Testfahrt Mitsubishi L200

Es war 2003, als ich meinen ersten L200 gekauft habe. Das war der K 60 T in der American Sport II - Ausführung, einer der Mitbegründer des wachsenden Pickup-Marktes in Deutschland. Für heutige Verhältnisse immer noch ein schöner, aber mittlerweile einfach bedingt durch sein Alter schon selten anzutreffendes Fahrzeug, zumindest auf deutschen Straßen. Was danach mit dem KAOT und den daraus resultierenden Facelifts in die Schauräume kam, fand aufgrund des eigenwilligen Designs nicht mehr so viele Käufer wie die Baureihe zuvor. Nun kommt ein Facelift zu den Händlern, das durchaus einer näheren Betrachtung wert ist. Wobei der Begriff Facelift fast nicht zutreffend ist, da 50% der Teile neu sind. Seit einigen Wochen kann man ihn schon auf unseren Straßen sehen, Grund genug, vielleicht mal beim Autohaus Ackermann in Altenstadt an der Waldnaab vorbeizufahren!

 

Zusammen mit J.J. schlage ich Nachmittag beim Autohaus auf. Wir werden sehr freundlich empfangen, ich unterschreibe für die Probefahrt, dann schauen wir uns den neuen an. Zuerst lassen wir den Neuen mal auf uns wirken, der Verkäufer erklärt uns bereitwillig alles, was wir wissen möchten. Von vorne betrachtet natürlich die größte Änderung, die Front ist sehr stylisch und modern mit schmalen LED-Scheinwerfern, großen Einfassungen der Nebelscheinwerfer, die eigentlich die Frontpartie am meisten betonen. Dagegen wirkt der Kühlergrill direkt zierlich. Schon mutig, dieses Design, aber auf jeden Fall unverkennbar und noch ein wenig ungewohnt. Man wird sich dran gewöhnen. Von der Seite ist er nun nicht mehr so rund gestylt wie das seinerzeit angeprangerte Postkutschendesign, das nicht bei jedem Käufer oder Fahrer des Vorgängermodells gut ankam! Das Heck ist typisch Pickup, auffällig ist hier die große Chromleiste über dem Heckklappengriff, ein bisschen dezenter hätte zumindest meinen Geschmack mehr getroffen, denn Chrom ist nun nicht jedermanns Sache. Er steht auf durchaus ansehnlichen 18“-Alufelgen, die zwar schon zum Fahrzeug passen, aber sicherlich Raum für größere Räder lassen. Das wird aber zumindest ohne Höherlegungsfahrwerk im vorderen Kotflügel eng, viel Spielraum für Reifen mit mehr Abrollumfang ist da nicht. Das tiefste vordere Teil ist geschützt durch einen Unterfahrschutz, wie stabil der wirklich ist, konnten wir natürlich nicht testen. Die Motorhaube ist 4 cm höher als beim Vorgänger, mit 5,30 m Länge, 1,82 m Breite und 1,78 m Höhe liegt er ungefähr auf dem Niveau seiner Mitbewerber. Die Blattfedern an der Hinterachse haben eine zusätzliche Lage erhalten, Trommelbremsen hinten bringen die Fuhre zum Stehen.

 

Unser Vorführwagen ist ausgestattet mit einem Hardtop. Nachdem man bei den Vorgängermodellen die Hardtops aus der Zubehörindustrie gekauft hatte und diese nicht ohne Probleme waren, sitzt nun eine Mitsubishi-Eigenkonstruktion auf der Ladefläche. Die Unterseite ist einige Zentimeter um die Ladefläche herumgezogen, ob das nun einfach ein Styling-Gag ist, erschließt sich uns nicht. Ganz unglücklich ist es jedenfalls nicht, da es eindringendem Wasser auf jeden Fall schwerer gemacht wird, in den Innenraum zu gelangen. Die Heckklappe zu entriegeln, bedarf entweder einem Trick oder einfach Zufall, man drückt sanft auf das Symbol der Entriegelung und hat entweder Glück, dass diese öffnet oder eben nicht. Das funktionierte nicht immer auf erste Mal. Gut ausgedacht, aber irgendwie wenig praxisnah und dürfte wohl für einigen Unmut bei den Käufern sorgen! Ob dieses System auch nach zwei, drei Jahren noch problemlos funktioniert, wage ich mal zu bezweifeln. Die Heckklappe selbst hat einen Dämpfer, den ja mittlerweile andere Hersteller auch schon serienmäßig anbieten. Das Hardtop hat zwei Dämpfer, die aber oben am Himmel eingebaut sind, haben wir so auch noch nicht gesehen.

