Bayern-Tirol-Tour (Juli)

Da wir noch eine Woche Urlaub übrig hatten und einfach ein paar Tage mit dem Wohnwagen weg wollten, es aber keine Megatour sein sollte, entschieden wir uns für einen Campingurlaub im Leutaschtal in Tirol in Österreich unweit der deutschen Grenze. Mit etwas über 300 km Anreise nicht zu weit weg, aber eben auch nicht zu Hause…

 

Eigentlich begann der Urlaub ja schon am Freitag. Nach der Arbeit verstauten wir unsere restliche Ausrüstung im Hilux und fuhren zur Ranch, wo wir in aller Ruhe den Wohnwagen einräumen konnten. Claus, Dominik, Tom und Gerhard statteten uns noch einen Besuch ab, am Samstag morgen ging es dann los. Über Regensburg, München, Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald bogen wir ab nach Leutasch, gar nicht so leicht zu finden, denn aufs Navi sollte man sich hier nicht verlassen, wie wir feststellen mußten! Das hätte uns eine Bergstrecke hochgelotst, die wohl für unser Gespann eine echte Herausforderung gewesen wäre und für dieselben auch gesperrt! So fuhren wir den Campingplatz eben von der anderen Seite an.


Samstag:

Der „Holiday Camping Leutasch“ sollte unser zu Hause für die nächste Woche sein. Schön gelegen mitten auf einer Hochebene in den Bergen, war um diese Jahreszeit nicht viel los. Das Hauptgeschäft blüht wohl im Winter zur Skisaison. So hatten wir verschiedene Stellplätze zur Auswahl und konnten uns den schönsten aussuchen. Nachdem wir aufgebaut hatten, genossen wir einen Kaffee in der Sonne, gingen am campingplatzeigenen Schwimmbad eine Runde plantschen und beschlossen den Tag mit einer guten Brotzeit und einem Abendspaziergang.

Sonntag: 

Der Wetterbericht sollte recht behalten, die guten Vorhersagen bestätigten sich. Ein wolkenloser Himmel weckte uns am Sonntag morgen! Nach dem Frühstück im Freien hatten wir uns für den heutigen Tag eine Rundtour in die Berge ausgesucht und rollten über Seefeld, den steilen und bekannten „Zirler Berg“ hinunter Richtung Innsbruck, bogen ab ins Sellraintal, wo sich die Straße langsam durch ein wunderschönes Tal bis hinauf auf 2200 m  schraubte.  Irgendwann bogen wir ab ins Ötztal. Bei Umhausen besuchten wir das Ötzi-Dorf, von dort aus brach der Ötzi zu seiner letzten Tour auf, bis er oben am Berg ums Leben kam, wo man ihn Anfang der Neunziger mehr durch Zufall fand. Das Leben seiner Steinzeitgenossen ist sehr anschaulich in dem kleinen Museumsdorf dargestellt, wo auch steinzeitliche Dinge wie Brotbacken, Metallverarbeitung usw. live dargestellt werden. Beim Anblick der primitiven Hütten ist man dann doch froh, ein paar Jahrtausende später zu leben…

 

Wir fuhren das Ötztal hinunter und über Imst und Telfs zurück nach Mittenwald, wo wir in der schönen Fußgängerzone einen Kaffee zu uns nahmen und dann den für Gespanne gesperrten Weg hinauf zum Campingplatz kurbelten. Da wir heute keine Lust hatten auf Kochen oder Grillen, begaben wir uns ins campingplatzeigene Restaurant.

Montag: 

Sonne pur. Abermals krochen wir den Zirler Berg nach Innsbruck, ein beissender Bremsengeruch ließ mich doch mal kurz an den Hilux-Bremsen zweifeln – gottseidank war es ein vor uns fahrendes Wohnmobil. Mit einem kilometerlangen Gefälle von 16% ist diese Strecke schon eine Herausforderung für schwere Fahrzeuge! In der Tiroler Landeshauptstadt angekommen, fanden wir durch Zufall einen pickupgerechten Parkplatz, der nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt lag. Die quirlige Metropole im Inntal ist wirklich einen Besuch wert, egal, ob man nun das bekannte „Goldene Dachl“ anschaut, ein Haus mit einem goldenen Dach, wo schon einst Kaiser Maximilian schlief, oder in einem der unzähligen Cafes einfach sitzen bleibt und das Treiben beobachtet. Geschäfte zum Shoppen gibt es genug, so daß die Zeit verging wie im Flug! Nachdem wir von der Hektik genug hatten, fuhren wir weiter nach Hall in Tirol. Nur 10 km entfernt, war auch diese Stadt einen Besuch wert – die vielen Gassen mit dem mittelalterlichen Flair sind schon was besonderes, auch wenn zur Mittagszeit nicht ganz so viel los ist.

