Toskana-Trentino-Tour

im Juli

 

Da Holger und Katja noch nie in Italien waren, und wir beide sehr gern dieses Land bereisen, war eine gemeinsame Tour natürlich ein Muß. Im Vorfeld schon mal die Gegenden sondiert und aufgeteilt auf drei Campingplätze, kanns dann Anfang Juli losgehen.

 

Freitag fahren wir schon Mittag zur Ranch und können in aller Ruhe den Wohnwagen reisefertig machen. Unsere beiden Mitreisenden sind aufgrund von ein paar Staus zwar erst relativ spät angekommen, Zeit für einen Begrüßungstrunk bleibt aber trotzdem noch!

 

Am Samstag starten wir schon um halb Sechs, um vielleicht vor vielen anderen rund um die Stauzentren zu kommen. Unsere beiden Toyotas rollen entspannt mit Wohnwagen im Schlepptau gen Süden, und welch Wunder, wir schaffen die Anreise zum ersten Campingplatz relativ gut, nur kürzere Staus, die sich gottseidank schnell auflösen. Durchs Etschtal fahren wir die letzten Kilometer bis zum Campingplatz „Cappuccini“ in Peschiera im Süden des Gardasees. Unser zweiter Besuch dort, man erinnert sich sogar noch an uns! Wir überlegen, ob das gut oder schlecht ist… Wir haben zwei Stellplätze nebeneinander. Nicht riesig, aber es reicht für unsere Wohnwagen und die beiden Pickups! Also schnell aufbauen, die Temperaturen machen schnell Lust auf Urlaub und lassen uns ganz schön schwitzen!

 

Es gibt gleich was zu feiern – Sigi hat heute Geburtstag, darauf müssen wir natürlich schon mal anstossen! Dann schauen wir uns den Platz an und machen einen Spaziergang zum See, der nur einen Steinwurf vom Campingplatz entfernt ist. Blauer Himmel, Badetemperaturen… Was will man mehr erwarten vom ersten Tag? Wir hüpfen gleich mal in den Pool, herrlich!  Am Abend spazieren wir dann an der Uferpromenade entlang nach Peschiera und genießen dort unsere erste italienische Pizza. Danach noch ein kleiner Stadtbummel, es ist doch einiges los hier, obwohl noch nicht mal alle Ferien haben! Den Abend lassen wir an unserem Stellplatz ausklingen.

 

Eine Rundfahrt um den See ist natürlich Pflicht! Haben wir auch schon lange nicht mehr gemacht, also brechen wir nach dem Frühstück auf und fahren über Desenzano und Saló so nah wie möglich am See entlang, bis wir im Bilderbuch-Dörfchen Limone das erste mal anhalten. Immer wieder schön, die engen Gassen runter zum See! In einem Café direkt am See kann man den Cappuccino am besten genießen. Danach geht´s weiter an der Uferstraße Richtung Norden, über Riva und Torbole erreichen wir dann Malcesine auf der anderen Seite des Sees, wo wir auch noch einen Zwischenstopp einlegen. Es hat 30 Grad, genial! Wir kaufen noch ein und schmeissen abend den Grill an, es bleibt lange warm – die langen Hosen und Jacken können wir aufgrund der Wettervorhersage für die nächsten Tage wohl im Wohnwagen lassen – dabei haben wir sie, kennt man ja auch anders. Und nach dem kalten Wochenende im Offroadpark Fürstenau Anfang Mai fahre ich nirgends mehr hin ohne dickere Klamotten!

