Probefahrt Toyota Hilux 2.8

Nachdem in der Szene die Gerüchteküche bezüglich eines stärkeren Hilux ja nun eigentlich schon ein paar Jahre brodelt, steht er nun – welch Wunder! – tatsächlich bei den Händlern! Der bisher erhältliche 2.4 Liter ist sicherlich ein langlebiger und zuverlässiger Motor, bei größeren Rädern oder Anhängerfahrten aber auch keine Macht mit seinen 150 PS. Das Facelift hat er nun erhalten, einhergehend mit dem stärkeren 2.8 Liter, der ja im Landcruiser schon einige Jahre Dienst tut. Nachdem ich selbst 11 Jahre absolut zufriedener Hilux-Fahrer mit zwei 2.5 Litern war  und man schon viel über den neuen Motor hörte, war das Interesse natürlich schon groß, mal ein paar Kilometer mit dem neuen zu fahren!

 

Als mich unser Vereinskamerad Herbert anrief und eine Probefahrt vereinbart hatte, konnte ich da natürlich nicht nein sagen und war sofort dabei! Bei strahlendem Sonnenschein holte er mich von zu Hause ab, ich kam gleich in den Genuß, auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Der erste Blick, als er neben meinem Hilux parkte, schon mal positiv. Ein erster Blick sagt aber noch nichts aus….

 

Also Platz genommen, den elektrisch verstellbaren Sitz perfekt eingestellt, den Starterknopf gedrückt und es konnte losgehen. Erst mal raus aus der Stadt. Der Motor eher unauffällig, leise. Die Verarbeitung sehr gut, nix klappert oder knistert bei Unebenheiten. Nach der Stadtgrenze erst mal Gas geben – wie wird er sich machen, im Vergleich zum 2.4 Liter? Nun, natürlich tun da 400 Kubik und 54 PS mehr Dienst, und das spürt man absolut! Kein Gefühl, dass einem den Kopf in den Nacken reißt, aber beim Kickdown doch eine beständige Beschleunigung bringt, das macht schon Spaß! Der Motor dreht willig hoch, legt die 6 Automatik-Fahrstufen ohne große Rucke ein. Dabei ist der Motor präsent, aber für einen Vierzylinder wirklich leise, vor allem, wenn man die gewünschte Geschwindigkeit erreicht hat und beibehält. Immerhin ist er mit 2265 kg kein Leichtgewicht, aber der Motor hat keinerlei Mühe mit dem Pickup!

 

Wir biegen ab auf schmalere Sträßchen. Was mir sofort auffällt, ist die recht straffe Servolenkung. Sie vermittelt guten Kontakt, aber verlangt etwas mehr Kraft als z.B. beim Ford Ranger oder dem neuen Isuzu D-Max. Das Automatikgetriebe schaltet spontan und nicht zu nervös. Wechselt man von Fahrstufe „D“ auf „S“, dann dreht der Motor höher, man spürt die sportlichere Auslegung und damit auch ein Plus an Fahrspaß auf jeden Fall! Wer möchte, kann auch manuell schalten und die Drehzahlen selbst beeinflussen. Was schon im früheren 3.0 Liter-Hilux bemängelt wurde, war das nervöse hin- und herschalten des Automatikgetriebes speziell beim Anhängerfahren. Das konnten wir natürlich nicht testen, im Solobetrieb hat man jedenfalls nicht das Gefühl, dass bei jedem Millimeter mehr Gas sofort zurückgeschaltet wird!  Bremsen waren ja in den früheren Hilux-Generationen nie so restlos überzeugend, hier hat man dazugelernt – bei beherztem Tritt aufs Pedal kommen die 2,2 Tonnen ausreichend schnell zum Stehen. Auf einem schneebedecktem Weg halten wir an und steigen aus. Zeit, sich den neuen mal genauer anzusehen.

 

Wir sind mit dem „Invincible“ als Double Cab unterwegs, also dem Top-Modell des Hilux. Das Facelift macht die Front gefälliger, die gesamte Frontschürze sowie die Scheinwerfer sind anders gestaltet. Der Kühlergrill größer, die Scheinwerfer schmaler. Steht im gut! Die Bi-LED-Scheinwerfer sorgen bestimmt für gutes Licht, konnten wir aber nicht testen. Die Seitenansicht ist im Großen und Ganzen ziemlich gleich geblieben, die aufgesetzten Kotflügelverbreiterungen mit dem Plastikeinsatz oben passen gut zur restlichen Optik. Reifen und Felgen treffen wie bei den meisten Pickups nicht so unseren Geschmack, eine breitere Spur würde schon optisch besser aussehen! Meine Wahl würde auch auf eine Nummer höhere Reifen fallen, aber gut, wer mich kennt, weiß, dass ich nie einen Pickup so lasse wie vom Werk. Im Geiste sehe ich ihn schon mit einem Fahrwerk und 285ern vor mir stehen….

 

Was uns nicht so gefallen hat, ist das Plastik rund um den Heckklappengriff. Sieht irgendwie zu groß und zu billig aus – das hat aber auch nur das Top-Modell. Etwas dezenter hätte es auch getan. Das Design der Heckleuchten ist jedoch sehr gut gelungen, gefällt mir! Also von außen gibt es wenig zu meckern. Die Länge der Ladefläche liegt um die 1,50 Meter, also Standart bei einem Doppelkabiner. Eine Laderaumwanne schützt die Ladung, mit den 4 Haken hat man schon etwas gespart. Da bieten andere Marken Airline-Schienen zur Befestigung. Wer noch was braucht, findet aber sicher im Zubehörhandel schnell Abhilfe.

