4x4-Westalpentour

vom 11. - 18.07.

 

Die Idee zu einer Alpenüberquerung spukte schon lange in unseren Köpfen herum, oft schon hatten wir am Lagerfeuer darüber gesprochen. Die passenden Leute für eine solche Tour waren schnell gefunden. Timo hatte die meiste Erfahrung und kannte einige Routen von vergangenen Touren, so daß er sich als Guide zur Verfügung stellte. Meine letzte Tour in dieses Gebiet liegt nun schon über 10 Jahre zurück, da hatte sich bestimmt viel verändert.
Nach langer Planung, Gesprächen und Telefonaten hatten wir schließlich eine gute Truppe zusammen, es konnte losgehen! Die Teilnehmer begrenzten wir auf 6 Fahrzeuge, denn unserer Meinung nach macht es im Gegensatz zu dem einen oder anderen gewerblichen Anbieter wenig Sinn, mit mehr Fahrzeugen unterwegs zu sein.
Für mich war der Hilux nun für über eine Woche mein Schlafplatz, Andy hatte sich ein Zelt gekauft, das sich wirklich hervorragend bewähren sollte – ruckzuck aufgebaut, noch schneller wieder zusammengeklappt. Und das für ganze 40 Euro!

Mit dabei waren:
Timo und Sabine im Mitsubishi L 200Heiner und Gudrun im Mitsubishi L 200Claudi und Angelique im Jeep CherokeeLutz und Sven im Mitsubishi L 200Hanjo und Marvin im Mitsubishi L 200Andy und Jürgen im Toyota Hilux

1. Tag (Samstag, 11. Juli)
Nachdem Andy schon am Freitag bei mir vorbeikam, konnten wir in aller Ruhe den Hilux packen. Samstag morgen ging´s dann los, über Freiburg, Bern und dem St. Bernhard-Paß erreichten wir unser erstes Camp, den Camping Tunnel in Etroubles, ein guter Ausgangs- und Treffpunkt für solche Touren. Wir waren die ersten im Camp, gegen Abend trudelte der Rest ein. Da sich alle Teilnehmer kannten, gab es ein freudiges Wiedersehen, welches bei Roberto, dem Leiter des Campingplatzes, gefeiert wurde.

2. Tag (Sonntag, 12. Juli)
Von Etroubles aus führte uns der Weg durchs Aostatal über Aosta über den kleinen St. Bernhard, Val d´Isere hinauf auf den Colle L´Iserant auf 2770 m und wieder hinunter ins Tal.
Wir ließen die 4Wheeler stehen und wanderten zu einem Wasserfall, danach schmeckte die Brotzeit natürlich umso besser!
In Lanslevillard fanden wir den schönen Campingplatz „Le Chardon Bleu“. Bei gutem Wetter heizten wir den Grill an und genossen den lauen Abend mit Blick zum Fort de la Toura, wohin auch eine schöne, aber leider mittlerweile gesperrte Offroadstrecke führt.
Heiner und Gudrun hatte Probleme mit dem Pickup, der Untersetzungshebel klemmte, aber Lutz, Marvin und Hanjo konnten dieses Problem gottseidank vor Ort beheben.

3. Tag (Montag, 13. Juli)
Von Lanslevillard fuhren wir nach dem Frühstück hinauf zum Col de Mont Cenis und starteten die Rundfahrt um den tiefblauen Lac de Mont Cenis. Traumwetter war angesagt, die letzten Nebelschwaden lagen über dem See. Rechts abbiegend verließen wir die Teerstraße und rumpelten auf Sand- und Schotterwegen um den See. Am Forte Variselle parkten wir die Autos, der letzte Kilometer hinauf zum Fort ist seit geraumer Zeit für Fahrzeuge gesperrt. Das riesige Forte Variselle, welches 1880 erbaut ist und auch im 1. Weltkrieg einer starken Besatzung als Unterkunft diente, ist wirklich eine Erkundung wert. Es ist im Großen und Ganzen sehr gut erhalten, man kann auf eigene Faust mit einer Taschenlampe bewaffnet die verschiedenen, teilweise in den Fels gehauenen Gänge entlanggehen.
Auf dem Weg nach Susa machten wir noch einen Abstecher zum Lac Roterel, die felsige und enge Auffahrt nach dem See ließen mich ein paar bleibende Erinnerungen in Form von Kratzern mit nach Hause nehmen. Wegen eines Schneebretts war leider die komplette Tour nicht möglich, so mußten wir oben umdrehen und den Weg wieder zurückrumpeln.
In Susa kauften wir neue Vorräte ein, bevor es wieder hinauf ging zum Colle del Finestre. Zum Staub der Piste kam noch dichter Nebel, gekrönt wurde das Ganze von Bauarbeiten mit einem auf der Piste parkenden LKW, an dem wir mit Einweisung gerade noch vorbeikamen. Das Schild am Colle del Finestre zierten bereits mehrere Tourenaufkleber, für uns natürlich ein Muß, ebenfalls unseren Alpentouren-Aufkleber anzubringen!
In Fenestrelle fanden wir einen ganz neuen, noch nicht fertigen Campingplatz mit schönen Stellplätzen auf einer großen Wiese direkt am Wald, wo wir für wenig Geld nächtigen konnten. Zum wiederholten Male hörten wir von Tourenfahrern über eine Sperrung der Assietta-Kammstraße.