 

Am Montag haben wir gleich den nächsten Grund zu feiern – Katja hat Geburtstag! Wir machen heute nur eine kleine Tour, fahren die paar Kilometer rauf nach Bardolino, um im Olivenöl-Museum ein bißchen einzukaufen und dann weiterzufahren zum Weingut Zeni. Dort laufen wir durch das firmeneigene, kleine Museum und kommen nicht umhin, nach einer Weinprobe ein paar Fläschchen mitzunehmen! Am Rückweg halten wir noch in Lazise an, um am Hafen etwas zu trinken. In Italien zu tanken, ist leicht – wenn man weiß, wie es geht! Die meisten Tankstellen haben Mittag bis Nachmittag zu, man muß also mit Bargeld oder per Karte zahlen. Das kriegen wir nach ein paar Versuchen auch hin… Entweder sind wir zu doof gewesen oder der Automat wußte, daß Deutsche Diesel wollten! Zurück am C-Platz sorgt der Pool für die nötige Abkühlung. Da wir abend nicht kochen wollen, gehen wir ins Campingplatzeigene Restaurant. Sehr schön gelegen mit wunderschönem Blick auf den abendlichen Gardasee, kann man gutes Essen genießen. Früher stand hier ein großes Fort, wie man am Bild im Restaurant erkennen kann – nichts von Campingplätzen und Dolce Vita zu sehen damals! 

Am Dienstag bauen wir ab, es geht weiter. Streß brauchen wir keinen machen, wir haben zum nächsten Campingplatz nur ca. 250 km. Über Mantova geht es durch die landschaftlich eher langweilige Po-Ebene, bevor wir die Apeninnen überqueren und nach einer entspannten Fahrt Montecatini-Terme in der Toskana erreichen. Dort geht es hoch nach Montecatini Alto zum Campingplatz „Belsito“. Wir sind etwas zu früh, haben also noch Zeit, den Platz ein wenig zu begutachten, bevor die Schranke aufgeht und wir eine halbe Stunde früher einfahren können. Wir haben zwei Plätze mit eigenem WC- und Duschhäuschen gemietet, sehr komfortabel. Überhaupt macht der Platz so auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck, ein Volltreffer! Einen anderen Volltreffer kriege ich beim fotografieren ab – nämlich von den Hinterlassenschaften eines Vogels direkt auf meiner nicht vorhandenen Haarpracht! Hätte schlimmer kommen können, aber so trage ich wenigstens zur Belustigung meiner Mitreisenden bei!

 

Diesen Tag machen wir nicht mehr viel, außer bei der Hitze den Panorama-Pool zu nutzen – mit genialem Blick auf das Umland! Es gibt auch noch einen zweiten Pool ganz in der Nähe unseres Stellplatzes, also für Abkühlung ist gesorgt! Der gesamte Platz ist terrassenförmig angelegt, in den oberen Reihen mit toller Aussicht auf das Umland. Nur daß leider viele der Plätze etwas zu klein sind für Wohnwagen plus Fahrzeug, sonst hätten wir es bereut, weiter unten gebucht zu haben! Abend besuchen wir das campingplatzeigene Ristorante und werden auch hier nicht enttäuscht! Holger bestellt ein T-Bone-Steak mit 600 g; Medium, wie er es wollte, ist es aber leider nicht, so daß das wohl noch mal nachgegrillt werden muß! Der Rest ist hervorragend bei humanen Preisen.

 

Den Tag darauf machen wir ein wenig Kultur und Architektur und fahren nach dem Frühstück nach Pisa. Wie eigentlich immer sind wir nicht die einzigen, die sich das Wahrzeichen der Stadt anschauen wollen! Sigi findet gottseidank den Parkplatz unweit des Turms wieder, und es ist sogar noch was frei! Was auffällt: Die hunderten von Souvenir-Ständen, die rechts an der Mauer standen, sind weg! Leergekauft, geräumt? Wir wissen es nicht, vermissen den ganzen Krempel auch nicht. Und Rolex-Uhren, Sonnenbrillen, Regenschirme und sonstige schiefen Souveniere, natürlich alles orischinol, werden uns vor dem Eingang angeboten. Für die Zeit hat man heutzutage ein Smartphone, Sonnenbrillen brauche ich in Sehstärke, Regen ist bei 33 Grad grad keiner in Sicht – also verdienen sie mit uns leider nichts. Tja, und er steht immer noch, der Torre Pendente! Schief wie immer, jeder möchte ihn stützen und diese Glanzleistung fotografisch festhalten… Wir natürlich auch. Nach dieser Schwerstarbeit halten wir uns nicht mehr allzu lange auf und verlassen die Menschenmassen, um weiterzufahren in die schöne Stadt Lucca, die wir immer wieder gern besuchen. Ein Bummel durch die Altstadt und dann noch ein paar Bilder vom Turm Torre Guinigi auf die Dächer der Stadt, das gehört einfach dazu. Bei den Temperaturen sind die 230 Stufen alles andere als angenehm, aber was wir angefangen haben, besteigen wir auch zu Ende!  Die Aussicht ist die Strapaze auf jeden Fall wert! Da tut ein Aperol am großen Piazza bei der mittelalterlichen Kirche sehr gut!