 

Auf dem Rückweg kauften wir im Supermarkt noch Grillsachen für Abends und warfen dann am C-Platz unseren Grill an.  Da wir bis abends Sonne genießen konnten an unserem Stellplatz, schmeckte das Essen gleich noch mal so gut! Ein kleiner Abendspaziergang entlang der Leutascher Ache und danach noch bei angenehmen Temperaturen vorm Wohnwagen sitzen – so hatten wir uns den Urlaub vorgestellt!

Dienstag: 

Wenn Engel reisen… Auch heute wieder Sonne pur! Das nutzten wir für eine Tour und fuhren über Telfs und Imst ins Bschlaber Tal hinauf zum Hahntennjoch auf 1894 m. Unzählige Hinweisschilder mit Murenabgängen und Sperrungen bei Gewittern ließen uns ahnen, daß diese Strecke wohl des öfteren mal gesperrt ist! Wir hatten jedoch bestes Wetter, nur ein paar langsam über die Straße ziehenden Kühe stoppten unsere Fahrt manchmal. Bis über die Baumgrenze ging es hinauf in eine Hochgebirgslandschaft, die Kehren abwärts ließen wohl etwas Belag von den neuen Bremsen unseres Hilux auf der Straße! Hinter Stanzach bogen wir ab ins Namlos-Tal, wo es auf kurviger, aber gut ausgebauter Straße über Namlos wieder hinunter nach Bichlbach ging. Von dort aus über Leermoos und an Ehrwald vorbei auf die bayerische Seite nach Garmisch-Partenkirchen, wo wir durch die Fußgängerzone bummelten.

 

Auf der Rückfahrt wollten wir uns einfach vom Navi zurück an den C-Platz leiten lassen, was sich aber auch nach mehreren Versuchen als erfolglos herausstellte! Ein weißer Fleck hier im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet? Komisch. Nach einer etwas planlosen Fahrt durch Mittenwald finden wir aber dann doch wieder hinauf nach Leutasch. Zum Abendessen fahren wir hinüber nach Seefeld, einem bekannten Wintersportort. Wir glauben ja immer noch, daß es dort kein einziges Haus gibt, das nicht mindestens ein Zimmer vermietet! Der Ort ist übersät von Hotels, Pensionen, Appartments und Gasthäusern. Was nicht unbedingt bedeuten muß, daß man überall gute einheimische Küche genießen kann! Die Preise sind schon gehobenes Niveau, aber sollte ein Grillteller dann nicht auch gegrillt sein, und ist es in Seefeld üblich, Fleisch ungewürzt zum Endverbraucher zu bringen? Naja, dafür war es ja etwas teuerer, man kann halt nicht alles haben…

Mittwoch: 

Man glaubt es kaum, auch der Mittwoch ließ die Sonne schon am frühen Morgen in unseren alten Wilk strahlen! Das wollten wir nutzen für eine Wanderung durch die nicht weit entfernte Leutascher Geisterklamm. Angenehm überrascht, daß bei den geringen Parkgebühren ein Eintrittsgeld bereits enthalten ist, machten wir uns auf den Weg. Schwindelfreiheit ist hier schon erforderlich, genauso mußte ich ich meine FlipFlops gegen Wanderschuhe tauschen! Der Sage nach treiben hier in der Klamm Feen, Kobolde und Geister ihr Unwesen, über einen Metallsteg schaut man hinunter auf die direkt unter einem tosende Leutasch und findet gar nicht genug lohnende Fotomotive! Am Ende der Klamm überquert man diese über eine Brücke und kann entweder denselben Weg wieder zurück gehen oder wählt den Weg oben durch den Wald. Auf jeden Fall ist diese nicht anstrengende Wanderung wirklich zu empfehlen, hat sich absolut gelohnt! Den Nachmittag verbringen wir am Campingplatz mit schwimmen, sonnen und Kaffeetrinken, so ein Relax-Tag muß ja auch mal sein.

