang fahren wir auf der ehem. Strecke weiter auf einem guten Schotterweg, dann biegen wir in die Berge ab, machen eine Rundtour und gelangen irgendwann wieder zur Hauptstraße.

 

So leicht geben wir nicht auf. Wir starten einen 3. Versuch. Am Abzweig der alten M5-Magistrale geht der Weg hinauf in ein Dorf, dann ist vermeintlich Ende. Ein Einheimischer zeigt uns einen Weg, der wieder hinunter führt. Auf sehr steilem, ausgewaschenen Weg, der uns die Untersetzung abverlangt, gelangen wir wieder zum Hauptweg. Keine Ahnung, ob er uns nur ärgern wollte oder ansonsten hier nur Eselkarren fahren, als er uns diesen Weg zeigte!

 

Wir finden die Bahntrasse wieder und fahren auf der Trasse im wunderschönen Praca-Tal immer hoch über dem Fluß durch einen Tunnel und einige Kilometer auf etwas groberem Schotter entlang. An einer ehemaligen Brücke über den Fluß ist leider Ende – die Brücke ist eingestürzt. Wir müssen versuchen, auf dem kleinen Plateau zu weden, um alle Fahreuge wieder in die richtige Richtung zu positionieren! Gelingt uns auch, ist ja nicht das erste mal, wo wir umdrehen müssen! Also fahren wir denselben Weg wieder zurück. Bei einem Steinbruch entdecken wir einen breiten Schotterweg, der steil bergauf führt. Diesen fahren wir bis zu einer Baustelle, dann endet der Weg, die Arbeiter machen uns klar, daß es hier nicht weiter geht. Also wieder hinunter ins Tal, an einer überdachten Grillstation beraten wir mit Karten über den weiteren Weg. Der Abbruch der Tour und der Abstecher haben uns viel Zeit gekostet, wir müssen sehen, daß wir etwas Strecke machen!

 

Über Gornje Bare, Hranjen und Gorazde mit teils unbefestigten Wegen erreichen wir den Grenzübergang Metaljka nach Montenegro. Die Grenzkontrollen fallen an allen Grenzübergängen sehr genau aus, Pässe, Fahrzeugschein und grüne Versicherungskarte werden oft kontrolliert. Probleme haben wir aber außer der Zeitverzögerungen nicht, auch ist keiner der Kontrollbeamten unfreundlich. Durch eine völlig andere Landschaft als in Bosnien fahren wir bis Fljevljd, kaufen ein und sind mehr als überrascht, daß man dort mit Euro zahlt! Das wußte keiner von uns.

 

Es wird Zeit, nach einem geeigneten Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Den finden wir ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Wir überqueren einen großen Stausee, nach einer Brücke biegt ein Feldweg nach rechts ab, in den wir gleich einbiegen. Es geht steil hinab zum Stausee und unten angekommen, bietet sich eine einigermaßen ebene Fläche gleich als Übernachtungsplatz an. Sehr schön hier, wir bauen unser Camp auf, gehen im Stausee schwimmen und grillen dann vor der schönen Kulisse des Sees. Ein paar vorbeifahrende Angler grüßen uns freundlich, auch die Montenegriner scheinen ein tolerantes und freudliches Völkchen zu sein. 

09. Juli

 