 

Da wir keine Lust haben, die eher langweilige Fahrt auf der Hauptstraße zurückzufahren, suchen wir uns einen Weg durch die Berge. Wir suchen mit dem Navi den Ort Colle, dort führt eine schmale Straße durch die Berge. Leicht ist das nicht, denn Colle gibt es wohl gefühlte tausendmal in Italien! Aber letztlich finden wir eine schöne Strecke, die immer steiler hinaufführt. Bei Gegenverkehr ist Vorsicht angesagt, muß man anhalten, ist Leistung angesagt. Holger hat da keine Probleme, bei meinem Hilux muß ich zweimal die Untersetzung bemühen! Was 500 Kubik mehr so ausmachen, wird mir trotz Leistungssteigerung immer wieder vor Augen geführt…. Das Bier am Campingplatz haben wir uns verdient, den Pool auch.

 

Da für Donnerstag noch heißer gemeldet ist, ist das der pefekte Tag für eine Tour in die Berge! Von Montecatini Terme aus suchen wir auf der Karte nach Sträßchen unterster Kategorie. Die finden wir auch gleich, sie wird schmaler, steiler – und endet schließlich unbefahrbar. Also wieder zurück, so was passiert halt auch. Mit einer anderen Route haben wir mehr Glück. Es geht hinauf über Canfittori und Marliana nach Goraiolo und weiter auf 1000 m. Wunderschöne Ausblicke, verschlafene Bergdörfer, das ist es, was wir von der Toskana erwarten! Bei Mammiano biegen wir ab und fahren über den Passo di Oppio, Piastre und über Pistoia wieder zurück. 34 Grad, Zeit für ein Bad!

 

San Gimignano ist immer wieder ein Muß in der Toskana. Die mittelalterliche Stadt mit den vielen Türmen ist aber auch wirklich ein Highlight und immer einen Besuch wert! Natürlich ist man dort nie alleine unterwegs, aber es bleibt genug Zeit, die Architektur zu bewundern und mal durch die Spezialitäten – Geschäfte zu bummeln. Wildschweinsalami und würzigen Käse gibt es in vielen Geschäften, da schlagen wir natürlich auch zu und nehmen uns von der toskanischen Spezialität was mit! Das Thermometer zeigt 37 Grad, da verkneifen wir uns einen Besuch von Volterra und fahren nur dran vorbei.

 

Abend reizt uns das nahegelegene Motecatini Alto. Zu Fuß ist es etwas über eine halbe Stunde, bis man das Bergdorf ganz in der Nähe unseres Campingplatzes erklommen hat. Ein kleiner Markplatz mit vielen Restaurants und Pizzerias erwartet uns – wir gehen auf Empfehlung in ein kleineres Restaurant und genießen echte toskanische Spezialitäten, hören dazu alte Bluesmusik. Einfach ein schönes Ambiente! Geht man ein paar Meter weiter, schaut man in der Abendsonne hinab nach Montecatini Terme.

