Probefahrt Ranger Raptor 3.0 V6 Benziner

 

Da ich ja schon immer ein Mensch war, der automobil gesehen gern mal über den Tellerrand schaut, habe ich natürlich als Pickup-Fan mit großem Interesse die Markteinführung des neuen Ranger Raptors mitverfolgt. Vereinzelt wurden schon einige ausgeliefert, nun hat auch unser ortsansässiger Ford-Händler MGS in Weiden den ersten Raptor bekommen. Und Herr Schlenk hat Wort gehalten und mich gleich angerufen, ich könnte den neuen eine Stunde Probe fahren!

 

Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und bin gleich hingefahren. Nach einem kurzen Plausch mit S. Schlenk drückt er mir die Schlüssel in die Hand, erklärt mir kurz einiges und ich kann den Saurier starten. 3.0 V6 Benziner mit 288 PS – diese Zahlen sprechen schon mal für sich! Da erwartet man eigentlich schon Sportlichkeit! Beim Druck auf ein kleines Knöpfchen am Lenkrad bekommt man diese Sportlichkeit dann auch in Form von Sound: Das serienmäßig verbaute Soundmodul lässt den 3.0 Liter Eco-Boost Twin-Turbo dumpf und sportlich klingen! Also geschwind den Fahrersitz in die richtige Position gebracht und vom Hof gerollt.

 

Schon der erste Tritt aufs Gaspedal zeigt mal, wo es Leistungs- und Soundmäßig lang geht! Der digitale Tacho schnellt nach oben, da heißt es echt aufpassen, vor allem innerorts! Die Karosserie ist eigentlich trotz der Breite und der ausgestellten Kotflügel mit den aufgesetzten Verbreiterungen übersichtlich, die Motorhaube sehr kantig. Die sehr großen Spiegel geben einen guten Überblick nach hinten. Das Lenkrad mit der roten Mittelstellung hatte der alte Raptor auch schon, überhaupt ist innen alles sehr modern! Auf die kurze Probefahrt konnte ich mich natürlich nicht mit allen Features auseinandersetzen, die der Raptor so bietet. Auffallend ist das sehr große zentrale Display mit 12,4“, fast schon wie ein Tablet! Der Wählhebel für die Automatik ist kleiner geworden, erinnert fast ein wenig an die Mercedes X-Klasse. Gewöhnt man sich aber schnell dran. Sowohl das Armaturenbrett als auch das Display fluten einen mit Infos, fast zu viel, um sich vorher nicht mal damit beschäftigt zu haben!

 

7 Fahrmodi für alle Untergründe stehen zur Auswahl, der Klang-Charakter wird auf Knopfdruck geändert, von dezent bis sehr präsent. Der Allrad ist permanent mit Untersetzung und Sperren. Ich habe die Stadtgrenze erreicht, der Motor hat Temperatur und ich kann mal sehen, was in ihm steckt. Jeder Tritt aufs Gaspedal wird spontan in Vortrieb umgewandelt, als hinge man an einem Bungee-Seil! Die 100 sind in gefühlt zwei Sekunden erreicht, der Sound ist dabei sehr präsent und sportlich. Das geht natürlich auch dezenter, je nachdem, wie man den Soundcharakter einstellt. Da der Raptor ja ein Spaß-Pickup ist, soll er auch Spaß machen – deshalb natürlich das Maximum!

 

Ich biege ab, fahre durch ein Dorf. Danach geht es steil hinauf auf eine Anhöhe, eine gute, kurvige Teststrecke! Das überarbeitete FOX-Fahrwerk soll noch besser sein als im Vorgänger! Um das vergleichen zu können, müsste man jetzt beide nacheinander fahren, die Probefahrt mit dem Vorgänger ist doch schon eine zeitlang her. Auf jeden Fall arbeitet das Fahrwerk sehr gut, vier Schraubenfedern funktionieren halt anders als eine blattgefederte Hinterachse! Die Lenkung ist direkt und nicht schwammig, all das passt schon sehr gut zum Charakter des Raptor – hier merkt man, für was der Pickup wirklich konzipiert ist! Es ist wie beim Vorgänger: Wer Zuladung braucht, muss zu einem anderen Modell der Ranger-Reihe greifen. Und mit einer Bodenfreiheit von 272mm braucht es abseits der Straße eigentlich auch keine zusätzlichen Veränderungen mehr, um gut durchzukommen!