4. Tag (Dienstag, 14. Juli)
Wie immer verließen wir so gegen 10 Uhr, als alle ihre Ausrüstung wieder verstaut hatten und die Dachzelte eingeklappt waren, den Lagerplatz und fuhren über den bekannten Wintersportort Sestriere hinunter ins Tal nach Cesana und weiter nach Sagna Longo. Unser Ziel war erst mal eine Rundtour um den Lago Nero, eine anspruchsvolle 4x4-Piste ließ uns die Untersetzung einlegen, einige ausgewaschene Stellen machten einen feinfühligen Gasfuß notwendig. Nach dem Lago Nero wurde die Piste noch steiler, bis ein Militärbagger die Weiterfahrt versperrte. Ein kurzes, freundliches Gespräch, 4 Birra Moretti wechselten den Besitzer, und schon ging es weiter zum Ponte Chaberton.
Ein kurzer Halt am Lago Nero, auf der Talfahrt zweigten wir ab, doch kurz darauf vereitelte eine sehr baufällig aussehende Brücke die Weiterfahrt! Was tun? Ob die morschen Balken das Gewicht unserer Fahrzeuge tragen würde? Wir wollten es nicht riskieren und entschlossen uns, die Brücke durch den Bach zu umfahren. Dazu war die Muskelkraft aller gefragt, denn die Auffahrt mußte etwas „abgeschwächt“ werden. Nach und nach und mit Andy´s guten Einweisungskünsten zirkelten wir die Fahrzeuge durch das Bachbett und kamen alle sicher auf der anderen Seite an.
Nach etlichen Kilometern sehr schlechter Piste kamen wir vorbei an einem Bauernhof, kurz darauf erreichten wir unser heutiges Camp in freier Natur, eine große Bergwiese in ca. 2000 m Höhe. Zu essen gab es heute „Offroadeintopf“, wir schnippelten alles in den großen Topf, was die Küche so hergab, und ich muß sagen, es schmeckte hervorragend!

5. Tag (Mittwoch, 15. Juli)
In der Nacht regnete es fast ununterbrochen, gottseidank hörte der Regen auf, als wir aus den Federn krochen und es wurde immer schöner. Wir fuhren zurück zum Bauernhof, kauften einen großen 7,5 Kg – Käse, den wir viertelten und in den Kühlboxen verstauten. Über alte, verfallene Gehöfte ging es von der Alm steil bergab nach Oulx und weiter nach Bardonecchia.
Dort zwang ein loser Achsschenkel Hanjo in eine Werkstatt. Die Männer gaben sich die größte Mühe und wollten dafür nicht einmal Geld haben! Schön, daß es so etwas noch gibt. Wir nutzten den unfreiwilligen Aufenthalt, um unsere Vorräte aufzufrischen. Von der Werkstatt bekamen wir die neuesten Meldungen zum Zustand der Pisten auf den Sommeiller und den Jafferau. Schneebretter würden angeblich den Weg versperren! Wir beratschlagten kurz, aber Timo meinte, es trotzdem zu versuchen.
Immer höher schraubten wir uns hinauf, die Kehren waren teilweise so eng, daß wir zurücksetzen mußten. Ein Kettenbagger hatte kurz zuvor ein meterhohes Schneefeld freigebaggert, so daß wir es ungefähr bis 2 Kilometer unter den Gipfel schafften, dann war wirklich Ende. Freundlich wurden wir durchgewunken und bekamen vom Baggerpersonal Auskunft. Ich überlegte, wie das wohl in Deutschland abgelaufen wäre....
Bei 2815 m war dann Ende, während einige die letzten beiden Kilometer zum Lac de Sommeiller zu Fuß zurücklegten, fuhr der Rest wieder die Serpentinen zurück zur Hochebene zum bewirtschafteten Rifugio, wo wir uns einen Kaffee schmecken ließen. Heiner nahm eine Kehre zu knapp, weshalb das Trittbrett jetzt etwas deformiert aussieht.
Etwas weiter unten am Bach gelegen schlugen wir dann unser heutiges Camp auf in 1989 m Höhe. Timo´s Schäkel hatte sich bei der Bergabfahrt umgeklappt, was im Camp sofort repariert wurde. Bei sternenklarer Nacht und Lagerfeuer ließen wir diese sehr schöne Tour ausklingen.