 

Samstag haben wir uns eine Roadbook-Tour vorgenommen. Schon im Vorfeld habe ich mir ein Roadbook von MDMot über die Nord-Toskana schicken lassen und mal gecheckt, welche der aufgeführten Touren für uns in Frage kämen – ein paar davon sind nicht allzu weit weg, eine davon, die Tour 4, wollen wir heute in Angriff nehmen. Das Dörfchen Pracchia finden wir schnell, den Einstieg in die Tour nicht gleich – zweimal fahren wir dran vorbei. Erst als wir die Koordinaten eingeben und Sigi auf eine Abzweigung aufmerksam macht, geht es hinter einer Fabrik los. Leider schaffen wir nicht die ganze Tour, irgendwann ist nach einer Kurve Ende. Eine Betonbarriere hindert uns an der Weiterfahrt! Verboten? Als wir aussteigen und weiterlaufen, sehen wir den Grund: Ein Erd- und Geröllrutsch hat den Weg komplett weggerissen! Kein Durchkommen möglich, auch nicht für Motorräder! Wir versuchen irgendwo zu wenden, es ist zwar eng, aber es geht.

 

Was tun? So schnell aufgeben wollen wir auch nicht! Haben ja die Koordinaten, vielleicht findet sich ein anderer Weg nach oben! Den Zielort haben wir ja auch…. Wir finden eine Ausweichstrecke, abzweigend am Bahnhof. Wir überqueren die Gleise und über vereinzelte Häuser geht es auf einem schmalen Sträßchen wieder steil nach oben, gottseidank sehr wenig Verkehr. Die Kehren sind manchmal so eng, daß wir einmal zurücksetzen müssen! Da wird einem klar, warum dort doch eher kleinere Autos fahren! Nach vielen Kilometern sagt uns das Navi dann, daß wir wenden sollen! Auch mit den Koordinaten bekommen wir Probleme… Es bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder zurück ins Tal zu fahren. Schade zwar, aber es gibt anscheinend zum Ziel doch keine Strecke, die man über die eingespeicherten Koordinaten und der Karte fahren könnte! 

 

Egal, der Wille war da. Ein kleiner Abstecher auf Schotter als letzter Versuch endet auch vor einem Haus, recht viel länger hätten unsere Pickups auch nicht sein dürfen, sonst hätten wir uns in der Kurve wohl verkeilt! Wir müssen zurück nach Pracchia, fahren dann weiter im Tal entlang bis Ponte Venturino, um dort auf der breiteren 64er nach Pistoja zurückzufahren.

 

Am Sonntag ziehen Wolken auf, sehr warm ist es trotzdem. Die Marmorsteinbrüche von Carrara sind ja auch weltberühmt, der Carrara-Marmor wird seit langer Zeit in die ganze Welt verkauft. Noch dazu bietet das Roadbook auch eine Tour an, die man vielleicht mit einem Besuch der Steinbrüche verbinden könnte! Da müssen wir nicht lange überlegen und machen uns auf den Weg. Carrara selbst ist ein Bergbau-Städchen, nicht besonders interessant, aber mit Vergangenheit. Von Weitem sieht man schon die Steinbrüche, wir lassen sie rechts liegen und fahren hinauf über Gragnana, wo die Tour beginnt. Zwar geteert, aber sehr schön zu fahren! Mit vielen Kurven immer höher hinauf, bis man aus dem dichten Wald rauskommt und die ersten Ausblicke auf das unten liegende Carrara und das Meer hat. Eine Stichstraße soll zu Aussichtspunkten führen, also nichts wie rein! Es geht immer höher hinauf, gottseidank kommen einem Sonntag keine vollbeladenen Marmor-Laster entgegen!