 

Irgendwann biege ich in einen schmalen Weg ein, bleibe stehen und schaue mir den Saurier genauer an, mache Bilder. So im direkten Vergleich zum Vorgänger sieht er schon anders aus. Aber die Designer haben ganze Arbeit geleistet, finde ich! Ein stämmiger Auftritt, die großen Ford-Buchstaben im Kühlergrill dominieren die Front, hier wirken auch die Scheinwerfer anders als in den anderen Modellen, die folgen werden! Die ausgestellten Kotflügel haben auch wieder zusätzliche Verbreiterungen, um die 285er Reifen aufzunehmen und ziemlich bündig mit dem Kotflügel abschließen zu lassen. Und er hat wieder BF Goodrich AT-Bereifung, die ja eine Zeitlang keine Verwendung fand. Die vordere Schutzplatte des Unterfahrschutzes ist aus 2,3 mm dickem hochfesten Stahl, Motor und Verteilergetriebe sind ebenfalls gut vor Bodenkontakt geschützt.

 

Serienmäßige LED-Matrix-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrleuchten, Kurvenlicht gibt es auch. Auch das Heck leuchtet nun mit LED-Scheinwerfern. Noch dazu sind die Heckleuchten optisch sehr gut gelungen, die beidseitige Auspuffanlage ist gut integriert und betont noch den sportlichen Charakter des Pickups mit zwei ovalen Endrohren. Gut finde ich auch das Design der Heckklappe mit dem Ranger-Schriftzug, der nun direkt ins Blech eingearbeitet ist und nicht mehr nur aufgeklebt. Die Trittbretter an der Seite fügen sich optisch gut ein, da ich es nicht gewohnt bin, über Trittbretter einzusteigen, würde ich wohl einige Hosen damit einsauen, bis ich mich dran gewöhnt hätte! Auf jeden Fall schützen sie vor Steinschlag und auch vor Schmutz an der Karosserie-Flanke.

 

Eigentlich möchte man den Raptor einen ganzen Tag probe fahren, so lange habe ich leider nicht Zeit und mache mich über schmale Sträßchen wieder zurück auf den Weg zum Händler. Wer den Raptor haben will, der braucht eigentlich keine 2 Tage Probe fahren, um sich das zu überlegen. Das nötige Kleingeld von ca. 68000 Euro mal vorausgesetzt, weiß man eigentlich nach 5 Minuten Fahrt, ob sich der „Haben-will-Faktor“ einstellt oder nicht! Interessant wäre natürlich noch ein Performance-Test im Gelände, denn dafür ist der Raptor ja gemacht mit seinem FOX-Fahrwerk und dem „Baja“-Modus. Das konnte ich am nagelneuen Fahrzeug natürlich nicht testen. Rein leistungsmäßig gesehen hat man ihn hierzulande um nahezu 100 PS kastriert, warum auch immer. Trotzdem reichen die 288 PS in Zusammenarbeit mit dem V6-Benziner mehr als aus, wer mehr Leistung möchte oder braucht, muss sich entweder einen Fullsize-Pickup oder einen Sportwagen holen! Natürlich muss einem klar sein, dass man so einen Pickup nicht mit dem Verbrauch eines Diesels fahren kann – Auf Nachfrage verbraucht er wohl um die 20 Liter. Das dürfte zwar noch nach unten gehen, war in meinem Ranger damals auch so. Trotzdem sollte man das bedenken, wenn das Hirn ausschaltet und der Bauch fährt!

 

Bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass die Qualität dem Preis entspricht – wir wissen ja, dass der Vorgänger-Ranger schon seine gewissen Wehwehchen hatte, die Ford nun hoffentlich in den Griff gekriegt hat! Als Benziner hat er hierzulande ein Alleinstellungsmerkmal. Ob die Rechnung aufgeht und wie er sich längerfristig macht, dazu kann man jetzt noch gar nichts sagen. Eins macht er auf jeden Fall: Spaß!

 

Vielen Dank ans Autohaus MGS in Weiden, speziell Herrn Schlenk, fürs möglich machen dieser Probefahrt! (Jürgen Krauß)