Nachts streunen anscheinend ein paar Hunde durchs Camp, unser Müllsack ist zerrissen und einer von Katja´s Schuhen ist weg, den wir aber dann etwas entfernt wieder finden. Nachts hat es etwas geregnet, wir rumpeln den steilen Weg wieder hoch zur Straße. Danach geht´s weiter durch Montenegro. Das Land kommt uns sauberer und gepflegter als Bosnien vor und ist sehr abwechslungsreich. An einer Tankstelle in einer kleinen Stadt betanken wir unsere Fahrzeuge, was für ein Chaos! Sehr eng, Gehupe, Gefluche, dazwischen tanken die LKW der Müllentsorgung. Uns gelingt es schließlich, alle Dieselvorräte aufzufüllen – dann aber nix wie weg hier! Noch eine Kaffeepause an einem sehr schönen Restaurant in der Nähe eines kleinen Sees, dann legen wie die letzten Kilometer zurück bis zur Grenze nach Albanien bei Gusinje. Auch hier nimmt man seine Arbeit sehr genau, gottseidank ist nicht viel los. 50 m hinter der Grenze endet auf albanischer Seite die Teerdecke, es geht auf Schotter weiter! Ein paar Kilometer weiter geht es dann doch wieder auf Asphalt weiter, und es geht hinauf in die Berge! Ein gigantisches Panorama und eine schroffe Bergwelt erwarten uns! Was raufgeht, geht auch irgendwann wieder runter, viele Serpentinen lassen einen ganz schön kurbeln! Hinter jeder Kurve würden sich andere interessante Fotomotive ergeben, ein paar mal halten wir einfach an und lassen die Bergwelt auf uns wirken. Man kommt sich doch vor wie eine Ameise….

 

Am Abzweig einer Roadbook-Tour aus dem MD-Mot-Buch biegen wir ab und nehmen diese Tour unter die Räder. Sie führt auf einer groben Schotterstraße hinauf zu einem Dorf und auf der anderen Seite wieder hinab Richtung Shkodra-See. Dort wollen wir hin, wurde uns doch das Lake Shkodra Resort von Freunden empfohlen. Außer uns sind noch einige Offroader hier und Wohnmobile, sogar einige Wohnwagen entdecken wir. Platz ist genug, wir suchen uns einen Stellplatz und beschließen gleich, einen Ruhetag einzulegen und zwei Nächte hier zu bleiben. Das Wetter ist sehr gut und warm, wir lassen uns ein leckeres Abendessen im campingplatzeigenen Restaurant schmecken. Die Sanitäranlagen sind sehr gepflegt, dürfte wohl einer der besten Campingplätze in Albanien sein. Der See ist riesig, 48 km lang und bis zu 14 km breit und super warm mit echt angenehmen Badetemperaturen! 

10. Juli

 

In der Nacht fegt ein Gewitter mit starkem Wind über uns hinweg. Dank Ohrstöpsel kriege ich da gar nicht viel mit unter meinem Hardtop, aber als Jürgen mir am Morgen erzählt, er hätte Bedenken gehabt, mitsamt dem Zelt wegzufliegen, kann ich das kaum glauben. Es regnet immer wieder mal leicht, hat aber angenehme Temperaturen. Wir nutzen den Ruhetag zum entspannen, waren doch viele Kilometer, die wir in den letzten Tagen abgespult haben.

11. Juli

 

Nach dem Frühstück brechen wir auf. In Skhodra kaufen wir ein, bevor es weg vom See hinauf in die Berge nach Borge geht. Die schmale Teerstraße endet genau oben auf der Paßhöhe. Von dort aus führt ein grober Schotterweg mit Pfützen am Hang entlang, irgendwann geht es bergab. Ein paar Einheimische und auch ein paar Offroad-Urlauber kommen uns entgegen, irgendwie quetscht man sich immer aneinander vorbei. Nach vielen Kilometern erreichen wir das Teth-Tal, wo wir in Borge Shale im einzigen Restaurant Mittag essen. Wir sind mehr als erstaunt, daß wir hier in dieser Einöde, wo es weit und breit nichts gibt, in astreinem Deutsch begrüßt werden! Der Kellner hat in Deutschland einige Zeit gearbeitet. Nach starkem Kaffee und Kebab sowie frischem Salat an einem schattigen Plätzchen geht´s weiter im Tal, immer am Fluß entlang. Der Weg ist sehr schmal, sehr grob, aber mit Allrad und entsprechend langsamer Geschwindigkeit gut zu meistern. Beunruhigender als den Pistenzustand finden wir den Abgasgeruch des Rangers, der anscheinend lang andauernde Langsamfahrten nicht so gut verkraftet und uns mit Abgasen umweht, daß wir denken, wir hätten vielleicht den Auspuff verloren!