 

Und dann sehen wir sie, die berühmten Steinbrüche. Vor vielen Jahren waren wir mal in einem, doch auch von oben hinab hat das einen ganz besonderen Reiz! Bei einem Aussichtspunkt halten wir an und bewundern die Abbaugebiete des Marmors – wie ein Netz ziehen sich die Sträßchen durch den riesigen Steinbruch, im Hintergrund ist das Meer, echt wunderschön! Es lohnt sich nicht, weiterzufahren, also fahren wir die Stichstraße wieder zurück. Die Tour hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir gedacht hatten, deshalb fahren wir auf einer anderen Route wieder hinab ins Tal und dann rüber ans Meer. Dort tobt das Leben, es ist Sonntag, und zu allen Touristen kommen auch noch die Einheimischen, die zum baden ans Mare fahren! Echt irre, wir fahren ein paar Kilometer am Meer entlang, in Forte dei Marmi machen wir Halt und trinken was. 7,50 Euro für ein 0,33er Becks sowie 10 Euro für einen Aperol Spritz zeigen uns, daß man vorher in die Karte schauen sollte! So exclusiv sah der Laden in der Fußgängerzone gar nicht aus, nicht mal Meerblick! Dafür aber auf viele top-gestylte Menschen – sehen und gesehen werden ist hier die Devise! Schnell weg von so viel Massentourismus und wieder zurück in die Ruhe unseres Campingplatzes. Unterwegs 38 Grad, da versagt fast die Klimaanlage!

 

Der Montag ist unser letzter Tag in der Toskana. Den wollen wir gemütlich ausklingen lassen und schauen uns Montecatini Terme an. Eine schöne italienische Stadt mit alten Gebäuden. Wir schlendern durch die Straßen, die Mädels shoppen, dann spazieren wir durch die Kurzone. Man fühlt sich fast zurückversetzt ins alte Italien der letzten Jahrhundertwende. Den Nachmittag nutzen wir zum Nichtstun, baden und da wir keine Lust auf Kochen oder Grillen haben, gehen wir abend noch mal ins Campingplatz-Ristorante. 

 

Und wieder ist eine Station zu Ende. Am Dienstag machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Stopp im Trentino. Der Campingplatz Belsito hat wirklich alle unsere Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen! Hier hätte man es schon noch ein paar Wochen aushalten können… Zu sehen hätte es jedenfalls noch genug gegeben, auf jeden Fall ein Grund, die Toskana irgendwann wieder zu besuchen! Wir fahren wieder vorbei am Gardasee, biegen bei Trento rechts ab ins Valsugana, bis wir schließlich unser Ziel, den Campingplatz 2 Laghi am Lago di Levico unweit Levico Terme, erreichen. Vor ein paar Jahren haben wir diesen Platz zum ersten mal besucht. Nach dem freundlichen Check-In fahren wir gleich zu unseren Plätzen unter schattigen Bäumen. Hier ist noch einiges frei, Reservierung wäre wohl nicht zwingend notwendig gewesen. Wir schauen uns gleich ein bißchen um, laufen zum Privatstrand des Campingplatzes etwas außerhalb, genießen den Nachmittag unter den schattigen Bäumen. Hier ist es nicht ganz so heiß wie in der Toskana, um die 30 Grad. Etwas nervig nur die hinter uns liegende Straße, ansonsten sind wir mit der Platzwahl zufrieden. Abend testen wir auch hier die Campingplatz-Pizzeria und sind sehr zufrieden! Es gibt noch ein zweites Lokal gehobenen Standarts, das wir aber nicht aufgesucht haben.

 

Da meine Roadbooks schon etwas veraltet sind, habe ich mir auch über das Trentino ein neueres besorgt. Es wären einige Touren möglich, die in einer Tagestour zu schaffen sind. Die Forte-Leone-Tour haben wir zwar vor einigen Jahren schon mal gefahren, aber egal. Zum alten Fort hoch rentiert sich auf jeden Fall zu fahren, auch wenn die etwas ausgewaschene Schotterstraße fahrerisch nicht besonders schwierig ist. Über Arsié kämpfen wir uns hoch zum Col Perrer. Irgendwann geht die Teerdecke in Schotter über, außer einem Mountainbiker sind wir alleine hier oben. Irgendwann nach einigen Kilometern Schotter hat man das Hochplateau mit dem Fort erreicht. Ein Dacia Duster samt Besatzung ist das einzige Fahrzeug außer unseren Pickups. Das Fort ist seit unserem letzten Besuch restauriert, leider nur am Wochenende für Besucher und Führungen geöffnet. So beschränken wir uns darauf, von außen ein paar Bilder zu machen. Lohnend auf jeden Fall der Blick ins Tal! Leider ist die Weiterfahrt durch eine verschlossene Schranke nicht möglich, also müssen wir den Schotterweg wieder zurück und fahren dann weiter zum Campo di Cima. Ab dort geht es steil bergab, bis man in dem Örtchen Grigno das Valsugana wieder erreicht hat.