Donnerstag: 

Über Telfs fahren wir nach Ehrwald, um von der österreichischen Seite aus den höchsten Berg Deutschlands, die Zugspitze, zu besteigen. Naja, besteigen ist dann wohl doch etwas übertrieben, wir entschieden uns für eine Fahrt mit der Seilbahn. Die startet auf 1225 m in der Talstation und führt hinauf auf knapp 3000 m, dann steht man auf dem höchsten Berg Deutschlands. Da ich noch nie dort oben war, war es uns auch mal die mit knapp 40 Euro nicht gerade billige Fahrt mit der Seilbahn wert! Das Gipfelplateau total zugebaut mit Gasthaus, Wetterstationen und Sendern – und natürlich mit dem höchsten Biergarten Deutschlands! Dort ein Weißbier bei Sonnenschein und vielleicht 10°, dazu ein phantastischer Rundblick über die Alpen, herrlich! Wieder unten angekommen, fuhren wir entlang am schön gelegenen Plansee weiter nach Schloß Linderhof. Diese Idee hatten wir wohl nicht alleine, eine ganze Armada Parkplatzeinweiser lassen uns doch zweifeln, ob das so  ein guter Einfall war… Doch als wir vor dem kleinen Schloß standen, das unser bayerischer König Ludwig II. in nur 9 Jahren Bauzeit aus der Erde stampfen ließ und dann auch nach einer kurzen Wartezeit die Führung mitmachen konnten, änderten wir unsere Meinung. Der Garten mit den Wasserspielen, der unglaubliche Prunk der Räume – einfach gigantisch!

 

Da König Ludwig ja ein großer Verehrer der absolutistischen Bourbonen-Könige wie Ludwig dem Vierzehnten, dem Fünfzehnten und als letztem vor der großen Revolution dem Sechzehnten war und sich seine Baustile dem der französischen Königshäuser wie Versailles ähneln sollten, ist es heutzutage kaum vorstellbar, mit welcher Verschwendungssucht hier gebaut wurde!  Für einen in späteren Regierungsjahren eher leutescheuen und wahrscheinlich auch geisteskranken König, der dort fast niemand empfangen hatte und wohl meistens alleine durch den prachtvollen Garten wandelte… Nachdem unser „Kini“ ja 1886 im Starnberger See bis auf heute nicht geklärte Weise ums Leben kam, fragt man sich, was Ludwig wohl dazu gesagt hätte, wenn er jetzt sehen würde, wie jährlich zehntausende von Menschen seine Schlösser besichtigen, egal, ob Linderhof, Herrenchiemsee oder Neuschwanstein? Das Geld, das damals in den Bau dieser weltbekannten Schlösser floß und Bayern seinerzeit fast in den Ruin trieb, ist auf jeden Fall schon millionenfach wieder reingekommen! Welche Ironie des Schicksals…

 

Gegen Abend heizten wir den Grill an, den wir diesmal ein wenig näher zu uns rücken mußten, denn ein leichtes Abendgewitter zog auf und es fing natürlich pünktlich an zu regnen, als wir gerade unsere Steaks auflegten!

Freitag: 

Den letzten Tag rollten wir noch mal hinunter nach Innsbruck. Sigi hatte dort Österreichs größtes Shopping-Center entdeckt, da mußten wir natürlich hin! Nachdem die Kaufsucht befriedigt war (meine übrigens auch), wurstelten wir uns durch eine chaotische Straßenführung mit x-Fahrspuren + Straßenbahn durch die Innenstadt und genossen noch einen Hugo in der Altstadt. Am Abend unterhielten wir uns mit einem jungen Pärchen aus der Schweiz, die einige Stellplätze neben uns standen und wurden gleich auf einen Kaffee eingeladen… Wir revanchierten uns mit einem Nußschnäpschen, so daß die Zeit verging wie im Flug! 

Samstag: 

Leider für uns schon wieder Heimreisetag. Wir packten alles zusammen, hängten unseren Wilk an den Pickup und verließen den Campingplatz. Alles in allem ist dieser Campingplatz auf jeden Fall einen Besuch wert, fernab von Hektik und Streß kann man hier bei bester Sicht auf die umliegenden Berge einen unbeschwerten Urlaub verbringen! Über Garmisch-Partenkirchen und München rollten wir gemütlich zurück in die Oberpfalz und waren heilfroh, nicht auf der anderen Seite der Autobahn in Megastaus zu stehen!

 

Auf der Ranch war heute ja auch einiges los, unser Harald feierte seinen 40. Geburtstag, außer unseren Stoapfälzern kamen auch Verwandte und einige Leute der Feuerwehr. Es gab frischen Leberkäse und Brezen und gutes Bier, und bei abermals herrlichem Wetter saßen wir noch lange nach Mitternach im Freien! So ging eine wunderschöne Woche Urlaub zu Ende, bei der wir viel gesehen haben und die doch nicht sooo weit weg ist von uns… (J.K.)