 

Bei Gegenverkehr wird es hier eng. Ein paar Einheimische mit uralten Mercedes-Transportern müssen trotzdem hier lang, notfalls muß halt einer zurück. Die Piste zieht sich im Tal hin, steigt wieder steil an, um dann am Hang entlang ins nächste Tal zu führen und auch wieder hinauf. Das Gerumpel mit stundenlang konzentrierter Fahrweise etwas über Schrittgeschwindigkeit zieht sich insgesamt fast 70 km – da kann man sich vorstellen, wie lange wir unterwegs waren! Doch da wir am nächsten Tag die Fähre am Koman-Stausee im Vorfeld gebucht hatten, mußten wir da durch, da es sonst nicht mehr zu schaffen gewesen wäre! Im Nachhinein wäre es besser gewesen, die Fähre umzubuchen und doch lieber eine Nacht etwas abseits der Piste zu verbringen!

 

Zu allem Überfluß kriege ich im Ranger auch noch eine Fehlermeldung, die Batterie betreffend! Man kann sie zwar wegdrücken, die Batterieanzeige leuchtet ab jetzt dauerhaft! Die Jungs schauen sich das an, ein Abklemmen der Batterie möchte ich aber lieber nicht, solange er nicht ins Notlaufprogramm fällt! Die Bordspannung fällt seit diesem Zeitpunkt von über 14 V zurück auf 13,7 V. Also fahren wir einfach weiter, mit einem doch etwas mulmigen Gefühl! So geht es viele Kilometer weiter, wir durchqueren kleinere Furten, die Piste will und will kein Ende nehmen. Einige Kreuze am Wegesrand zeugen davon, daß hier wohl schon einige Fahrten nicht so gut ausgegangen sind! Sehr spät erreichen wir bei Postribe gegen 19.45 Uhr endlich wieder die Teerstraße und wir alle waren wohl noch nie so froh, wieder festen Belag unter den Rädern zu haben!

 

Wir fahren zurück Richtung Shkodra, es wird schon dunkel. Noch ein paar Kilometer, dann sind wir am Koman-Stausee und finden im Restaurant Agora mit beiliegendem kleinen Campingplatz direkt am See eine Bleibe für die Nacht. Man sollte ja nie in Albanien nachts fahren, würde ich wohl auch nicht mehr. Unbeleuchtete Roller, Eselkarren und umherstreunende Hunde, und das nach der anstrengenden Offroad-Piste, nächstes mal sind wir gescheiter und machen einfach irgendwo eine Zwischenübernachtung. Wir trinken noch ein Bier im Restaurant, dann fallen wir hundemüde in unsere Betten. Jürgen baut sein Zelt erst gar nicht mehr auf und schläft auf dem Beifahrersitz meines Rangers….

12. Juli

 

Bis zur Anlegestelle der Fähre sind es nur 20 Kilometer, die erreichen wir nach einer Dreiviertelstunde Fahrt. Es geht hoch am Berg entlang, man glaubt eigentlich nicht, daß da noch eine Fähre kommen soll! Aber der See ist angestaut, man fährt in einen Tunnel und am Ende ist der kleine Platz des Fähranlegers da! Dort herrscht Chaos pur: Tiere werden verladen, Transporter stehen herum, quirliges Leben überall! Zwei Fähren liegen vor uns, und die wollen gut beladen werden! Kein Platz wird verschenkt, ein junger Albaner kommt und steigt einfach in unsere Autos, um sie rückwärts auf die Fähre zu bugsieren – und ich kann nicht anders, ich muß ihm einen Daumen hoch geben! Auf den Millimeter fährt er den Ranger rückwärts hinunter an den hintersten Platz unter einer Leiter, die anderen Pickups werden entsprechend nachgeschoben. Das alles klappt prima, die haben halt ihr ganz eigenes System! Dazwischen Fahrräder, andere Passagiere und zwei Fahrzeuge, die so tief sind, daß es nicht möglich ist, sie ohne Beschädigungen zu verladen. Sie müssen warten, letztlich kommen die dann auf die andere Fähre – wir freuen uns einmal mehr über unsere Bodenfreiheit, diese Sorge haben wir nicht.

