Chiemsee

im September

 

…. Oder man könnte auch Regen-Tour sagen. Freitag Mittag geht´s los, von der Ranch fahren wir, Sigi und ich, mit dem Hilux und unserer Wohndose im Schlepptau, gefolgt von Norbert und Agnes mit ihrem Vitara und dem Fendt. Die Abkürzung über Saalhaupt wird aufgrund einer Sperrung nach Landshut eher zu einer Verlängerung, genauso wie die Staus und der zähfließende Verkehr Richtung Süden nicht gerade die Stimmung hebt! Wo wollen die alle noch hin um diese Zeit?

 

Irgendwann nach über 5 Stunden für die nicht ganz 300 km sind wir dann aber am Ziel, beziehen unsere Stellplätze. Sehr schön gelegen, haben wir uns den Stellplatz in der ersten Reihe schon letztes Jahr ausgesucht. Das Wetter ist gnädig, der Regen macht während des Aufbauens eine kurze Pause, um dann in einen Schauer überzugehen, der die nächsten zweieinhalb Tage andauert! Die Aussichten verheißen nichts gutes, wir haben uns wohl das falsche Eck Deutschlands ausgesucht! Wir wollen uns die Urlaubs-Laune nicht verderben lassen, trinken einen Kaffee im Vorzelt und beschließen, abend im Campingplatzeigenen Restaurant essen zu gehen. Es schüttet wie aus Kübeln, ein Test für Wohnwagen, Vorzelt und die Laune! Der Regen prasselt so auf den Wohnwagen, daß ich für Ohrstöpsel entscheide – eine gute Entscheidung, das geschlossene Vorzelt mitgenommen zu haben!

 

Der Samstag beginnt so, wie der Freitag geendet hat – mit ziemlich viel Naß von oben! Das Vorzelt hat gehalten und ist dicht.  Außer Einkaufen in Übersee passiert nicht viel, wir verbringen den Tag am Platz. Und wundern uns, wo so viel Wasser herkommen kann! Norbert merkt das auch, denn seine Dachluke am Fendt wird undicht, ist aber notdürftig wieder einigermaßen dicht zu kriegen.

 

Am Sonntag sieht es einen Tick besser aus. Kurzfristig beschlossen, über Bad Reichenhall und Berchtesgaden die mautpflichtige Roßfeld-Panorama-Straße zu befahren. Mit 24% Steigung, vorbei am Obersalzberg, geht es steil nach oben – da hat der Hilux doch zu kämpfen! Und direkt hinein in den Nebel, wir sehen von der Panoramastraße maximal bis zur nächsten Kurve! Das wäre eigentlich keine 8 Euro wert gewesen… Da wir dort schon Pech hatten, fahren wir zurück nach Berchtesgaden und machen kurzerhand einen Abstecher zum nicht weit entfernten Königssee. Der Regen macht eine Pause, es ist relativ wenig los. Da lohnt eine Schifffahrt nach St. Bartholomä! Ohne Wartezeit können wir sofort losfahren, auch was wert. Eine halbe Stunde später erreicht das Elektroboot unsere Anlegestelle St. Bartholomä. Die Watzmann-Steilwand hinter der Kirche, ein millionenfach fotografiertes Objekt und auf jeder Ansichtskarte zu finden, sehen wir nicht bis oben, egal. Wir steigen aus, knipsen wie alle ein paar schöne Bilder und kaum machen wir einen kurzen Spaziergang, öffnet der Himmel schon wieder die Schleusen, diesmal aber nur zu einem kurzen Schauer. Also nix wie rein in die bayerische Gastlichkeit, bevor wir wieder zurück fahren.

 

Eigentlich wollten wir grillen, aber das Wetter ist zu unbeständig, ich mag es nicht, wenn der Regen die Kräuter vom Steak wäscht… Also fahren wir nach Übersee und lassen uns beim Gasthof Hinterwirt bayerische Köstlichkeiten schmecken! Dort waren wir voriges Jahr auch schon, sehr zu empfehlen. Das Bier sowieso.

 

Am nächsten Morgen, man kann es kaum glauben: Sonne pur!!! Endlich! Und genau der richtige Tag für eine Fahrt in die Berge. Da wir noch nie am Wendelstein waren, lohnt eine Fahrt mit der Wendelstein-Zahnradbahn auf jeden Fall, Deutschlands ältester Zahnradbahn. Mit 23% Steigung kämpft sich die Bahn hinauf auf über 1800 m, die Trassenführung ist schon abenteuerlich! Da denkt man doch mal kurz daran, wie das damals vor über 100 Jahren so gebaut worden ist… Oben auf dem Plateau Sonne pur und eine gigantische Fernsicht bis zu den italienischen Alpen! Wir schauen uns natürlich auch die Wendelstein-Höhle an und steigen viele Stufen hinab in die Dunkelheit, sehr interessant! Da muß ein Weißbier im hochgelegenen Biergarten schon sein!

 

Zurück am Campingplatz können wir endlich mal das Vorzelt verlassen und sitzen am See in der Sonne, das ist schon gleich was ganz anderes! Und wenn nicht heute grillen, wann dann?

 

Leider ist der Sommer nur von sehr kurzer Dauer, es zieht wieder zu. Sigi und ich fahren eine Runde um den kompletten See, machen noch einen Abstecher zum nahen Simssee, kaufen in Prien bei einer Fischräucherei geräuchterte Renke und Forelle, sowie Matjes und Fischsalat. In Prien/Stock machen wir eine Kaffeepause, bewundern die alte Chiemsee – Bahn und den Raddampfer von 1926, die Ludwig Fessler. Abend verspeisen wir den gekauften Fisch, sehr lecker!