 

Steht man auf der Fahrerseite, fällt einem ein zweiter Tankdeckel auf, der rechts neben dem normalen sitzt. Links der für Diesel, darunter ein Zughebel, der den zweiten für den AdBlue-Tank öffnet. Kann man machen, hätte man aber auch in einer Öffnung unterbringen können.

 

Öffnet man die Motorhaube, kann man das Herzstück des Mitsubishis sehen. Und das ist ein recht neuer D1-D Commonrail-Diesel mit 2,2 Litern Hubraum und 150 PS. Der erfüllt nach neuestem Standard schon die Euro-6-d-Temp-Norm. Die anderswo erhältliche stärkere Version kommt wieder mal nicht zu uns, wahrscheinlich dem Abgasverhalten geschuldet. Mit seinen 150 PS liegt er gleichauf mit dem Toyota, Ford und Nissan bieten da mit ihren Vierzylindern mehr. Also steigen wir ein, wir wollen ja fahren. Auf den Stoffsitzen sitzt man weicher als z.B. im Ford Ranger. Nach kurzer Gewöhnungsphase findet man sich aber schnell zurecht, alle Schalter sind logisch angeordnet und werfen keine Rätsel auf. Der große Allrad-Drehschalter sitzt in der Mittelkonsole, am Lenkrad sind Schaltwippen angebracht, die aussehen wie aus einem Sportwagen. Der Startknopf ist auf der linken Seite neben dem Lenkrad.

 

Den Startknopf gedrückt und der Common-Rail-Diesel nimmt sofort seine Arbeit auf. Hörbar, aber nicht zu laut. Wir sind mit einer Automatikversion unterwegs, die 6 Stufen aufweist. Wahlweise kann man auch einen 6-Gang-Schalter nehmen. Bei der Automatik hat man die Möglichkeit, manuell zu schalten, dies kann sowohl per Antippen des Wählhebels geschehen als eben auch mit den erwähnten Schaltwippen am Lenkrad. Links minus, rechts plus. Langsam rollen wir vom Hof, fahren erst ein paar Kilometer auf der Landstraße. Als der Motor warm ist, kann man auch mal testen, was in dem neuen Motor steckt. Nun, vorweg: 150 PS können bei einem 2-Tonnen-Fahrzeug keine Beschleunigungswunder bewirken! Der gewisse „Bumms“ fehlt subjektiv betrachtet etwas. Schaut man aber auf den Tacho, beschleunigt er objektiv durchaus zügig! Der Motor ist recht leise, laut wird er erst beim Kickdown, zumindest solange, bis in die nächsthöhere Stufe geschaltet wird.

 

Wir biegen ab in eine kleinere Landstraße und ich schalte in die manuelle Schaltgasse. Für mich ungewohnt, machen die Wipptasten am Lenkrad durchaus Spaß, nach kurzer Zeit kommt man damit sehr gut zurecht. Wenn man möchte, kann er ganz schön hochdrehen, und dann ist der Motor echt bemüht, brauchbare Fahrleistungen zustande zu bringen! In der Praxis wird so kaum jemand unterwegs sein, wir haben es auch nicht übertrieben, da der Wagen gerade mal 550 km auf der Uhr hatte und schon einem Kunden versprochen war.