Eine Kuh fällt aus einem Boot ins Wasser, mit vereinten Kräften wird sie wieder an Land gezerrt und auf einen alten Transporter verladen. Bier und andere Getränke müssen genauso an Bord wie alles andere. Rundherum hektisches Treiben, einer kassiert die Tickets, ein anderer die Steuer. Letztlich ist die 2,5 – stündige Fahrt mit 65 Euro kein Schnäppchen, aber für uns ein echtes Abenteuer. Endlich geht´s los, mit 15 km/h ist die alte Fähre doch recht flott unterwegs. Zuerst ist das Tal noch etwas breiter, später dann wird es enger und enger, steile Berge rechts und links bieten Fotomotive ohne Ende! Ich denke unwillkürlich an die beiden Karl-May-Romane „In den Schluchten des Balkan“ und „Durch das Land der Skipetaren“ oder an den in den 60er Jahren gedrehten Film „Der Schut“, als Lex Barker alias Kara Ben Nemsi in diesen Schluchten unterwegs war!

 

Irgendwann erreichen wir die Fähranlegestelle und den Endpunkt der Tour in Fierze und fahren von Bord. Wir landen im Valboa-Tal und fahren einige Kilometer hinauf, bis ich etwas abseits der Straße einen kleinen Camingplatz neben einem Hotel sehe. Wir steuern über einen kleinen Bachlauf und finden ein wunderschönes Fleckchen Erde. Die anderen machen noch einen kleinen Offroad-Abstecher, bevor auch sie hier aufschlagen. Hier bleiben wir über Nacht. Für ein paar Euro kann man hier campen und auch die Duschen und Toiletten benutzen, auch das Essen ist nicht schlecht, wie Holger und Katja berichten. Wir grillen lieber, muß ja mal weg, das Zeug. Ein Gewitter mit Regen läßt uns unter Renés Markise flüchten, als es wieder aufhört, sitzen wir noch gemütlich bei einem kleinen Lagerfeuerchen zusammen. Die Nacht wird etwas frischer, aber nicht wirklich kalt. 

13. Juli

 

Morgens ist wieder erstklassiges Wetter. Wir entscheiden uns für ein Frühstück im kleinen Hotel und Restaurant Rilindja, und bekommen da ein wirklich reichhaltiges und wohlschmeckendes Frühstück mit frischen Crepes und Rühreiern serviert. Da das Valboa-Tal ein Stichtal ist, fahren wir wieder hinunter und biegen dann nach einiger Zeit auf eine Schotterpiste ab, die im Roadbook als A7 und A7b beschrieben steht. Der anfangs noch gute Schotterweg steigt dann schnell bergauf, vorbei an einer Miene, wird schmaler und führt hinauf in die Berge. An einer Thermalquelle halten wir an, über Gjegjan geht´s weiter hinauf. Abermals passieren wir eine Miene, irgendwann entscheiden wir uns, noch eine Nacht in den Bergen zu verbringen, da es sonst wieder eine Gewalttour werden würde wie im Teth-Tal. Holger und Katja wollen mangels passender Ausrüstung weiterfahren bis zum Camp am Skhodra-See. Wir verabschieden uns von den beiden und richten uns an einer schönen Waldlichtung häuslich ein. Ein perfektes Plätzchen, eben, geschützt am Waldrand. Spät am Abend zieht ein Gewitter auf, das direkt über uns wütet, starker Regen prasselt aufs Hardtop, es wird taghell!