 

Von dort aus startet die T23 im Roadbook, und da wir noch Zeit haben, gibt Holger die Koordinaten dieser Tour ein, während wir im Roadbook nach der Beschreibung schauen. Irgendwie finden wir leider den Einstieg nicht, zu vage beschrieben. Auch die GPS-Koordinaten lassen uns irgendwie umherirren, ohne wohl das richtige zu finden. Laut GPS wird dieser Weg aufgezeigt, die Beschreibung hätte was anderes gesagt. Ein Verbotsschild läßt uns zweifeln, ob hier eine Weiterfahrt ohne Konsequenzen möglich ist – das bestätigt sich auch kurz darauf, als uns eine Einheimische verrät, daß man hier eine spezielle Erlaubnis braucht, um weiterzufahren. Ein weiterer erfolgloser Versuch und wir brechen die Tour ab. Mit der Sucherei ist es schon Nachmittag geworden und wir beschließen, zum Campingplatz zurückzufahren und am Lago di Caldonazzo direkt am See einen Cappuccino zu schlürfen. Schade, daß man trotz einem Garmin-Navi und der Beschreibung hier nicht weitergekommen ist! Die schöne Schottertour finden wir jedenfalls nicht, was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag.

 

Die Hochebene der Sieben Gemeinden, oder „Sette Communi“, wie es auf italienisch heißt, ist ja im ersten Weltkrieg ein heftig umkämpftes Gebiet gewesen, um Lavarone, Folgaria und Asiago hat ein Alpenkrieg zwischen der österreichischen und der italienischen Armee stattgefunden, den man sich in seinem Ausmaß gar nicht mehr richtig vorstellen kann. Das war von 1915 – 17, also vor hundert Jahren. Zeitzeugen leben nicht mehr, aber einige der alten Forts sind noch erhalten. Zwei davon, das Forte Cherle (San Sebastiano) und das Werk Geschwent (Forte Belvedere), wollen wir heute besuchen. Dazu fahren wir über Trento über den Passo Sommo und folgen dann der Beschreibung „Forte Cherle“. An einem im Sommer geschlossenen Hotel läßt man das Auto stehen und läuft die letzten paar hundert Meter gemütlich zum Fort. Die Kehlseite, also die dem Beschuß abgewandte Seite, ist schon vom Tal aus zu sehen. Natürlich ist das Fort stark beschädigt, aber immer noch begehbar. Holger und ich machen uns mit Taschenlampen bewaffnet auf ins Innere des alten Panzerforts. In den langen Gängen steht etwas Wasser, die Enge der Gänge läßt einen vermuten, wie das gefährliche Leben in den alten Befestigungsanlagen wohl vor 100 Jahren ausgesehen haben mag! Man gelangt über steile Treppen hinauf ins Freie, hier standen damals die Geschütze, die mittels Zahnrädern justiert werden konnten. Da das Fort teilweise zerstört wurde, ist natürlich nicht mehr alles zugänglich. Auch so finden wir bald nicht mehr hinaus und sind irgendwie froh, wieder frische Luft atmen zu können! Es ist teils befremdlich, aber auch irgendwie interessant, in diesen geschichtsträchtigen Orten rumzustöbern!