6. Tag (Donnerstag, 16. Juli)
Die Sonne kam langsam über die Bergspitzen, es war noch frisch am Morgen. Trotzdem füllte ich die Solardusche mit Wasser aus dem Bach, es war wohl eine der kältesten Duschen meines Lebens! Andy setzte sich in den Bach, und da wir ja dank Gudrun etwas plattdeutsch können, gab es wohl keine bessere Gelegenheit für einen „krusen Büddel und einen lüdden Pint“!
Heiner hatte Magenprobleme, wahrscheinlich hatte er den frischen Bergkäse nicht vertragen. Komisch, so etwas ist normalerweise mit vorbehalten... Er und Gudrun fuhren gleich zum nächsten Campingplatz, sie ließen die Tour auf den Jafferau ausfallen.
Die Auffahrt zum selbigen ließ uns erst mal Staub schlucken ohne Ende, am Fort Foens machten wir Zwischenstation, bevor es in nicht enden wollenden Serpentinen weiter ging zu unserem Mittagsplatz an der Grotta die Saraceni. Hanjo´s L200 hatte wiederholt thermische Probleme, er mußte die Tour bei voll aufgedrehter Heizung fahren! Immer weiter ging es bis weit über die Baumgrenze zum Jafferau auf 2800 m! Auch hier wieder ein altes Fort aus dem 1. Weltkrieg, für uns alle unvorstellbar, wie viele Arbeiter wohl hier ihr Leben lassen mußten, um das Material für diese riesige Befestigungsanlage ohne moderne Maschinen hier hochzuschaffen!
Die Aussicht war genial, nur ein paar harmlose Wolken. Eine herrliche Rundumsicht auf die Westalpen! Leider ist die Piste nur von einer Seite befahrbar, so daß wir den gleichen Rückweg ins Tal antreten mußten. Durch die „Galeria die Saraceni“, einem ca. 1,5 Kilometer langem, engen und unbeleuchteten Tunnel rumpelten wir talwärts, Timo und der Rest machten noch einen kleinen Offroad – Abstecher zu einem Fort, wir und Claudi steuerten den Campingplatz San Bosco in der Nähe von Oulx an. Am Abend genossen wir in der Pizzeria des Campingplatzes einige kalte Bierchen und eine große Pizza!

7. Tag (Freitag, 17. Juli)
Entgegen der verschiedenen Meinungen, die wir von verschiedenen Tourenfahrern über die Assietta – Kammstraße gehört hatten, beschlossen wir, es einfach mal zu versuchen. Der erste Einstieg in der Nähe von Souze d´Oulx brachte keinen Erfolg, eine Schranke und Verbotsschilder machten deutlich, daß hier kein Weiterkommen möglich war – hier ist der Nationalpark „Parco Naturale di San Bosco“.
Doch ein zweiter Einstieg hinauf zu den Skigebieten war ohne Verbotsschild befahrbar, von dort aus konnten wir die Assietta – Kammstraße bis zum Ende unter die Räder nehmen. Die Straße wechselt von staubigem Sand zu grobem Schotter und ist teilweise nicht sehr viel breiter als ein Fahrzeug. Doch die Pickups und der Jeep nahmen das gelassen hin.
Am Fuße der Lago Lauson – Tour wollten wir eigentlich unser Nachtlager aufschlagen, aber kein geeigneter Platz weit und breit! So mußten wir die ganzen Kilometer im immer dichter werdenden Nebel hinauffahren, bis wir das Schild „Lago Lauson“ auf 2030 m Höhe erblickten. Da wir alle heute genug vom Schotter hatten, beschlossen wir, trotz des immer schlechter werdenden Wetters die Nacht hier oben zu verbringen, große Lust, noch mal ins Tal zu fahren, hatte keiner mehr. Eine Notunterkunftshütte ließ uns gottseidank trockenen Fußes den Abend verbringen, denn draußen regnete es in Strömen und ein höllischer Wind pfiff die ganze Nacht ums Lager. Die herumstreunenden, riesigen Hirtenhunde ließen den einen oder anderen doch sein Geschäft in nicht allzuweiter Entfernung vom Zelt verrichten!