 

14. Juli

 

Morgens schauen wir, ob alles heil geblieben ist, die Sonne lacht wieder vom Himmel, als wäre nichts gewesen. Sogar Jürgens Zelt hat den Regenguss unbeschadet überstanden! Wir packen zusammen, mit der Zeit werden wir immer geübter, jedes Teil hat seinen Platz im Ranger, so dass wir in 10 min. abreisebereit sind. Die Wege haben den Regenschauer auch gut überstanden, leichte Auswaschungen bereiten den Pickups keine größeren Probleme. Vorbei an Bergbau-Siedlungen und Basalt-Werken, wo der halbe Berg umgegraben wird, fahren wir auf der alten SS30 oben am Berghang entlang und haben super Ausblicke aufs Tal zu einem Stausee. Um schneller voran zu kommen, fahren wir auf der A1 Richtung Meer. Nach einer Kaffeepause möchte René seine Winde straffen und legt dabei den kompletten Navara lahm! Was für ein passender Moment so an der Autobahn in der Mittagshitze….. Aber nach einiger Zeit kriegen die Jungs das wieder hin und wir können den Weg fortsetzen. Irgendwo biegen wir ab, es sind nur noch ein paar Hügelketten, die uns vom Meer trennen. Das Navi lotst uns in eine nicht gerade sehr einladende und gut riechende Gegend, wir möchten schon umdrehen, als die Wege unbefestigt und immer schmäler werden. Doch ein paar Jugendliche meinen, es würde weitergehen, also fahren wir vorsichtig auf den engen Pfaden weiter.

 

Als wir vor einer uralten Hängebrücke über einen dreckigen Fluß stehen, kommen doch Zweifel auf, ob das der richtige Weg ist. Stefan nimmt unerschrocken mit dem Hilux die Brücke unter die Räder. Er schafft es, am anderen Ende anzukommen. Als wir die Brücke anfahren, ächzen die Stahlseile, ein Geräusch, das einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt! Der Ranger ist noch dazu der breiteste von allen Fahrzeugen, es geht auf ein paar Zentimeter! Als ich mal kurz nach unten in den Kloakenfluss schaue, denke ich mal kurz daran, wie es wohl zu Ende gehen würde….. Aber alle Fahrzeuge schaffen die alte Brücke. Was für ein Abenteuer! Aber eins, das man nicht noch mal haben muß! Hier ist wohl noch nie ein Tourist drüber gefahren.

 

Endlich erreichen wir das Meer. Sieht wunderschön aus von oben! Eine Straße führt nach unten, wir beschließen, uns hier eine Übernachtung zu suchen. Ein kleiner Abstecher führt direkt zum Wasser, neben uns liegt eine Herde Kühe am Meer. Unrat direkt daneben, auch hier wieder das völlig fehlende Umweltbewußtsein, das garantiert keine Touristen anlockt. Der erste Campingplatz, der uns von einer großen Werbetafel anlacht, ist so voll geparkt, daß wir gar nicht erst richtig ankommen! Zwar nicht von Campern, aber von allerlei Badegästen und sonstigen Besucher. Also weiter zum zweiten! Eine Piste führt steil hinunter, wir fragen uns, wie die PKW´s, die unten parken und dort baden, bei einem evtl. Regenschauer wieder hinauf kommen wollen! Ein Einweiser fuchtelt mit den Händen herum, wir mögen doch die Stellplätze nehmen…. Welche Stellplätze? Ein grob ausgeschobener Erdplatz ist erstens zu eng und zweitens wenig einladend, schnell weg!

 

Am Weg zurück finden wir dann einen neu angelegten Terrassen-Campingplatz, der schön gelegen ist und gut aussieht. Wir steuern ihn an, einer der jungen Männer spricht deutsch. Wir entscheiden uns, zu bleiben. Und das stellt sich als Volltreffer heraus: wir sind die einzigen Gäste, es gibt Strom, Duschen, WC und man serviert uns ein köstliches Fisch-Menü mit allerlei Beilagen, alles Bio frisch aus dem eigenen Garten. Dazu Bier und Raki. Und wir haben einen wunderschönen Sonnenuntergang bei sehr angenehmen Temperaturen am Meer – was will man mehr? Den Namen des Platzes kann man für Offroad-Reisende ruhig empfehlen: Er heißt Saint Michelle und liegt bei Shetaj. 