 

Wichtig für uns Allradfahrer ist natürlich auch das Allradsystem. Seit Einführung des KAOT 2006 ist der L200 ja in den höherwertigen Verisonen mit Permanentallrad zu haben, für viele bestimmt ein nicht unwesentlicher Kaufgrund. All das bietet der Neue in verbesserter Form auch. Normalerweise ist man mit 4H unterwegs, heißt, Permanentallrad mit offenem Mitteldifferenzial, damit sich nichts verspannt. Dreht man den Schalter nach links, fährt man in 2H, ist also mit Heckantrieb unterwegs, so wie die Zuschaltallradler halt auch. Dreht man weiter nach rechts, gelangt man in den Modus „4HLc“, dabei fährt man mit permanentem Allrad, jedoch mit gesperrtem Mitteldifferenzial, also so, wie wenn man bei einem Zuschaltallrad den Allradantrieb zuschaltet. Im Display kann man den Zustand des Allrad anhand einer Grafik nachvollziehen. Schaltet man die Getriebestellung auf „N“, kann man noch eine Stufe weiter nach rechts drehen und gelangt dann in den „4LLc“-Modus, das ist die Getriebeuntersetzung für anspruchsvollere Geländefahrten. Das alles kann immer einige Sekunden dauern, bzw. einige Meter Fahrt, klappt aber gut. Des Weiteren hat man die Möglichkeit, verschiedene Untergründe zu wählen, wie Gravel, Sand oder Snow.

 

Wir machen uns langsam wieder auf den Weg zurück zum Autohaus, wo wir mit dem Verkäufer noch einen Plausch halten und ihm das Fazit unserer Probefahrt erzählen, das bis auf ein paar kleine Sachen durchaus positiv ausfällt! Er erklärt uns, dass es momentan zur Markeinführung die „Intro“-Modelle zum Sonderpreis von 33990 € gibt, und das bei echt guter Ausstattung. Geben tut es den aktuellen L200 als Doppel- und 1,5-Kabiner, die Einzelkabine gibt es leider nicht mehr. Dabei kann man wählen zwischen den Versionen Basis, Basis mit Komfort-Paket, Plus, Top und Top mit Navi. Neben 18“-Felgen, Ausparksensoren, Bergabfahrhilfe, Einparkhilfe vorn und hinten, Fernlichtassistent, LED-Scheinwerfern rundum, Notbremsassistent, Sitzheizung über Smart-Key-System, Totwinkelassistent bis hin zum Start-Stop-Knopf ist für jeden Geschmack und Geldbeutel was dabei. Wie viel man davon haben möchte oder braucht, klärt sich bei einem Blick in die Ausstattungsliste.

 

Mein ganz persönliches Fazit der Probefahrt fällt bis auf ein paar Kleinigkeiten durchweg positiv aus. Optisch gefälliger als seine Vorgänger, wird man sich an die eigenwillige Front sicherlich gewöhnen und sie vielleicht bald als gelungen bezeichnen. Die Fahrleistungen, die die Ingenieure aus dem 150-PS-Diesel kitzeln, reichen durchaus für flotte Fortbewegung, ein Rennwagen ist der L200 aber nicht, da sollte man nicht zu viel erwarten. Man müsste mal die Schalterversion fahren, die spritziger sein soll. Ich finde, der Motor harmoniert gut mit der 6-Gang-Automatik. Wie sich die relativ weichen Stoffsitze auf langen Touren machen, kann ich nach der Probefahrt natürlich nicht beurteilen. Mit 3.1 Tonnen Anhängelast ist er wohl für die meisten Einsatzzwecke gut gerüstet. Wenn man mal einen direkten Vergleich vom L200 von 2003 zum jetzigen Modell nimmt, dann ist es wie ein Auto aus einer anderen Welt – bei dem die Entwickler ihre Hausaufgaben aber gemacht haben! Wir möchten uns beim Autohaus Ackermann in Altenstadt für die Bereitstellung des Vorführwagens bedanken und natürlich auch für die gute Einweisung! (J.K.)