8. Tag (Samstag, 18. Juli)
Um 7 Uhr wurden wir von Lutz und Angelique geweckt, es fing tatsächlich leicht an zu schneien, weshalb wir in aller Eile diesen ungastlichen Ort verließen und talwärts fuhren. Andy´s billiges Zelt hatte die Nacht und den Sturm wider Willen hervorragend überstanden, bei Heiner´s Dachzelt hatte sich eine Stange gelöst, die wir aber wieder einbauen konnten.
Auf der Weiterfahrt nach Cuneo legten wir eine Rast ein und verabschiedeten uns vom Rest der Truppe. Andy und ich beschlossen, noch zwei Tage ans Meer zu fahren, da ich erstens das Maira-Stura-Gebiet schon kenne, das der Rest unter die Räder nehmen wollte, und wir zum Zweiten nur noch zwei Tage Urlaub hatten. Heiner und Gudrun schlossen sich uns spontan an.
Über Cuneo, Tende erreichten wir bei Ventimiglia das Meer, und über das Verkehrschaos von San Remo tuckerten wir entlang der Küste an Imperia vorbei bis nach Cervo. Im Juli einen Campingplatz zu finden, ist keine leichte Angelegenheit an der ligurischen Küste – meistens wurde sofort abgewunken, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, dann nur mit Vorreservierung und mindestens für eine oder zwei Wochen! Am Campingplatz „Il Frantoio“ in St. Bartolomeo del Mare fanden wir etwas abseits vom Meer einen schönen Campingplatz. Dort verbrachten wir die letzten beiden Tage entspannt bei sehr warmen Temperaturen. Wir nutzten den Service des Shuttlebusses, der uns ans Meer brachte und konnten dort im warmen Wasser des Mittelmeeres den Staub der vergangenen Tage runterspülen. Am Abend ließen wir uns in Cervo eine Pizza schmecken.

Am Montag hieß es Abschied nehmen, vor uns lagen knapp 1000 km Heimreise. Der Rest der Truppe wollte Dienstag nach Beendigung der Offroad- Tour an den Campingplatz nachkommen und auch noch einige Tage am Meer verbringen.

Über Genua, Pavia, Brescia und dem Brenner trudelten wir um halb Sieben abend in Weiden ein. Der Hilux hatte außer ein paar Kratzern und einem manchmal etwas seltsamen Geruch aus dem Auspuff, was wir auf evtl. mangelhaften Diesel oder schlechte Verbrennung schoben, keine Probleme gemacht und sich in allen Situationen hervorragend bewährt. Gut, etwas mehr Leistung in knapp 3000 Meter wäre nicht schlecht, aber die Untersetzung kompensierte das alles sehr gut.
Hinter uns liegt eine Woche mit wunderschönen Touren, die man nur jedem empfehlen kann, so lange das noch möglich ist. Auch wenn die eine oder andere Strecke, die seit meinem letzten Besuch noch befahrbar war, mittlerweile gesperrt ist, konnten wir doch mehr als genug Schotter fahren und die Touren bei überwiegend gutem Wetter genießen. Dazu noch die gute Stimmung in der Truppe, ich denke, das war ein Urlaub, der unser aller Herz höher schlagen ließ! Durch die hervorragenden Kenntnisse von Timo, der bestens ausgerüstet mit modernster Technik und gutem Katenmaterial immer den richtigen Weg fand, konnten wir entspannt hinterherfahren und die Kulisse der Westalpen genießen. Deshalb möchte ich mich bei ihm und Sabine besonders bedanken und hoffe, daß wir uns vielleicht mal wieder zu so einer Tour zusammenfinden. (J.K.)