15. Juli

 

Das Meer haben wir gesehen, uns zieht es wieder nördlicher Richtung Skhodra. Vorher kaufen wir in Lezhe ein, was für ein Chaos in der Stadt! Schnell weg! Kleine Beratung am Straßenrand über den Weiterverlauf der Tour, wir sind uns schnell einig. Über Mjede verlassen wir Albanien und wollen langsam wieder weiter nördlich fahren. Satte 45 Minuten stehen wir in der Hitze im Stau an der Grenze, auch hier nimmt man das Abfertigen sehr genau. Bettler am Straßenrand sorgen für keinen guten Gesamteindruck, wir sind froh, irgendwann doch die Grenze überquert zu haben und in Montenegro unterwegs zu sein. Über Dodaj erreichen wir die andere, montenegrinische Seite des Skhodra-Sees. An einem Aussichtspunkt hoch oben sieht man erst, wie groß der See wirklich ist! Als wir so am Höhenzug entlangfahren, entdecken wir ein kleines Sträßchen, das zum See abbiegt. Es geht steil hinunter, bis wir unten ankommen. Etwas entfernt ist eine Betonplattform, als hätte jemand angefangen, dort was zu bauen und nicht fertig gestellt – da zieht es uns hin. Auf einem Schotterweg erreichen wir den Platz direkt am See auf einer kleinen Landzunge und sind uns sofort einig, daß wir hier eine Nacht bleiben wollen. Es liegen zwar ein paar Baustahlmatten herum, aber wir finden unter den Bäumen ein schönes Plätzchen zum Verweilen, packen unsere Stühle aus und kochen uns einen Kaffee. Was für ein traumhafter Ausblick!

 

Nach einiger Zeit kommen ein paar Leute vorbei mit Kindern, die baden möchten. Gleich darauf ein jüngerer Mann, der sich uns vorstellt als einer der Besitzer des Grundstücks. Ich sehe uns schon zusammenpacken und umziehen…. Aber nichts dergleichen! Wir unterhalten uns mit ihm in gutem Englisch, er ist fast stolz drauf, daß wir seinen Platz als Übernachtungsplatz ausgesucht haben und wir können bleiben, so lange wir wollen! Der Platz könnte mal ein Hotel werden, zumindest der Anfang ist gemacht. Ich biete ihm ein Bier an, aber er trinkt nicht. Ich unterhalte mich länger mit ihm, er erzählt mir viel über Montenegro, das benachbarte Albanien, über das Müllproblem, über den Verdienst, den Tourismus und über Schlangen. Davon gibt’s zwei: Wasserschlangen, die unter Wasser bleiben, deren Biß aber nicht schlimmer ist als ein Bienenstich. Solch ein Exemplar zeigt er mir dann auch gleich, in dem klaren See leicht zu erkennen. Gar nicht mal so klein! Und Landschlangen, die gerne mal im Wasser schwimmen. Sieht aus wie ein Stock, der aus dem Wasser ragt und leichte Kreise zieht. Diese sind zu vergleichen mit unseren heimischen Kreuzottern – sehr schön, daß ich vorher beim Schwimmen so einen „Stock“ etwa 5 Meter neben mir hatte!!!

 

Er verabschiedet sich von uns und möchte auch gern mal nach Deutschland kommen. Was für ein symphatischer junger Mensch! Ich denke gerade daran, was wohl in Deutschland passiert wäre, wenn eine kleine Gruppe Geländewagenfahrer auf einem freumden Grundstück eingefallen wäre…. Am späten Nachmittag sind wir wieder alleine, heizen den Grill an und sitzen bis in die Nacht auf den Betonplatten mit eigenen Seetreppen am Wasser, herrlich! 

