Wochenende im Württembergischen

Baden, Württemberg oder Baden-Württemberg - welcher Bayer kennt sich da schon genau aus? Wir versuchten das rauszufinden und starteten am Freitag nach der Arbeit bei herrlichem Wetter Richtung Winnenden, um Andi und Elke wiederzutreffen. Wir trafen genau zur Kaffeezeit ein, also genug Zeit für ein Pläuschchen, man sieht sich ja doch nicht so oft.
Einquartiert hatten wir uns im Höhenrestaurant Käfer genau gegenüber von Andi. Das Zimmer war schnell bezogen, so daß wir gleich zum gemütlichen Teil übergehen konnten, einem leckeren Abendessen. Anschließend wurde der ganze Schnapsvorrat auf einem Wagen herangekarrt - was mögen die Württemberger wohl so über uns denken?

Samstag nach dem Frühstück starteten wir dann mit den beiden Hiluxen nach Sinsheim, um das Technikmuseum zu besuchen. Da ich bis jetzt nur einige Male dran vorbeigefahren war und die Flügzeuge bewunderte, war ich doch erstaunt, was es alles zu sehen gab! Alte amerikanische Straßenkreuzer, riesige Dampfwalzen aus den Anfängen des Straßenbaus, Kriegsgerät von der Haubitze bis zum Panzer, Fahrzeuge aus beiden Weltkriegen, Dampfloks, alte und neue Sport- und Rennwagen... und natürlich viele Flugzeuge. Von der alten Junkers 52 bis zur Concorde war alles ausgestellt und sogar begehbar. Das gestaltete sich allerdings sehr authentisch und gar nicht mal so leicht, da die meisten der Flugzeuge schräg montiert sind - man hat immer das Gefühl, abzustürzen!

Nach gut drei Stunden waren wir dann durch, jedenfalls grob. Um alles genau zu studieren, bräuchte man wohl mehrere Tage. Wir nahmen noch eine Kleinigkeit zu uns, aufgrund der warmen Temperaturen konnten wir das sogar draußen tun! Danach fuhren wir zu einem Landgut und Pferdegestüt, der Besitzer ist ein Bekannter von Andi und Elke. Im urigen Saloon schmeckte der Kaffee noch mal so gut! Danach ging es zurück, wir schauten noch kurz das neue und sehr schöne Vereinsheim des Country-Clubs Schwaikheim an, leider war niemand vor Ort, also blieb uns nur ein Blick durchs Fenster.

Abends stand Country auf dem Programm - wir fuhren nach Stuttgart-Untertürkheim in die Sängerhalle, wo heute die "Dixie Wheels" in neuer Formation aufspielten. Andi hatte schon vorher Karten reserviert, und das war auch bitter nötig! Die Halle war brechend voll. Und was wir da zu sehen bekamen, ist für uns Oberpfälzer alles andere als normal. Ich hatte ja erwartet, daß ein paar Country-Freaks mit Hüten rumlaufen... daß Sigi und ich aber so die ziemlich einzigen waren, die keine Stetsons trugen, hätte ich nie gedacht! Sonst wäre ich mir mit meinem Base-Cap ziemlich "oben ohne" vorgekommen. Vom Südstaatengeneral über gestandene Männer mit Colts, langen Mänteln, Gentlemans mit Westernanzügen bis hin zu Ladies in langen Röcken war alles vertreten - so etwas gibt es bei uns nicht, Countryfeste finden immer in kleinerem Rahmen statt. Wir lernten einige Leute aus Andis und Elkes Verein kennen und erfuhren eine Menge über die ansässigen Countryclubs, von denen alle 10 km ein anderer existiert. Und alle machen Feste mit Live-Bands, gegenseitigen Besuchen usw... Auch wenn ich schon seit über 25 Jahren überzeugter Country-Fan bin und mich auch für die Geschichte und Hintergründe dieser Musik interessiere, so sahen wir wohl an diesem Abend am wenigsten "Western-Like" aus. Ich bin zwar nicht der Typ, der in seiner Freizeit mit einem Stetson und einem Westernjacket rumlaufen würde, muß aber gestehen, daß ich mich freute, hier eine so aktive Szene vorzufinden! Ein Pluspunkt für die Württemberger oder Baden-Württemberger, oder so....

Die "Dixie Wheels" spielten eine gute Mischung aus traditioneller Country-Music, angefangen von Hank Williams mit "Kaw-Liga" über Merle Haggards "Mama Tried" bis zu Johnny Cash´s "Big River" und dem "Folsom Prison Blues", hervorragend interpretiert mit einem klasse Gitarristen. Auch Songs, die man sonst eher selten hört, wie Hal Ketchum´s "Past the Point of rescue", heizten Publikum ein. An der Bar gab´s Jack Cola, und wenn man sich schon mal die Füße vertritt, dann nimmt man halt einen zu sich! so, wie sich das gehört! Ob mit oder ohne Stetson, war mir egal. Irgendwann nach Mitternacht traten wir dann den Rückweg an und fielen todmüde ins Bett.

Am Sonntag weckte uns strahlender Sonnenschein. Wir frühstückten noch und tranken mit Andi und Elke noch einen Kaffee. Und viel zu schnell war das schöne Wochenende wieder vorüber und unser Hilux rollte wieder Richtung Oberpfalz. Wir möchten uns bei unseren Gastgebern noch mal bedanken, war mal wieder klasse! Wir haben eine Menge Eindrücke mit nach Hause genommen und nette Leute kennengelernt. Bliebe halt noch die Frage offen, ob wir nun in Baden, in Württemberg oder vielleicht in Texas-Württemberg waren? Ich tippe auf letzteres, denn so viele Western-Fans sieht man ja nicht mal in Pullman-City auf einen Fleck! Der Dialekt gleicht ja auch dem Südstaatenslang - Hör mer uff! (J.K.)