 

Da es auch am Mittwoch nicht so ganz spätsommerlich aussieht, fahren wir mit Norbert hinüber ins benachbarte Österreich, um uns Salzburg anzuschauen. Mit Regenschirm bewaffnet laufen wir durch die Fußgängerzone der alten Stadt und fahren dann hinauf zur Burg, von wo aus man eine tolle Sicht über die gesamte Stadt hat. Das Museum schauen wir uns natürlich auch an, dort lernt man viel über die Geschichte der Stadt und dem Leben vom Mittelalter bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts. Ein „Verlängerter“ in einem Café muß natürlich schon sein, in weiser Voraussicht bezahlen wir gleich, denn kaum ausgetrunken, müssen wir wieder mal vor einem starken Schauer flüchten! Abend checken wir beim Griechen in Übersee ein, sehr zu empfehlen!

 

Über Kössen fahren wir auf schmalen Landsträßchen nach Kufstein. Dort geht´s hinauf zur Burg und nach einem Kaffee in der Fußgängerzone wieder zurück zum Chiemsee. Kaum zurück, kommen auch schon Klaus und Sandra aus Hamburg mit ihrem Amarok, einen Tag früher als geplant. Die Überraschung ist echt gelungen! Da das Wetter einigermaßen ist, können wir Nachmittag draußen sitzen. Sie finden einen Stellplatz zwei Reihen hinter uns, aufgrund des Wetters herrscht eh ein Kommen und Gehen auf dem Campingplatz…

 

Und wir haben Glück. Am Freitag ist der zweite und letzte Tag Sommer, das müssen wir auf jeden Fall ausnutzen! Also fahren wir nach Prien, um von dort aus mit einem Schiff der Chiemseeschifffahrt hinüber zur Herreninsel zu setzen. Da Norbert und auch Klaus und Sandra das Schloß unseres „Kini“ Ludwig II. noch nicht gesehen haben, machen wir eine Führung mit. Der Prunk ist wirklich unvorstellbar, das Schloß jedoch in weiten Teilen noch nicht fertiggestellt, da dem König das Geld ausging. Das, was fertig ist, ist jedoch faszinierend anzuschauen – all diese Räume, die in weiten Teilen an Versailles erinnern und das mit der Länge des Spiegelsaals sogar noch übertreffen, für einen einzigen Menschen! Der sich insgesamt nur ungefähr 10 Tage seines Lebens dort aufgehalten hat! Zu des Königs Zeiten dürfte sich die Begeisterung der Bevölkerung für die Verschwendungssucht ihres Monarchen wohl in engen Grenzen gehalten haben – trotzdem bringen die Königsschlösser jedes Jahr Millionen von Besuchern! Und natürlich auch nicht unwesentlich Geld in die Kasse – wenn der „Kini“ das gewußt hätte…

 

 Nach so viel Geschichtsträchtigem fahren wir weiter zur Fraueninsel, wandern einmal um die Insel, bevor es über Gstadt wieder zurück nach Prien geht. Abend ist grillen angesagt, bis es irgendwann zu kalt wird und wir uns ins Vorzelt zurückziehen.

 

Der Samstag Vormittag startet noch sehr freundlich, erst am Nachmittag zieht es zu und es wird kühler. Irgendwann kommen dann Gerhard und Sonja mit dem Ranger und Stefan und Jeannette mit dem Grand Cherokee an, jeweils mit Wohnwagen im Schlepptau und auf der Durchreise von Italien zurück in die Oberpfalz. Noch dazu feiert Gerhard auch noch Geburtstag, als die vier ihren Stellplatz bezogen haben, sitzen wir noch einige Zeit draußen und verbringen den Abend dann im Vorzelt – bei 10 Personen wird es ganz schön eng, Heizung brauchen wir keine!

 

Sonntag Vormittag brechen unsere Freunde wieder auf, da es regnet, beschließen wir, den letzten Tag am Platz zu verbringen. Es regnet mal wieder anständig, also fahren wir abend noch mal essen in einen Gasthof, der auch glutenfreies Essen anbietet, so daß auch unser Kläuschen nicht verhungern muß!

 

Am Montag heißt es Abschied nehmen von Klaus und Sandra, die noch einen Tag hier bleiben, um dann Richtung Kroatien weiterzufahren. Wir packen zusammen und sind ohne längeren Stau am Nachmittag wieder zu Hause. Tja, ein Wetterhighlight war dieser Urlaub wahrlich nicht, eher ein Ausrüstungstest. Trotzdem haben wir das Beste draus gemacht, einiges angeschaut und hatten eine schöne Zeit am bayerischen Meer! Eine Dichtigkeitsprüfung unseres Weinsberg könnten wir uns dieses Jahr eigentlich sparen, auch das Vorzelt hat bewiesen, daß es auch bei länger anhaltendem Regen brauchbar ist! Das Bad im See habe ich mir dieses Jahr verkniffen, es reichte auch so schon, was von oben gekommen ist! Den Campingplatz Rödlgries kann man jedenfalls weiterempfehlen, sowohl vom Platz her selbst, als auch von den Unternehmungen, die man hier machen kann! (J.K.)