16. Juli

 

Es fällt uns schwer, diesen schönen Platz zu verlassen, am liebsten würden wir noch ein, zwei Tage hier bleiben. Aber uns zieht es weiter. Nach einem kleinen Abstecher zum Ende der Straße mit einem kleinen Hafen fahren wir wieder hinauf und dann viele Kilometer auf der Höhenstraße entlang mit traumhaften Ausblicken auf den Skhodra-See. Manchmal bei Gegenverkehr wird es eng, aber irgendwie quetscht man sich dann doch aneinander vorbei. Dann biegen wir ab in die Weinstraße, hier wird tatsächlich Wein angebaut, den man überall im Straßenverkauf kaufen kann. Die schmale Straße schlängelt sich wieder hinauf in die Berge, Montenegro ist sehr dünn besiedelt, so daß wir lange fahren, ohne durch ein Dorf kommen. Nur ab und zu mal ein Bauernhof, sehr einsame Gegend.

 

Bei Illino Brodo überqueren wir die Grenze nach Bosnien und dann nach Kroatien, wo wir in Dubrovnik Halt machen und den Hafen fotografieren. Eine tolle Stadt, leider haben wir keine Zeit, sie ausgiebig zu besichtigen. Wäre aber sicherlich mal einen Besuch wert! Es wird Zeit, einen Übernachtungsplatz zu suchen. Den finden wir durch Zufall, als Reinhold ein Campingplatz-Schild entdeckt. Sofort biegen wir ab und am kleinen Sträßchen direkt an der Bucht liegt das Kemp Polje Zaton. Platz ist noch, an der Rezeption, einem Holzhäuschen, ist niemand da. Wir suchen uns einen Platz und bauen auf. Duschen und WC sind in einem separaten Haus, nicht der Hit, aber einigermaßen sauber und mehr erwarten wir von einem Zwei-Sterne-Platz auch nicht. Irgendwann kommt eine Frau vorbei, wir bezahlen für die eine Nacht und setzen uns gegen Abend mit unseren Stühlen auf eine Ponton-Plattform direkt am Meer. Was gibt es Schöneres? Dazu noch sehr angenehme Temperaturen, traumhaft! Das ist nach den Pisten und Offroadtouren ein schöner Gegensatz, einfach mal relaxen! 

17. Juli

 

Da wir Zeit haben, fahren wir bei herrlichem Sonnenschein an der kroatischen Küste entlang, wechseln noch mal für ein paar Kilometer nach Bosnien, um dann wieder zurück nach Kroatien zu fahren. Auf Landstraßen kaufen wir bei Händlern am Straßenrand selbstgemachten Honig, Marmelade, Olivenöl und Likör ein. Dann verlassen wir die Küste und fahren im Hinterland bis zur Autobahn. Um schneller vorwärts zu kommen, reißen wir dann auf der gut fahrbaren kroatischen Autobahn Kilometer ab, um zu merken, daß in greifbarer Nähe kein Campingplatz verfügbar ist für eine Nacht. Also kurz überlegen. Die Küste ist noch in Reichweite, also fahren wir die paar Kilometer und erreichen bei Senj wieder die Adria.

 

Der erste Campingplatz ist voll, man bietet uns an, am Schotterparkplatz vor dem Platz zu campen und dafür nur für ein Fahrzeug bezahlen zu müssen. Ein faires Angebot, hat uns aber platztechnisch nicht so überzeugt. Es gibt noch viele kleine Campingplätze, die gar nicht aufgelistet sind. Also weiter! Kurz hinter Senj biegen wir ab, kriechen eine sehr steile Straße hinunter bis zum Meer. Er hätte noch 2 Plätze frei, hilft uns aber nichts. Kurz überlegt, wir sollen alle reinfahren! Es ist zugeparkt und eng auf dem Platz, Wohnwagen können über diese straße gar nicht fahren, zu eng. Die Mehrzahl sind kleinere Reisemobile und Zelte, alle Nationalitäten vertreten. Wir kriegen noch einen Stellplatz, für uns 4 wohlgemerkt! Also quetschen wir die Pickups auf den Stellplatz, in der Mitte haben wir noch Platz zum sitzen. Das Meer ist nur einen Steinwurf entfernt, wir überlegen nicht lange und bleiben. Jürgen´s Zelt steht schon halb beim Nachbarn, aber alle sind total entspannt. Wäre jetzt kein Platz, wo man einen kompletten Urlaub verbringen möchte, wir jedenfalls nicht. Aber uns stört´s nicht, also gehen wir schwimmen und abend essen im Restaurant. Und das schmeckt sehr gut! Kroatische Spezialitäten, sehr lecker! Und es ist sehr warm!