 

Wir fahren die Stichstraße wieder zurück, um dann weiterzufahren zum österreichischen „Werk Gschwent“. Dazu folgt man einfach den Hinweisschildern mit der Aufschrift „Forte Belvedere“. Viel ist nicht los, wir finden einen Parkplatz, die letzten Meter geht man zu Fuß. Das Werk war wenig in Kampfhandlungen verwickelt und ist deswegen auch noch fast im Originalzustand und auf jeden Fall einen Besuch wert! Jetzt ist es ein Museum. Wir sind mittlerweile zum dritten Mal hier, einige Artifakte aus der Zeit des Alpenkriegs sind schon wieder neu hinzugekommen, sowie einige anschauliche Annimationen und Grafiken. Viel von den langen Gängen des Forts sind in den Fels gesprengt, so daß endlos erscheinende Gänge durch den Berg führen, die an Kasematten oder Geschützstellungen enden. Lautsprecher mit Befehlen und Originalgeräuschen lassen erahnen, wie es damals hier zugegangen sein mag! Es ist kalt und vor allem feucht hier unten, jedes mal ist man wieder froh, wieder am Tageslicht zu sein – und keine Angst vor Schrabnellfeuer haben zu müssen!

 

Ein Schmankerl von der Hochebene hinab zum Lago di Caldonazzo ist immer wieder der „Kaiserjagerweg“. Ein wenig mehr als autobreites Sträßchen führt in Kehren und durch Tunnels hinab ins Tal, bei Gegenverkehr ist Vorsicht angesagt. Der Fahrer ist mit Kurbeln beschäftigt, der Beifahrer kann bei Vertrauen in den Fahrer den weitläufigen Blick aufs Valsugana und die Berge des Trentino genießen – ängstlichere Beifahrer haben wohl eher schwitzige Hände.

 

Der letzte Tag im Trentino ist auch schon unser letzter Urlaubstag. Wir fahren nach Trento, die Mädels frönen ihrer Shopping-Lust, während Holger und ich am Marktplatz was trinken gehen. Bedingt durch ein Gewitter am Morgen ist es heute nicht ganz so heiß. Nachmittag bauen wir gleich die Vorzelte ab, denn morgen möchten wir beizeiten den Platz verlassen, da wir befürchten, daß schon erheblicher Rückreiseverkehr stattfinden wird! Also ein letztes mal im Campingplatz-Restaurant gegessen, und tags darauf sind wir pünktlich um Sieben Uhr abfahrbereit. Über den Brenner und München schaffen wir es fast ohne Stau, gegen Nachmittag wieder auf der Ranch zu sein. Kühl kommt es uns vor in der Oberpfalz, wir sitzen trotzdem draußen, machen Brotzeit und fallen irgendwann müde ins Bett. Holger und Katja starten schon am frühen Morgen zu ihrer letzten 600-km-Etappe nach Norddeutschland, wir fahren nach einem deftigen Weißwurstfrühstück auf der Ranch heim.

 

Die gesamte Tour war 2950 km lang. Ich denke, wir haben viel gesehen und erlebt und sind auch an den einen oder anderen Ort gekommen, den nicht jeder Tourist sieht. Die beiden Toyotas haben auch auf dieser Tour wieder einfach nur ihren Zweck erfüllt – laufen ohne Probleme. Und wir haben die gesamte Distanz nur mit einigen ganz kurzen Staus erlebt, selten genug auf dem Weg in den Süden! Auf der anderen Seite der Autobahn sah das oftmals anders aus, besonders auf der Heimfahrt. Es waren trotz der vielseitigen Unternehmungen entspannte Tage mit Freunden aus dem Norden – eigentlich könnte man direkt die nächste Unternehmung planen! Von den Roadbooktouren haben wir uns ein bißchen mehr erhofft, aber für Witterungseinflüsse kann halt keiner eine Garantie übernehmen! Auch wenn der Schotteranteil nicht ganz so hoch war wie gewollt, es hat trotzdem Spaß gemacht, in den toskanischen und trentiner Bergen unterwegs zu sein! (J.K.)