 

Ich nehme mal auf der Rücksitzbank Platz. Sitzt ein Fahrer mit über 1,90 m auf dem Fahrersitz, wird es ein wenig eng auf der Rückbank. Ich mit meinen 1,84 m biete den hinten sitzenden genug Beinfreiheit, auch die Kopffreiheit nach oben reicht aus. Das sind keine Notsitze, da kann man auch mal eine längere Strecke mitfahren. Die hinteren Passagiere sind von außen dank der stark getönten Scheiben so gut wie nicht sichtbar. Das Ledergestühl macht einen guten Eindruck, etwas weicher als beim Ranger, etwas straffer als beim kürzlich getesteten D-Max. Mehr kann man auf unsere kurze Testfahrt nicht sagen, aber ich denke schon, dass sie absolut langstreckentauglich sind!

 

Der Innenraum wurde auch überarbeitet. Der große Bildschirm, der bis vor kurzem noch ein wenig wie aufgeklebt wirkte, wurde jetzt besser ins Cockpit integriert. Mit den Schaltern kommt man nach kurzer Eingewöhnungszeit gut zurecht, bei der Bedienung der Belüftung dauerte etwas, bis wir die optimale Einstellung fanden. Was hat er alles an Bord? Nun, in der Top-Version natürlich einiges, wie man es heutzutage von der höchsten Ausstattung eben gewohnt ist. Bergabfahrkontrolle und Rückfahrkamera haben auch die einfacheren Modelle. Der „Invincible“ bietet zusätzlich noch insgesamt 7 Airbags, die LED-Scheinwerfer, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, ein 4,2“ Multi-Info-Farbdisplay, Klimaautomatik, Frontkollissionswarnung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, 265/60 R 18er Bereifung auf Alufelgen, eine Diff-Sperre hinten und eine Anhängerstabilisierungskontrolle. Als Extra noch eine Einparkhilfe vorne und hinten sowie eine Anhängerkupplung. Also so ziemlich alles an Bord für diejenigen, die gern viel Sicherheit und Technik im Wagen haben möchten.

 

Wir fahren weiter und suchen uns einen verschneiten Weg. Schließlich haben wir ja Allrad und möchten auch wissen, wie der in der Praxis funktioniert. Wir finden einen Weg mit etwas tieferem Schnee, drehen den Knopf etwas weiter unten am Armatturenbrett von 2H auf 4H, das kann während der Fahrt geschehen, dauert aber manchmal ein paar Sekunden, bis die Leuchte aufhört zu blinken und man hört, wie der Allrad einrastet. Das Automatikgetriebe auf „N“, den Knopf weitergedreht und man ist im Fahrmodus 4L, also in der Untersetzung für Fahrten auf schwierigerem Terrain. VSC ist dann ausgeschaltet, PCS – Bremssystem ist nicht verfügbar. Macht Sinn. Läßt man hier die Automatik schalten, spürt man die Schaltrucke schon etwas mehr als ohne Allrad. Reicht das immer noch nicht aus, hat der Hilux eine 100% - Sperre für die Hinterachse. Verfolgen kann man die jeweiligen Einstellungen des Allradantriebs durch Symbole in der Mitte des Displays am Armatturenbrett.

 

Wie beim Vorgänger auch schon findet sich der Tank für´s AdBlue nicht wie sonst üblich im Tankdeckel, sondern im Motorraum. Das hat man auch beim neuen nicht geändert. Etwas sonderbar, aber da man ja in der Praxis nicht so oft AdBlue nachfüllen muss, sicherlich eine Sache, die keine großen Unannehmlichkeiten verursacht. 

 

Nachdem wir alles probiert haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Autohaus. Der Verkäufer erwartet uns schon. Neben dem Vorführwagen stehen derzeit ca. 30 Hiluxe in verschiedensten Ausführungen auf dem Hof, nicht nur für Toyota-Fans ein toller Anblick! Wir unterhalten uns noch eine zeitlang über den Hilux, bedanken uns beim Autohaus Kreinhöfner im heimatlichen Windischeschenbach für die prompte Probefahrt mit dem nagelneuen Hilux und beim Verkäufer, Herrn Paul, für die Fragen, mit denen wir ihn gelöchert haben!

 

Lange erwartet, nun isser da. Mit dem 2.8 Liter bietet Toyota nun den hubraumstärksten Motor in der Midsize-Klasse der offiziell verfügbaren Modelle und ist sicher für diejenigen, die sich über den Downsizing-Wahn beschweren, eine echte Alternative! War der 2.4 Liter mit 150 PS in der Automatik-Version etwas schwach auf der Brust, spürt man die Mehrleistung im aktuellen Hilux echt richtig gut! Nicht, dass der Vorgänger ein schlechter Pickup ist, in den allermeisten Situationen reicht die Leistung. Für den 2.8 Liter kann man aber auch mal das Wort Fahrspaß in den Mund nehmen! Mehr als 6 Fahrstufen braucht der Toyota nicht, er wird sicher auch mit größeren Rädern für die Umbauwilligen und einem etwas schwereren Anhänger sehr gut zurecht kommen! Toll auch, dass es den 2.8 Liter nun auch im XtraCab gibt, was ja bislang nicht möglich war. Nur die einfachsten Versionen müssen weiterhin mit dem 2.4 Liter auskommen, für alle anderen hat man die Qual der Wahl! Ich denke, ein mehr als würdiges Facelift-Modell und sicherlich ein Pickup, auf den der eine oder andere gewartet hat! Man wird sehen, wie viele Toyotas in Zukunft auf unseren Straßen rumfahren! (J.K.)