18. Juli

 

Am nächsten Morgen bezahlen wir, man berechnet jedes Auto extra für einen einzigen Stellplatz, schon ein wenig dreist! Wir tuckern gemütlich weiter am Meer entlang und verlassen bei Rijeka die Adria, um auf der Autobahn Richtung Slowenien zu fahren. In Lesce verlassen wir die Autobahn, trinken am Bleder See noch einen Kaffee. Dort ist ein Festival und demenstprechend viel ist auch los!  Dann suchen wir den uns wohlbekannten Campingplatz Sobec auf. Einer meiner Lieblingscampingplätze seit unserem ersten Besuch vor einigen Jahren! Diesmal allerdings so voll, wie ich ihn noch nie erlebt habe! Trotzdem ist es kein Problem, Stellplätze zu finden, wo wir genügend Platz haben. So verbringen wir einen schönen Nachmittag und Abend, zu uns gesellen sich noch Thomas und seine Frau, die unweit von uns mit einem Ford Ranger stehen. Einsetzender Regen am späten Abend beendet dann unsere Unterhaltung.

19. und 20. Juli

 

Bei unserer letzten Etappe fahren wir durch den Karawankentunnel und über Salzburg bis zum Chiemsee. Dort wollten wir eigentlich noch eine Nacht bleiben, allerdings ist der wirklich große Campingplatz Rödlgries, den wir auch schon zweimal angefahren haben, bis auf den letzten Platz belegt! Kaum zu glauben, dem Campingboom sei Dank! Also überlegen wir kurz und beschließen, doch die letzten 280 km durchzubraten bis zur Ranch. Die erreichen wir dann am Freitag Nachmittag, Sigi ist schon da und abend essen wir unsere Reste der Tour. Am Tag darauf bleiben alle noch bei uns in der Oberpfalz, wir sitzen bei tollem Wetter draußen und einige Vereinskameraden schauen vorbei, so daß der Hof voll wird. So ist es ein schöner Ausklang der Tour, wir haben viel zu erzählen! Am Sonntag nach dem Frühstück packen unsere Freunde zusammen und treten die Heimreise an

Wir haben so viele Eindrücke mitgebracht, daß man davon noch lange zehren kann. Wir haben einige Balkan-Staaten bereist, allein in Albanien haben wir uns auf den Norden beschränkt, der Süden würde noch viele lohnende Ziele bieten. Das Land ist größtenteils gebirgig, aber sehr abwechslungsreich und natürlich fahrtechnisch für Offroader schon ein Highlight! Die Pisten sind manchmal lang und verlangen konzentriertes Fahren, da sollte man vielleicht eine Zwischenübernachtung einplanen. Am Meer bieten wunderschöne Strände Abwechslung, jedoch ist die Infrastruktur noch verbesserungswürdig. Bleibt nur zu hoffen, daß die Strände nicht in 10 Jahren mit Hotelburgen zugepflastert sind! Montenegro hat uns auch gut gefallen, ein sehr schönes Land. Bosnien ist nicht minder interessant, allein der oft herumliegende Müll trübt dieses Bild etwas. Landschaftlich jedoch auch sehr abwechslungsreich und noch nicht das typische Urlaubsland. Was einen wirklich überwältigt, ist aber die Freundlichkeit der Menschen dort, von denen es vielen bestimmt nicht im Entferntesten so gut geht wie uns! Das wird einem erst vor Ort bewußt, vergisst man manchmal einfach. Wir haben alle Pickups wieder auf eigener Achse nach Hause gebracht, auch wenn ein paar Kleinigkeiten zu reparieren sind. (J.K.)